Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mt 9,9-13 - Der Zöllner MatthäusMt 9,9-13 - Der Zöllner Matthäus
In Kap. 8 sehen wir, wie dem Herrn die große Menge folgte. Hier jedoch ruft er einen Einzelnen zu sich. Wir finden in der Schrift, daß der Herr sich der Einzelseelsorge besonders widmete, was uns zur Belehrung und Nachahmung dienen sollte. Wie er, so sollten auch wir bei den verschiedensten Gelegenheiten Einzelne, Müde und Beladene, zu ihm rufen.
1. Der göttliche Ruf (Vers 9). Der Herr sprach diese Huldvollen Worte zu einem armen, verachteten Zöllner, namens Matthäus. In ihm rief er einen Kranken, wie er es in V. 12 zeigt, oder einen besonderen Sünder, wie ihn die Pharisäer in Vers 11 bezeichneten. Von sich selbst wäre wohl Matthäus kaum zu Jesus gekommen. Er hätte es nicht gewagt, selbst wenn es sein Wunsch gewesen wäre. Hätte Jesus Popularität gesucht, dann hätte er einen aus der sogenannten besseren Klasse gerufen. Er kannte, anerkannte eben keinen Unterschied unter Sündern, denn hätte er einen Zöllner auf Grund seiner Sünde zurückgewiesen, so hätte er alle Zurückweisen müssen, Röm 3,10. Jesus läßt uns hier so recht in sein Herz voll Erbarmen blicken, Vers 13. Er wußte, wer Matthäus war, ein Zöllner, ein Verachteter. Er kannte seine Vergangenheit, aber auch seine 3ukunft indem er ihn zu seinem Zeugen bestimmte. Der göttliche Ruf birgt stets diese 2 Seiten in sich: heraus aus der Sünde, hinein in seinen Dienst, 1Thes 1,9; Apg 26,17-18; Gal 4,8-9; Heb 9,14.
2. Die Antwort des Glaubens (Vers 9). Überwältigt
von der Barmherzigkeit Gottes (Vers 13) stand er sofort auf und folgte
Jesu nach. Matthäus hatte erkannt, daß er ein Sünder war. Der erste
Schritt in die Gottesgemeinschaft ist stets Selbsterkenntnis. Diesem
aber folgt die Erkenntnis der Gnade Gottes, die in Christo Jesu seinen
Ausdruck findet, Joh 1,16-17; Eph 2,1 u. 10. Seine Antwort des
Glaubens war eine doppelte. a) Sein fester Entschluß. Prompt, wie ein Soldat, folgte er Jesus
nach. Die Richtung war ihm klar gezeigt worden. Wenn Jesus ruft, dann
gilt es sofort zu handeln, etwa wie Saulus es tat, Apg 26,19;
3. Der Ausdruck der Liebe (Lk 5,29). Viel Liebe war ihm zuteil geworden, Vers 13; 1Joh 3,1. Matthäus erwidert sie sofort. a) Dem Herrn gegenüber. Matthäus machte dem Herrn und seinen Jüngern ein Mahl. Er handelt ähnlich wie Maria und Martha, die nach Johannes 11 große Liebe vom Herrn erfahren hatten in der Auferweckung ihres Bruders und in Johannes 12 dieselbe erwidern durch ein Mahl. Oder wie Jonathan David gegenüber, 1Sam 18,4. Wahre Liebe bleibt nichts schuldig. Von diesem Mahle schreibt Matthäus selbst nichts, sondern Lukas und Markus. Er rühmt sich also nicht selbst, sondern überläßt dies andern. b) Den Mitmenschen gegenüber. Er lud seine früheren Genossen dazu ein. Er bot ihnen damit Gelegenheit, seinen neuen Meister und Brüder näher kennen zu lernen, um auch sie, wenn möglich zu Jesu Nachfolge zu bewegen. Wer Jesus und seine reiche Vergebung erfahren hat, handelt ähnlich, Joh 1,41; 4,39. Man gibt den köstlichen Fund weiter, Ri 14,9.
4. Schmach tragen. Kaum hat sich Matthäus für Jesus
entschieden und schon merkt er den Spott und die Schmach. Die Pharisäer
höhnen zwar nicht direkt, aber sie wenden sich an die Jünger mit der
Frage: „Warum isset euer Meister mit den Zöllnern? Warum sitzt er bei
den Sündern? . Ps 1,1. Matthäus mußte bald merken, daß die
Jesusnachfolge mehr wie Haus und Freunde kostet, aber auch daß der Herr
in jeder Schmach den Seinen beisteht, denn bald half er den in
Verlegenheit geratnen Jüngern und wies die Pharisäer zurecht. Es ist ‑
nebenbei bemerkt ‑ beachtenswert, wie feige stets diese Art Menschen
sind. Sie dürfen den Herrn selbst nicht angreifen, sondern seine Jünger.
Diese Klasse macht es eben stets so. Vielleicht wollten sie dadurch die
Jünger dem Meister entziehen, um einen Proselyten zu machen,