Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 11 - Ein Stiller im LandeJoh 11 - Ein Stiller im Lande
Das war Lazarus. Des geschätzten Dienstes seiner zwei Schwestern wird öfters gedacht, von ihm aber hören wir anfangs nur seinen Namen. Dennoch geschah weit Größeres durch Lazarus. Durch ihn wurde die Herrlichkeit Gottes offenbar und er selbst durfte in sie eingehen. Von seinem Vorleben wissen wir nichts. War er nicht der Hausherr? Als solcher hat er viele Dienste geleistet, besonders wenn Jesus und seine Jünger zu Gast waren. Wer mag den Gästen die Füße gewaschen haben (Lk 7,44)? Lazarus diente im Verborgenen.
Seine Krankheit. Sie war ernst, darum meldete sie Martha dem Herrn. Lazarus mag abgewehrt haben, weil die Juden das letzte Mal Jesus steinigen wollten. Setzt nicht den Meister meinetwegen neuen Gefahren aus! Lazarus mag die Krankheit aus Jesu Hand genommen haben. Auf diese Weise konnte er der Umgebung ein großer Segen sein. Krankheiten und Nöte jeder Art resp. deren Heilungen waren in Jesu Tagen die Beglaubigung seiner göttlichen Sendung (Lk 4,18). Sie dienten zur Verherrlichung Gottes und waren, wie im Fall des Lazarus, ein gewaltiges Zeugnis an Israel. Oft ist die Krankheit
Ein Vorbote des Todes. Gott benützt sie oft als eine
Art Gnadenfrist zu ernster Besinnung. Lazarus war nur kurze Zeit krank,
bald darauf starb er, ähnlich wie Jairus Töchterlein (Mk 5,35).
Reich belehrend ist, daß Jesus den Tod mit dem Schlaf vergleicht. Das
lehrte auch Paulus (1Thes 4,13). Damit nimmt uns die Schrift die
Angst vor dem Tode. Schlafen ist ein Ruhen von der Arbeit (
Lazarus ein Werkzeug im Tode. Die Schwestern mußten in enger Verbindung mit Jesus gelebt haben. Sie wußten, wo er weilte und machten Ihm Bericht. Jesus wußte nicht nur, daß Lazarus krank war, sondern daß er schon tot war. Jesus sagt: „Lazarus, unser Freund, schläft; ich gehe hin, ihn aufzuwecken.“ Die Jünger glaubten, daß Jesus nur den leiblichen Schlaf meine und baten Ihn, nicht hinzugehen (Vers 8).Jesus sagte frei heraus: „Lazarus ist gestorben“ (Vers 14). Um der Jünger wegen war Jesus froh, daß Er abwesend war. Lazarus Krankheit sollte zur Ehre Gottes dienen, wie die des Blindgeborenen in Kapitel 9, 2. Lazarus durfte das Werkzeug zum größten Wunder Christi werden. Dadurch sollte Israel nochmals aus seinem Sündenschlafe erwachen und Jesu Allmacht und Gottheit sollte durch ihn offenbar werden. Lazarus selbst durfte zur Herrlichkeit eingehen. Kaum hatte Er droben die goldene Harfe zum Lobe Gottes angestimmt, mußte er sie wieder beiseite legen. Ähnlich den zwei Zeugen in Offenbarung 11 mußte auch er auf diesen Schauplatz zurück und wiederum leiden und sterben. Der Herr wollte ihn noch in besonderer Weise brauchen.
Das ist ein Wink für alle, die aus dem geistlichen Schlafe erwacht sind. Gott ruft sie zu guten Werken (Eph 2,10). Hier ruft Er den Lazarus. Die erste Stimme, die er hörte, war die seines Freundes (Off 4,1). „Lazarus, komm heraus“, so rief Jesus mit lauter Stimme. Er rief ihn mit Namen, sonst wären wohl alle Toten auferstanden (Kapitel 5, 28. 29). Plötzlich stand Lazarus vor der großen Trauerversammlung. Lernen wir hier noch einen wichtigen Gedanken. Ehe der Herr Lazarus rief, schrie Er erst zum Vater (Mk 6,41; 7,34). Ähnlich wie der Prophet den Totengebeinen weissagen mußte (Hes 37). Im Gebet lag beim Herrn die Quelle Seiner Kraft. Auf das Gebet hin stehen noch heute geistlich Tote auf.
Löset ihn. Wovon? Von den Grabtüchern. Haben wir die Grabtücher abgelegt? Bist du frei von alten Gebundenheiten?
Laßt ihn gehen. Wohin? Denselben Weg, den Jesus ging, zu leiden und zu sterben (Vers 10). Lazarus folgte dem Lamme nach. Die Juden gedachten auch ihn zu töten. Allen, die in jenen Tagen zu Jesus kamen, sagte Er, daß sie verfolgt werden müssen. Die Jesusnachfolge kommt viele sehr teuer (Hehr. 10, 34; 11, 3638). Der Christ darf auf diesem Wege den Herrn verherrlichen (1Pet 4,16), darf sich aber schon hier mit unaussprechlicher Freude freuen (1Pet 1,8).
Das Zeugnis durch den Auferweckten. Alle wußten, daß Lazarus tot war. Viele Bekannte waren gekommen, die Schwestern zu trösten. Plötzlich erscheint der wahre Tröster, der aber mehr als Worte brachte. Jesus weckte Lazarus zu neuem Leben auf.
Der Segen, der vom Auferweckten ausging. Er war vielseitig.
Viele Juden die noch hin und her schwankten, glaubten an Jesus als den Sohn Gottes (Vers 45).
Die Ruferweckung war auch dazu bestimmt, Israel aufzuwecken. Alle sollten wissen, daß Er der Gesandte Gottes sei. Das, was Jesus an Lazarus tat, führte die einen zu Jesu und andere zu Seinen Feinden (2Kor 2,16).
Was durch Lazarus geschah, soll durch alle Gotteskinder geschehen. David sagt: „Viele werden es sehen“ (Ps 40,4). So war es bei Saulus. Der, der einst Jesus verfolgte, verkündigt Ihn.