Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Lk 10,30 ‑35 - Auf abschüssiger BahnLk 10,30 ‑35 - Auf abschüssiger Bahn
In lebendiger und ergreifender Weise zeigt hier der Herr das „Hinab“ des natürlichen Menschen. Hinter ihm liegt Jerusalem, die Stadt Gottes, und vor ihm Jericho, die Stadt des Fluches (Jos 6,26). In den vielen Einzelheiten des Gleichnisses tritt unsere Sünden‑ und Gnadengeschichte klar hervor. In diesem Bilde zeigt Jesus, wie es um uns steht. Ob Zöllner oder Gesetzesgelehrter, alle sind auf dem Hinabweg.
Der Weg hinab. Das Leben, das von der Wiege bis zum Grabe eine Reise ist, wird hier in drastischer Weise geschildert und ist das Bild der ganzen Menschheit. Denken wir an unsere hohe Herkunft aus Gottes Schöpferhand und wohin wir geraten sind. Wie erging es diesem Reisenden?
Er fiel unter Räuber. Daran hatte der Wanderer in seinen hohen Plänen
nicht gedacht. Wer sind die Räuber? Satan, Sünde und Welt (
Sie zogen ihn aus. Satan ist kein Kleidungsstück zu gering, er nimmt alles. Er nahm uns die Gemeinschaft mit Gott, in der wir einst waren, Tugend und Ehre. Wie schrecklich hat der Mörder Fleischeslust viele entehrt. Andere sind vom Mörder Dieb, Habsucht, Trunksucht ausgezogen worden.
Sie schlugen ihn. Der Überfallene wird sich gewehrt haben, dafür aber bekam er heftige Schläge.
Ließen ihn halbtot liegen. Undank ist der Welt Lohn. Satan zahlt schlecht, ‑ mit Not und Elend hienieden und mit dem Feuersee dereinst. Ähnliches erlebte der verlorene Sohn.
Ich elender Mensch (Röm 7,24). Keiner brauchte den Wanderer auf sein Elend hinzuweisen, er fühlte es selbst. Seine Augen waren aufgetan, er sah, daß er nackend war. Wie überrascht war Simson, als er aufwachte und Jona, als er im Bauch des Fisches schrie. Entsetzlich sind die Folgen des Hinabweges.
Unfähige Helfer. Sehnsüchtig spähte der Halbtote nach Hilfe. Plötzlich hörte er Tritte. Er erhob sein Haupt und sah:
Einen Priester. Wie hoffnungsvoll! Ist er nicht schon beruflich zum Helfen da? Aber groß war die Enttäuschung, als er achtlos vorüberging. Der Priester ist das Bild des Gesetzes und das kann den Sünder nicht retten, sondern offenbart und verurteilt seine Sünde (Röm 3,20; Jak 2,10; Gal 3,10-13).
Einen Levit. Beide, Priester und Levit, sahen wohl den überfallenen Mann, merkten sein nahes Ende, halfen ihm aber nicht. Gesetz und Zeremonien bieten keine Hilfe und trotzdem bemühen sich Sünder immer wieder, das Gesetz zu halten und in Zeremonien Heil zu suchen. Es ist nutzlos! Nur einer kann retten, der Samariter‑Jesus (Apg 4,12; Joh 4,16). Priester und Levit sind das Bild der toten Christenheit, die vielleicht Überfallene in Beserungsanstalten bringt, aber nicht mehr.
Der wahre Helfer. Ein Samariter aber reiste. Das ist
der Herr Jesus! Er kam nicht von ungefähr, sondern nach Gottes ewigem
Ratschluß (1Pet 1,19,20). Um zu retten, ist Er gekommen (
Er reiste. Er kam aus dem Jerusalem droben in unser Jericho
(Phil 2,6 ff.), an den Ort des Gefallenen (Joh 1,14,
Ersah ihn. Priester und Levit sahen ihn auch, gingen aber vorüber. Der Samariter nahm sich seiner an.
Er kam zu ihm. Er hätte Ursache gehabt weiterzugehen, weil die Samariter so geschmäht waren (Joh 4,9; 8,48).
Er erbarmte sich seiner. Er war innerlich bewegt. Keiner liebt den Sünder wie Jesus (Mt 9,36; 20,34):
Er verband ihm seine Wunden. Die Sünde schlägt tiefe Wunden, aber der Herr heilt jeden Schaden (Ps 32).
Er goß Öl darein. Das Öl ist schon ein natürliches Heilmittel (Jes 1,6) aber auch ein Symbol des Heiligen Geistes (2Kor 1,21; 1Joh 2,20,27; Off 3,18). Der Heilige Geist deckt erst die Sünde auf und gibt hernach den Geist der Sohnschaft.
Er goß Wein darein. Auch der Wein ist ein wunderbares
Symbol. Beim Abendmahl ist er ein Bild des Blutes Christi (
Erhob ihn auf sein Tier. Der Überfallene war wohl reisefertig, aber nicht reisefähig. Der Samariter setzte ihn auf sein Tier (2Pet 1,3). Allen, die Jesus rettet, gibt Er Kraft zum neuen Leben (Röm 8,2; Lk 1,35).
Er führte ihn in die Herberge. Die Herberge ist eine Stätte der Ruhe, Sicherheit und Erquickung für den Reisenden. Gläubige sind Fremdlinge und Pilgrime und benötigen die Herberge, welche die Gemeinde Gottes ist. Dahin bringt der Samariter alle die Er heilt, damit sie erquickt werden (Apg 2,47; Eph 2,10-18).
Er pflegte ihn. Der Samariter gibt dem Wirt alles, was zur Pflege und völligen Wiederherstellung nötig ist.
Er überließ ihn der Fürsorge des Wirtes. Der Herbergsvater ist ein Bild des Heiligen Geistes, der für die Gemeinde sorgt, und sie zur Vollendung bringt (Eph 5,27).
Ergab dem Wirt zwei Denare. Bildlich sind es die Hirten und Lehrer in der Gemeinde, die zur Pflege bestimmt sind (Eph 4,11,14. Der Samariter verreiste. Nachdem der Herr Sein Werk vollendet hatte, kehrte Er zurück ins Vaterhaus (Lk 24,51).
Der Samariter verspricht wiederzukommen. Das war Sein Abschiedswort (Joh 14). Bald wird Er die Herberge leeren.