Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 6,60 ‑71 - Eine kritische StundeJoh 6,60 ‑71 - Eine kritische Stunde
Nach der Speisung der 5000 folgten viele dem Herrn nach. Sie waren mitgerissen von dem, was sie bei dem Herrn sahen und hörten. Der Herr handelte nach dem Wort des Apostels in 2Tim 4,2 und benützte die Gelegenheit, dem Volke zu predigen.. So sagte Er zur Volksmenge, daß Er selbst das Brot, vom Himmel gekommen, sei und daß die, die es genießen, nie mehr hungern müßten. Und daß nur die, die Sein Fleisch essen und Sein Blut trinken, ewiges Leben haben. Ferner sagte Er zum Volk, daß der Vater Ihn in die Welt gesandt habe. Diese Lehren nannten viele eine harte Rede und wiesen sie schroff zurück. Hätten sie sie nur auf Grund Seiner Wunder hin geglaubt wie die Zwölfe, so wären sie nicht davongegangen (V. 68.69).
Bei näherer Betrachtung der Zuhörer des Herrn sehen wir:
Drei Gruppen. Wer waren diese?
1. Die offenen Gegner des Herrn. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten, die bewußt das Volk gegen den Herrn aufhetzten, Ihm die schmutzigsten Namen wie Fresser, Weinsäufer gaben, Ihn als von Dämonen besessen erklärten und nach Seinem Leben trachteten, was ihnen später auch gelang.
2. Diejenigen, die der Herr mit Jünger bezeichnet, die Anfänger (V. 66). Das waren Menschen, die von Seinen Wundern und Worten begeistert waren und Ihn einen Propheten nannten. Sie hörten Ihn gern (Mk 6,20 b), aber daß Er der Sohn Gottes sei, glaubten sie nicht, und gerade darauf kommt es an. Nach V. 66 u. 67 scheint es, als rede der Herr von zweierlei Jüngern. In V. 66 nennt Er die Jünger, die Ihn verließen, und in V. 67 sprich Er die Zwölfe an, die Ihm absolute Treue hielten und die Er in Kap. 15 Seine Freunde nennt. Also beide Gruppen werden, so scheint es mir, Jünger genannt. Wir würden heute die in V. 66 „Erweckte“. nennen, dem Evangelium freundlich Gesinnte, die sich aber oft nicht restlos, wie die Zwölf, auf Jesu Seite gestellt haben. Er ist ihnen noch nicht das Brot des Lebens geworden, das allein befriedigt. Diese Zuhörer veranlassen uns oft zu den berechtigtsten Hoffnungen, hören sie aber, wie jener Schriftgelehrte in Mt 8,20 von den Folgen der Jesusnachfolge, so gehen sie zurück (1Joh 2,19). Aus was für Gründen bleiben so viele zurück?
Vielen ist Jesu Rede zu hart, weil Er ihnen sagt: Wer nicht allem absagt und mir nachfolgt, kann . nicht mein Jünger sein.
Andere, wie der reiche Jüngling, hören, daß sie sielt vom Mammon trennen sollen, und verlassen Ihn traurig (Mt 19,21).
Wieder andere gewinnen wie Demas die Welt lieb, sie fressen, was sie gespien haben (2Tim 4,10; 2Pet 2,20.21).
Manche gehen ungleiche Ehen ein. Oft läßt sich der Gläubige vom Ungläubigen an der Jesusnachfolge hindern (1Kor 6).
3. Die dritte Gruppe waren die Zwölf (V. 67). Sie hatten Seinetwegen alles verlassen. Nach V. 61 ließen auch sie sich von ihrer Umgebung während kurzer Zeit beeinflussen. Das wissen wir leider alle aus eigener Erfahrung. Der Herr erkannte ihren inneren Widerspruch und half ihnen zurecht. Jesus will keine gezwungenen Nachfolger, sondern nur solche, die Ja sagen zu Seinem Wort und zu Seinen Führungen. Jesus richtete nun eine entscheidende Frage an sie:
Wollt ihr auch weg gehn? Das war eine ganz unerwartete Frage, aber sie war für sie und alle Umstehenden nötig. Alle sollten sehen und hören, daß unter ihnen eine Schar Männer war, die an den Herrn als das Brot, vom Himmel gekommen, als den Sohn Gottes glaubten und Ihn als solchen angenommen hatten. Dieses Zeugnis sprach gewiß zu vielen Unentschiedenen.
Die klare Antwort des Petrus. Beachte seine Anrede „Herr“! Damit ehrte Er Jesus vor der Menge, die zum großen Teil nur verächtlich von Ihm sprach. Solch Zeugnis erfreut den Herrn und die Engelwelt (Lk 12,8).
Ferner nennt Petrus Jesus den „Heiligen Gottes“. Die Juden nannten Ihn nur den Sohn Josephs (V. 42).. Petrus sah den Herrn in so verschiedener Weise. In Seinem Erbarmen über Kranke, in den vielen Wundern, in Seiner Selbstverleugnung und Demut. Er sah Ihn bei freudigen Anlässen (Joh 2,2) und weinend am Grabe, aber immer und in allem Seine Heiligkeit. Nichts spricht mehr an als Heiligkeit.
Zuletzt nennt er Ihn den Sohn des lebendigen Gottes. Damit widersprach er der ungläubigen Menge. Petrus fragte nun:
Herr, wohin sollen wir gehen? Kein anderer als Jesus kam für ihn in Frage. Sollte er zurück zum Gesetz, das ihn nur verurteilte? Niemals zurück zu den Opfern, die nur Schatten sind, denn der Ochsen und der Böcke Blut vermögen nie Sünde zu tilgen. Nur Du hast Worte ewigen Lebens. Wir haben gesehen, was Deine Worte vermögen, Wasser in Wein zu verwandeln, Brot zu Bergen zu vermehren, Deine Worte geben noch mehr, sie sind Geist und Leben. Deine Worte geben, was wir benötigen, Vergebung, Reinigung, Trost in allen Lagen! Wir haben erkannt und glauben, daß Du der verheißene Messias bist. Ihn erkennen ist das höchste Gut.
Waren alle Zwölf dieser Meinung? Nein! Wie Jesus das. offene Zeugnis des Petrus erfreute, so stellte Er auch öffentlich den Judas bloß.