Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 10,39 - Liebliche ErinnerungenJoh 10,39 - Liebliche Erinnerungen
Die Juden waren am Ende ihres Widerstandes gegen Jesu Belehrungen und versuchten Ihn zu steinigen. Während sie sich darauf vorbereiteten, entwich der Herr, wohl ähnlich wie in Lk 4,29.30. Jesu Stunde war noch nicht gekommen. Überführte Menschen, die aber nicht glauben wollen, versuchen dem Redner den Mund zu schließen. Das und mehr tat Herodes Johannes gegenüber (Mk. 6,17). Heute schützt das Gesetz den Prediger, dafür versucht man ihn mit dem Schwert „Zunge“" durch Lüge und Verleumdung moralisch zu töten. Der Herr hatte sein Tagewerk vollendet und ging in die Stille. Er entwich den Verächtern, so wie Er es Seinen Jüngern befahl (Mt 10,14). Ein Boot setzte Jesus über den Jordan. Hier müssen köstliche Erinnerungen aufgetaucht sein, denn hier geschah Großes in früheren Jahren. Wo ging Jesus hin?
Nach Bethabara, jenseits des Jordan. Dort flossen einst Ströme lebendigen Wassers durch Johannes. Menschen, die Gott erlebt haben, denken gern an Ort und Zeitpunkt geistlicher Segnungen zurück. Ich selbst denke oft an Ort und Stunde meiner Bekehrung. Jene zwei Jünger in Kp. 1, 39 erinnerten sich der zehnten Stunde. Jakob wird nie die Nächte von Bethel und Pniel vergessen haben (Hosea 12,5). Zachäus wird oft an jenem Maulbeerbaum hinaufgeschaut haben, von dem Jesus ihn herunterrief. So wird auch Paulus voll Dank und Anbetung vor Damaskus gestanden haben, da der Herr ihm erschienen war, wo ihm, dem Lästerer und Verfolger, Gnade zuteil wurde (1Tim 1,12.13). Was geschah in Bethabara? Großes!
Bethabara war ein Ort gewaltigster Erweckung. Hier trat furchtlos der größte von Weibern Geborene auf und deckte schonungslos der Menschen Sünde auf und leitete sie zur Buße. Lieber ließ er sein Leben, als daß er die Sünde schonte. Nur nach wahrer Erkenntnis der Sünde folgten Buße und Bekehrung. Johannes hüllte sein Schwert nicht in Watte.
Bethabara war ein geweihter Ort. Dort wurden heilige Handlungen vollzogen. Johannes durfte Scharen taufen, die Buße taten. Bethabara aber stand besonders dadurch in köstlicher Erinnerung, weil hier Jesus selbst sich wie ein Sünder taufen ließ. Hierauf ertönte des Vaters Stimme: Dieser, der aus dem Wasser steigt, ist mein geliebter Sohn. Hier kam der Heilige Geist auf Ihn, die Salbung für die große vor Ihm liegende Aufgabe. Bethabara war die Offenbarungsstätte der göttlichen Dreieinigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist werden genannt.
Bethabara war der Ort, da Jesus die erste Frucht erntete. Hier traten die ersten fünf Jünger in Seine Nachfolge (1, 35 ff.). Einige sind mit Namen genannt; andere mögen unbekannt geblieben sein, aber dem Herrn sind alle bekannt. Gern kehre ich an Orte zurück, da mir der Herr Seelen schenkte, da solide Bausteine, solche wie Petrus, als lebendige Steine in den geistlichen Tempel eingefügt wurden (1Pet 2,5).
Bethabara, ein Zufluchtsort. Nach langem erbittertem Widerstand, da sich Satan und Hölle gegen den Herrn aufmachten, fand Jesus eine Oase, ein Elim. Hier wurde es aufs neue
Eine Stätte großer Segnungen (V. 41). Viele kamen dahin, um allein mit Jesus zu sein (1, 38; 3, 2). Es waren wohl jene, die den Widerspruch der Juden hörten. Unter der Menge schwiegen sie vor Menschenfurcht (9, 22). Hier aber lauschten sie Jesu Worten. Hier wird es Frage und Antwort gegeben haben. Hier wurden ungelöste Probleme gelöst, etwa wie einst die der Königin von Saba durch Salomo (1Kön 10). Hier glaubten viele an Ihn.
Hier tauchten alte Erinnerungen auf. Die Zuhörer erwähnen Johannes den Täufer. Vielleicht waren solche unter ihnen, die seine Botschaft hörten und von ihm getauft wurden. Was sagten sie von dem großen Propheten? „Alles, was Johannes von diesem Jesus gesagt hat, war wahr“ (V. 41). Was sagte Johannes vom Herrn? Große Glaubensgrundwahrheiten. Daß Er das Lamm Gottes sei, das der Welt Sünde trug. Daß Er mit heiligem Geist taufe. Daß Er der Sohn Gottes sei. Er nannte Ihn selbst Bräutigam, also den, der wiederkommen wird. Manches Samenkorn geht erst nach Jahren auf. Obwohl Johannes sehr bescheiden auftrat, ohne Zeichen und Wunder, so kam er doch im Geiste und in der Kraft des Elia, wenn auch ohne dessen wundertätigen Mantel (2Kön 2,8.14).
Der reiche Erfolg. Viele glaubten an den Herrn. Das war dem Herrn nach langen, scheinbar fruchtlosen Debatten eine große Ermunterung. Es ist Freude über einen Sünder, der Buße tut. Hier vollzog sich ähnliches wie in Sichar (4, 41). Die Zuhörer nahmen Jesus als das Lamm Gottes, als den Sohn Gottes auf. Ihre Entscheidung für Jesus geschah ohne Zögern.
Herr, bleibe bei uns. So baten Ihn einst die Emmausjünger (Lk 24,29). Ebenso die Samariter, und Jesus blieb zwei Tage bei ihnen (4, 40). Auch Petrus blieb einige Tage bei den jungbekehrten in Cäsarea (Apg 10,48). Jungbekehrte bedürfen der Pflege. So hat auch hier der gute Hirte die Lämmer auf grüne Auen und zu frischen Wassern geführt. Der Herr mußte diese Jungbekehrten belehren, befestigen, ermuntern, denn der Haß gegen alle Jesusnachfolger war groß. Auch stand Jesus vor der Kreuzigung; damit sie nicht wanken und in Zweifel geraten, wird Er sie auf das Kreuz vorbereitet haben (Lk 24,18 ff.).