Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mt 25,1-13 - Die zehn JungfrauenMt 25,1-13 - Die zehn Jungfrauen
Wir haben hier eins der ernstesten Gleichnisse des Herrn. Es führt uns ans Ende, d. h.. bis zu Seinem Kommen in Herrlichkeit. Ferner weist es uns auf das Nötigste, auf den lebendigen Glauben und auf das Warten auf den Herrn hin. Endlich zeigt es uns auch den freudigen Eingang derer, die bereit sind, und den Ausschluß derer, die es nicht sind. Wir betrachten:
1. Das Gleichnis in seiner wörtlichen Bedeutung. Mit einer Hochzeit in Palästina haben wir es hier zu tun. Mit großer Aufmachung wird die Braut in das Haus des Bräutigams gebracht. Die Freunde des Brautpaares sind zum Feste geladen. Die Festlichkeiten waren des Abends spät. Die, die dem Zuge folgten, waren mit Fackeln ausgerüstet und mit einem Vorratsgefäß mit Öl versehen. In unserm Gleichnis verzieht der Bräutigam und alle schlafen ein, bis plötzlich der Ruf erschallt: „Der Bräutigam kommt“. Alle erheben sich, um dem Bräutigam entgegenzugehen. Da entdecken die Törichten, daß ihre Lampen erlöschen. Sie suchen Hilfe bei den Klugen, jedoch diese haben nur genug für sich selbst. Während jene nun hingehen, um Öl zu kaufen, kommt der Bräutigam, und die bereit waren, gingen mit ihm ein zur Hochzeit. Die Törichten hingegen müssen sehen, daß sie zu spät gekommen und von der Freude ausgeschlossen sind.
2. Wer ist der Bräutigam? Obwohl manches in diesem Gleichnis schwer zu verstehen ist, z. B. die Frage, wen es angeht, die Juden oder die Gemeinde, so ist doch eins klar, daß Jesus der Bräutigam ist, Ps 45,10. Jesus nennt sich im Gleichnis selbst so, Mt 22,1 und in Mt 9,15. Johannes der Täufer nennt Ihn auch den Bräutigam, Joh 3,29.
3. Wer ist die Braut? Hier gehen die Meinungen sehr auseinander, indem die einen sagen, daß Israel, die andern, daß ein Überrest aus Israel und wieder andere, daß die Gemeinde die Braut sei. Jedoch dies ist nicht der Punkt, um den sich das Gleichnis dreht. Sondern der Herr will vielmehr auf die Bereitschaft uns auf das Warten der Seinen auf Sein Kommen hinweisen und dies geht gewiß alle an, seien sie Juden oder Christen.
4. Die Jungfrauen. Offenbar treten zwei Gruppen hervor, kluge und törichte. Beachten wir dabei ihre große Ähnlichkeit. Sie tragen alle die gleichen Namen „Jungfrauen“ (Bild der Reinheit und Unschuld, sie tragen dieselben Hochzeitskleider und sie sind auch alle ausgegangen, dem Bräutigam entgegen. Das Ausgehen ist das sichtliche Bekenntnis. Abraham ging auf Gottes Befehl aus (1. Mose 12) und verlies alles, um das verheißene Land zu erlangen. Ähnliches taten all diese Jungfrauen und doch tatens nicht alle gleich. Alle hatten dieselben Lampen und denselben Schein nach außen, sie schliefen auch alle ein. Menschliche Augen konnten keinen Unterschied feststellen. Der große Unterschied lag tiefer. Sie hatten zu bauen begonnen, aber nicht die Kosten überschlagen, Lk 14,28-30. Alles, worin der große Unterschied lag, wird mit dem kurzen Wort gesagt: „Sie hatten kein Öl“. Sie glichen denen, bei denen der Same auf den Felsen gefallen ist. Mt 13,20. Sie hatten nicht Christi Geist, Röm 8,9.
5. Die Krämer. Diese sind Seine Diener. Den
Törichten wird geraten hinzugehen und zu kaufen. In Jes 55,1 verrät uns
die Schrift den Kaufpreis. Bei diesem Kaufen handelt es sich nicht um
eine Gegenleistung. Wir können nichts tun zu unserem Heil. Der Herr hat
alles völlig erworben. Es ist vollbracht. Also nichts ist zu tun, als
das anzunehmen, was uns seine Botschafter (Krämer) anbieten.
6. Die Mitternachtsstunde. Der Bräutigam verzog. Die ersten Christen haben den Herrn sehnsüchtig erwartet. 1Thes 1,10. Als aber der Bräutigam verzog, wurden alle schläfrig. Die Klugen konnten in einem gewissen Sinne ruhig einschlafen, weil sie bereit waren. Sie hatten für die Zukunft Fürsorge getroffen, gleichsam, wie es Moses in Psalm 90,12 ausspricht. Der laute Ruf Seiner Ankunft geht jetzt durch alle Lande, das ist ein Zeichen Seiner baldigen Ankunft. CSefner 6aTb!gen Zntunft.
7. Das Endergebnis. Die bereit waren, gingen ein zur Hochzeit. Der lang ersehnte Augenblick war nun gekommen. Dieses Bereitsein bestans nicht in äußeren Dingen, sondern wie der Herr sagt: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch“. Dieses Bereitsein ist nach Johannes 3 die Neugeburt. Es ist Kraft und Wirklichkeit und nicht allein Form. Als alle fröhlich mit dem Bräutigam eingegangen waren, kamen auch die Törichten. Ihre erste Torheit bestand darin, daß sie kein Öl mitnahmen, und die 2. daß sie zu spät kamen, als die Tür verschlossen war. „Zu spät“, „draußen“ und „ich kenne euch nicht“, welch erschütternde Worte! Darum prüfe sich jeder vor dem Herrn.