Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 18 - Christi Leiden von Seiten der MenschenJoh 18 - Christi Leiden von Seiten der Menschen
Die Leiden des Herrn von Seiten des Menschen fingen schon bei der Krippe an und gingen durch Sein ganzes Erdenleben. Hier wollen wir nur die Leiden dieses Kapitels nennen. Sechs verschiedene Klassen werden genannt, die dem Herrn schwere Leiden verursachten. Er litt:
Durch den Verrat eines Heuchlers (Vers 3). Durch
Judas, einem Manne, der etwa drei Jahre Tischgemeinschaft mit Jesus
genoß. Der Herr hatte ihn in seine Nachfolge gerufen, ausgerüstet
(Mt 10), so mächtig, daß er Teufel austrieb. Er unterließ, den
Geldteufel aus sich auszutreiben. Geldliebe machte ihn zum Verräter. Der
Herr empfand es tief (Lk 22,48). Religiöse Heuchler sind die
schlimmsten, sie schrecken vor keinem Mord zurück. Schon in
Geschlagen von den Ungerechten. Ein Diener des Hohenpriesters schlug den Herrn ohne Ursache. Der Herr fragt: „Habe ich übel geredet? Wenn nicht, warum schlägst du mich?“ Es ist leichter, im Fanatismus dreinzuschlagen, als der Wahrheit zu folgen. Bis heute werden Knechte Gottes geschlagen, das haben die Apostel reichlich erfahren (2Kor 11,23; Apg 23,4; 5,41). Das zog sich durch die Jahrhunderte hindurch, wozu die katholische Kirche ihren Hauptanteil hat. Schon das Alte Testament redet viel von den Leiden der Knechte Gottes; der Herr faßt sie in Matthäus 23,37 zusammen.
Verleugnet von Feigen. Das geschah von allen Jüngern durch ihre feige Flucht bei Jesu Gefangennahme, mit Ausnahme einiger Frauen, die ausharrten bis zu Jesu Grablegung. Besonders aber geschah es durch Petrus, dem Manne, der kurz zuvor erklärte, für den Herrn sterben zu wollen. Trotz vorheriger Warnung behauptet er dreimal: „Ich kenne den Menschen nicht.“ Diese häßliche Sünde wiederholt sich bei vielen Gläubigen. Petrus tat Buße unter Tränen. Hast du das auch getan, als du dich des Herrn und Seines Volkes schämtest? Bitter schmeckt der Kelch der Leiden, wenn gereicht von Bruderhand. Aber wie beantwortete der Herr die Sünde des Petrus? Er schenkte ihm einen reichen Fischzug (Kap. 21, 12; 6. 11). Er lud ihn ein zu einem Mahl am Ufer.
Schließlich half ihm der Herr innerlich zurecht und bestätigte sein Apostelamt (Kap. 21, 15‑18). Nur Wiederhergestellte vermögen die Schafe Christi zu weiden.
Petrus verriet den Herrn durch seine Zunge. Andere tun es durch ihren Wandel, indem sie Anstoß ihrer Umwelt geben. Die modernen Theologen tun es durch ihre Kritik am Herrn und Seinem Wort; sie sind Verräter, fahren ins ewige Verderben und ziehen andere mit. Welch eine Verantwortung!
Geschmäht von den Selbstgerechten. Sie führten Jesum aus dem Hause des Hohepriesters vor Pilatus. Um sich nicht zu verunreinigen, gingen sie selbst nicht hinein (Vers 28; Apg 10,28). Sie seien Mücken und schlucken Kamele. Sie reinigen, wie der Herr in Matthäus 23,25 sagt, das Äußere des Gefäßes, inwendig aber ist es voll Raub. Das ist der religiöse Mensch von Anfang an gewesen. Heute opfert er und morgen mordet er (1. Mose 4). Daß sie den Herrn um jeden Preis umbringen wollten, beweist, daß sie der Volksmenge befahlen, „kreuzige Ihn“ zu schreien. Um des Erfolges sicher zu sein, stellten sie falsche Zeugen auf. Selbstgerechte haben nur den Schein der Gottseligkeit, sie selbst aber verleugnen den Gerechten. Petrus hat diese fromme Heuchler Mörder genannt (Apg 5,30). Und was tat unser Herr? Was Petrus später von Ihm schreibt, Er stellte alles Dem anheim, der recht richtet (1Pet 2,23).
Gerichtet, verurteilt von Ungerechten. Diese Richter, Pilatus und Herodes, machten Jesus verächtlich. Sie belästigten Den, der der Richter der Welt ist (Joh 5,27) mit drei Fragen: «Bist du der König der Juden (Vers33)? Die zweite Frage: „Was ist Wahrheit?“ (Vers 38) und zuletzt: „Wo bist du her“ (Kap. 19, 9)? Jesus schwieg. Er hatte es oft gesagt, daß er von oben gekommen sei, und sie glaubten Ihm nicht. Der Reine und Heilige wird von den Gottlosen und Ungerechten ausgefragt. Pilatus wollte dem Volke gefällig sein. Schließlich fragt Pilatus, was er mit Jesus machen solle? Trotz Warnung von Seiten seines Weibes dachte er nicht daran, daß er selbst einmal vor diesem Jesus gerichtet werden wird. Dort wird es nicht mehr heißen: „Was soll ich denn machen mit Jesus?“, sondern was wird Jesus mit mir machen?
Geschmäht und verächtlich gemacht von rohen Soldaten. Er, der der König des Friedens ist, wird hier öffentlich gepeinigt und geschmäht. Man spie Ihm ins Angesicht, was ein Ausdruck größter Gemeinheit und Verachtung ist. Um Jesum als König zu verhöhnen, setzten sie eine qualvolle Dornenkrone auf Sein Haupt und in Seine Hand legten sie ein Rohr als Zepter. Herodes legte Ihm im Spott einen alten Purpurmantel an. Und wie beantwortete der Herr all diese Qualen? Mit „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“. Ähnlich handelte Stephanus in seinen Todesschmerzen. Und wie benehmen wir uns bei Schmähungen? (J. S.)