Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
1Mo 37,5 ‑13 - Josephs Träume1Mo 37,5 ‑13 - Josephs Träume
Joseph wurde aus mancherlei Gründen vom Vater vor seinen Brüdern
bevorzugt. Er war der Sohn seines Alters, dazu von Rahel, der
Lieblingsfrau, geboren. Besonders aber wegen seines guten Charakters,
durch den er sich völlig von seinen Brüdern unterschied. Von Welt und
Sünde sonderte er sich ab. Deshalb konnte ihn Gott als Sein Sprachrohr
in aller Frühe gebrauchen, wie später den jungen Samuel (1Sam 3).
Hier lernen wir Joseph als Prophet kennen, der Blicke in weite Fernen
tun durfte, bis ins Buch der Offenbarung (Kap. 12). Ein Abgesonderter
Gottes zu sein ist Bedingung, um ein Gefäß Gottes zu werden (
Der Traum der Garben. Früh offenbarte sich Gott, d. h. benützte Gott den Joseph als Sein Werkzeug. Er zeigte ihm seine eigene Geschichte, wie die seiner Familie und ihrer Nachkommen. Träume, resp. Traumdeutung bilden einen wesentlichen Zug in Josephs Leben. Obwohl seine Träume zunächst seine Familie betrafen, so ahnte er nicht, daß er selbst wie aus einem schrecklichen Traum erwachen würde, da er als Sklave nach Ägypten verkauft und in eine harte Schule geführt wurde. Alle Diener, die Gott brauchte, gingen rauhe Wege.
Als Joseph von den Garben und dem sich Neigen vor seiner Garbe sprach, erkannten die Brüder sofort, daß er sich selbst und sie damit meinte (Mt 21,45). Die Zumutung, daß sie sich vor ihrem jüngsten Bruder niederwerfen sollten, war zu stark für sie, darum haßten sie ihn. Joseph ahnte nicht, daß seine Garbe von seinen Brüdern zuerst gedroschen werden sollte. Die größte Erfüllung dieser Stelle sehen wir im Herrn Jesus (Phil 2,6-11). In V. 7 kommt das Wort „Siehe“ dreimal vor. Die Brüder sollten aufmerken, aber sie wollten nicht. Sie wollten so wenig die Wahrheit glauben, wie später Israel (Joh 1,11; Lk 19,14). All das haben die Propheten geweissagt (Jes 9,6-7; Lk 1,31).
Der Traum der Gestirne. Joseph hatte wieder einen Traum (V. 9). Da ihn die Brüder schon wegen des ersten Traumes haßten und meinten, er wolle über sie herrschen und ihr König sein, wie viel mehr mußte der zweite ihren Zorn vermehren. Joseph verdroß es nicht, trotz Haß und Verachtung ihnen den zweiten Traum zu erzählen, obwohl auch der auf Machtstellung hinwies. Die Brüder sollten wissen, was Gott mit ihnen vorhatte. Beide Träume haben eine tiefe Bedeutung und reiche Erfüllung gefunden. Der Traum der Garben ist ein Hinweis auf die irdische Seite, auf das Volk Israel hin, der der Sterne auf das himmlische Volk, auf die Gemeinde. Beide Träume finden nicht nur in Joseph und seinen Nachkommen ihre Erfüllung, sondern vor allem im Herrn Jesus. Der Herr kam wie Joseph zu uns mit einer Botschaft vom Vater, die aber, wie die des Joseph, mit Verachtung, die in „Kreuzige Ihn“ endete. Beide, Joseph und der Herr, gelangten durch Leiden zur Herrlichkeit, durch Kreuz zur Krone. Die letzte Erfüllung des Traumes Josephs dürfte wohl in dem Sonnenweib in Off 12 zu erkennen sein, das auch ein Bild Israels ist.
Jugendliche Offenheit. Voller Begeisterung wird
Joseph seine Träume, deren Bedeutung er gewiß selbst noch nicht
erkannte, erzählt haben, den zweiten auch seinem Vater. Auch hier kommt
wieder zwei Mal das Wort „Siehe“ vor (V. 9). Der Vater behielt diese
Worte in seinem Herzen, obwohl er den Sohn schalt (V. 11;
Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche. So dachten und handelten Josephs Brüder. So klingt es auch aus ,jenem Gleichnis des Herrn in Lk 19,14, und die Erfüllung finden wir in Lk 23,18. Aber wie Joseph zur Herrschaft gelangte, so wird auch unser Herr bald auf dieser Erde herrschen, wenn Er erscheinen wird in Macht und Herrlichkeit (Off 19).
Scheltworte. Obwohl Joseph kaum die volle Bedeutung des zweiten Traumes erkannte, der auch seine Eltern einschloß, so wurde dem Vater die Träumerei zu bunt. Er schalt seinen Liebling nach V. 10, aber er wies sie nicht ab, sondern dachte darüber nach (Lk 2,19). Joseph verschwieg nichts. Auch wir wollen die ganze Wahrheit verkündigen und nichts zurückhalten, selbst wenn uns die anvertraute Botschaft Scheltworte oder Verachtung eintragen wird.
Verständnislosigkeit. Gewiß war es für Joseph schwer, verkannt, ja noch mehr, gehaßt au sein wegen seiner Botschaft, der bald schwere Tage folgen sollten. Sklaverei, Gefängnis, bis er endlich mit 30 Jahren vor Pharao stand. Gott selbst stellt oft Seine Werkzeuge an fast unerträgliche Orte (Ps 105,17-19). Aber wohl dem, der beharrt bis ans Ende. Er trägt die Krone des Lebens davon. Diese hat sicherlich Joseph erhalten (Dan 12,3).