Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 19,19 - Pilatus ein PredigerJoh 19,19 - Pilatus ein Prediger
Die erste Frage im Neuen Testament lautet: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ Als jene Magier den Ort vernahmen eilten sie nach Bethlehem, dem König zu huldigen (Mt 2,2.11). Pilatus, der als letzter den Juden die Frage stellte: „Was soll ich denn mit Jesus machen, welcher Christus (ein König) genannt wird“ (Mt 27,22)?, erhielt aus tausend Kehlen die mörderische Antwort: „Kreuzige Ihn!.“ Jene Fernen huldigten dem König. Die Nahen aber, zu denen Er gekommen war, sie zu retten und zu der größten Nation zu machen, verwarfen Ihn (Joh 1,11). Pilatus entsprach dem Willen des Volkes und ließ Jesum geißeln und kreuzigen. Pilatus erfüllte damit ganz unbewußt Jesu Wort in Kap. 12, 32: „Wenn Ich erhöht sein werde, will Ich sie alle zu Mir ziehen.“
Der Prozeß gegen Jesus war beendet. Scheinbar hatten ihn die Juden gewonnen, aber bis wann? (Off 1,7). Nun hatten die Soldaten das Wort. Sie zogen Jesus aus, legten Ihm einen Purpurmantel an, krönten Ihn mit einer Dornenkrone, gaben ein Rohr in Seine Hand als Zepter und schmähten Ihn als König der Juden. Schließlich führten sie Jesum zur Richtstätte und vollstreckten das Urteil.
Ein römischer Brauch: Der Richter schrieb die Todesursache über dem Kreuz des Verurteilten. Sie lautete beim Herrn: Jesus von Nazareth, der Juden König. Mit dieser Überschrift wurde Pilatus unbewußt
Ein Prediger des Evangeliums, Mit den vier Worten
sprach Pilatus eine große Wahrheit aus. Weder Apostel noch Engel hätten
von sich aus inhaltsreichere Worte schreiben können. Pilatus stand unter
der allweisen Vorsehung Gottes. Sie sind an Bedeutung denen des Kaiphas
gleich, der in Joh 11,50 weissagte: „Es ist besser, es sterbe einer
für das Volle.“ Pilatus sagte aus, was er selbst nicht verstand noch
glaubte. Die Juden hatten Pilatus zur Kreuzigung gezwungen. Nun schrieb
er diese Worte wohl aus Rache, um die Juden zu verärgern. Es ist, als
wollte Pilatus sagen: so verächtlich wie euer König aussieht (
Jesus. Der Name über alle Namen stand als erster
über dem Kreuz und war von Gott gegeben (Phil 2,9). Die Bedeutung
dieses herrlichen Namens kündigte ein Engel an: „Du sollst Seinen Namen
Jesus heißen“, d. h. Retter Seligmacher (Mt 1,21). Als diesen hatte
sich Jesus durch zahllose Heilungen und Wunder erwiesen (
Drückt dich dein Kreuz, dann blicke auf jene Überschrift „Jesus“, und deine Last wird leicht sein (Heb 12,3). Er richtet alle Niedergebeugten auf (Ps 146,8). Er kann dir einen Simon von Cyrene senden, dein Kreuz zu tragen.
Nazarenus. So heißt das zweite Wort über dem Kreuz. Nazareth war verachtet. Nathanael frug: was kann von Nazareth Gutes kommen? (1, 46.) Mit „Nazareth“ schmähte man auch Jesus. Gottes Wort aber bewertet Nazareth ganz anders.
Woher kommt der Name Nazareth? In 4. Mose 6 lesen wir vom
Nasirgelübde. Menschen, die sich Gott weihten, nahmen jenes Gelübde auf
sich, man nannte sie Naziräer. Der einzig wahre Naziräer, der das
Gelübde ganz erfüllte, was Jesus. Er weihte sich völlig Gott (
Rezus, d. h. König. Jesus bezeugte vor Pilatus: „Ich bin ein König“. Von den Juden war Er verachtet, Gott aber erhob Ihn auf Seinen Thron. Als Pilatus frug: „Soll ich euren König kreuzigen?“ schrien sie: „Hinweg mit diesem.“ Wir aber sagen mit dem Dichter: „Jetzt aber höchst verhöhnet, gegrüßt seist Du mir.“ Bald wird dieser Verachtete als Fürst der Könige der Erde erscheinen (Off 1,7; 19,11 ff).
Vergiß nicht, daß du ein Königskind bist (Off 1; 5). Deine Dornenkrone wird in eine Lebenskrone umgewandelt.
Judorum. Das letzte Wort über dem Kreuz stammt von dem Namen Juda. Als Lea ihren vierten Sohn gebar, gab sie ihm voll Dankbarkeit diesen Namen. Er bedeutet: „Gegenstand des Preises.“ Dort am Kreuze hängt also unser Gegenstand des Preises. Blicke beständig auf Jesu Kreuz und denke daran, was Er dort für dich getan hat (Jes 53; Röm 8). Im Blick auf Ihn wird dir zugleich dein eigenes Kreuz zum Gegenstand des Preises werden (Röm 8,28.31; Gal 6,14).