Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
1Mo 41,1 ‑13 - Gott gedachte an Joseph1Mo 41,1 ‑13 - Gott gedachte an Joseph
Volle zwei Jahre waren vergangen seitdem sich die Gefängnistüren für den Schenken geöffnet hatten, aber in Josephs Zelle drang kein Lichtstrahl. Bei aller Milde, die er erfuhr, war er doch ein Sträfling. Rücksichtslos, ohne Untersuchung, hatte man ihn gestohlen aus seinem Vaterhaus gerissen. Der Schenke vergaß seiner, aber der Herr war mit Joseph und gedachte an ihn. Frühere Bemühungen, ihn zu befreien, hätten ihn wohl heimgebracht, aber nie an den Platz, den Gott für ihn bestimmt hatte. In dieser letzten Klasse der Schule Gottes reifte Joseph zu einem der größten Gottesmänner heran, der nicht vergeblich immer wieder auf Christus hinweist. Will Gott einen Knecht besonders brauchen, so behält Er ihn länger als andere in Seiner Schule (Ps 105,19; Hab 2,3; Röm 8,28). Nach zwei Jahren bestand Joseph sein Hochschulexamen mit Auszeichnung (V. 37‑39).
Des Königs Herz ist in der Hand Gottes. Dieses Wort Salomos hat sich oft bestätigt (Spr 21,1). So redet Gott auf mancherlei Weise mit Menschen, oft zu denen, die Ihn weder suchen noch kennen (1. M. 20, 3‑7; 40, 9‑19). Bei Königen hat Gott oft in dieser Weise angeklopft. Man denke an Nebukadnezar, Belsazar, Ahasveros und andere (Dan Kap. 2. 4. 5; Esther 6). Pharao merkte, daß es gewaltigere Mächte wie Ägyptenland und sein Heer gibt. Und was erst, wenn ihm diese Macht unfreundlich gesonnen ist und sein Traum ein Ende mit Schrecken bedeutet, wie der des Bäckers. Pharao vermutete Schweres hinter seinen Träumen.
Ein Kronrat. Pharao stand gewiß früh auf, wie einst
Abraham, nachdem Gott mit ihm gesprochen hatte (1. M. 22). Er befahl
Ministern, Weisen, Zeichendeutern, Wahrsagern, zu erscheinen (
Der Fehlschlag der Weisen. Ägypten war seiner Zeit das Zentrum der Weisheit und Astrologie, darin später Mose unterwiesen wurde (Apg 7,22). Auch er mußte umlernen und erkennen, daß die Weisheit dieser Welt Torheit bei Gott ist. Außer Gott gibt es keine Offenbarung noch Licht. Nur in Seinem Licht sehen wir das Licht. Pharao erging es wie später Nebukadnezar (Dan 2,27; 4,7; 5,8). Beiden ist durch Israeliten Licht gebracht worden. So wird Israel nochmals die Zuflucht aller Völker sein (Joh 4,22). Je erschütternder und beunruhigender die Träume waren, umsomehr wurde das Versagen der Weisheit dieser Welt zuschanden. Was nun? Der Schenke, der dabei stand, denkt plötzlich an Joseph und sagt:
Heute gedenke ich an meine Sünden. Wenn auch Gott Seine eigenen Wege mit Joseph hatte, so hatte doch der Schenke schwer an ihm gesündigt. Er hatte Joseph versprochen, an ihn zu denken, aber er vergaß ihn. O die Unterlassungssünden, die vielen Versprechen und Gelübden gegen Gott! Volle zwei Jahre stand der Schenke in Glanz und Ehren, beglückwünscht von seinen Freunden; aber seinen Wohltäter vergaß er. Hast du auch Unterlassungssünden? Viele haben Gott allerlei gelobt. Du auch? Etwa ein hingegebenes Leben, ein Opfer? Lies Mt 25,41-46. Unterlassungssünden können vor Gott ebenso groß und schwer wiegen wie Tatsünden. Viele Gotteskinder gehen am Bedürftigen, Niedergeschlagenen, Entgleisten vorbei, ohne ihm die Hand zu bieten. Anstatt mit ihrem Geld zu dienen, liegt es brach auf der Bank. Sie gleichen dem Priester und Leviten in Lk 10. Fühlst du dich schuldig, dann bekenne und mache es wieder gut, wie der Schenke.
Der Schenke wird nun sein Erlebnis mit Joseph erzählt haben, wie er ihm seine Träume deutete und wie sie genau nach seiner Deutung erfüllt wurden.
Lerne etwas aus dieser Geschichte. Einmal: erinnere dich an deine Versprechen. Kinder an Eltern, vor allem Versprechen Gott gegenüber, etwa den Zehnten. Verwundere dich dann nicht, wenn du zu den Vergessenen gehörst. Hast du auch solche, denen du halfest, die dir allerlei versprachen? Viele Gerettete denken wenig oder nie an die, die ihr Wegweiser zu Christo waren. Aber soll unser Vergessenwerden nicht ebenso zu unserm Heil dienen, wie damals bei Joseph? Gott hatte einen besseren Weg zur Befreiung Josephs vor, als er meinte.
Der Tag der Befreiung. Er kam nicht durch einen Diener, sondern durch den König selbst (Ps 105,19). Sinne nicht über deine Lage, sondern über den Befreier nach, dann kommt die Rettung.