Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Ps 41,4 - Aus tiefer NotPs 41,4 - Aus tiefer Not
Ein kurzes Gebet des Psalmisten, aber solches ist oft von tiefster Bedeutung, weil es aus irgend einer großen Not herausgeboren ist. So rief ein Zöllner: „Gott sei mir Sünder gnädig“ oder ein Schächer: „Herr, gedenke an mich“. So ist auch unser Gebet ein kurzes aber sehr inhaltsreiches, und eine Belehrung für uns alle. „ich habe gesündigt“! ist zwar von vielen gesprochen worden, bei allen gleich kurz, aber nicht immer aus gleichem Beweggrunde. Jeder sollte sich fragen, habe ich mich schon aus der tiefsten, meiner Seelennot, zu Gott gewandt? Unser Vers enthält tiefe Überzeugung von Sünde und aufrichtige Reue über dieselbe. Das Gebet des Psalmmisten ist das jedes Heilssuchenden, das ausdrückt, was er fühlt, ehe er den Frieden genießen kann.
1. Der Ruf nach Gnade. „Herr sei mir gnädig“. Er weiß, daß er viel gesündigt hat, und daß sie Sünde Gericht und Strafe zur Folge hat. Er denkt selbst an die verborgenen Fehler (Ps 19,13), von denen Menschen nichts wissen, die aber aufgedeckt vor Gott liegen. Entblößt vor Gott bittet er um das Einzige, was ein Sünder erbitten darf, um Gnade. Er weiß, daß bei Gott viel Erbarmen ist, Ps 130,4; Jes 55,7.
2. Ein offenes Bekenntnis der Sünde Ich habe gegen dich gesündigt. Wie wahr ist dies bei allen Menschen, Röm 3,23, aber nur von wenigen empfunden. Wir haben viele ähnliche Fälle gleichen Bekenntnisses in der Schrift, z. B. Pharao betete also und kam doch um, 2. Mose 9,27.
Bileam sprach dieselben Worte und wurde gerichtet,
Achan mußte trotz dieses Bekenntnisses sterben, Jos 7,20.
Saul half dieses Gebet auch nichts, 1Sam 15,24.
Judas ging danach in den Selbstmord, Mt 27,4. Alle sprachen genau dieselben Worte, doch mit verschiedenen Versen. Unser Psalmist und der verlorne Sohn (Lk 15,18) taten es mit dem tiefen Empfinden, daß sie Gott durch ihre Sünde sehr wehgetan hatten, und erhielten Gnade. Der Psalmist wußte, daß er gesündigt hatte, seitdem er wußte, was gut und böse ist, gesündigt in unzählbarer Weise, Ps 90,13, gesündigt durch viele Unterlassungen, Mt 25,45, gesündigt gegen Gott, gegen seine Gebote, gegen seine Heiligkeit, Reinheit, Güte gegen seine Langmut und Geduld.
3. Ein Bloßlegen des ganzen üblen Zustandes. „Heile meine Seele“. Sünde ist nicht nur eine tiefe Beleidigung gegen Gott, sondern ein tiefer Schaden, der oft mit Krankheit verglichen wird. Man denke an Jes 1,5 und 6. Dieser Zustand ist a) Ein Erbstück. Der Sünder ist darin geboren, Ps 51,7. b) Sie sitzt tief, heile meine Seele, also tief innen ist alles wund und krank, der Herr bestätigt es in Mt 15,19. c) Diese Krankheit ist ekelhaft. In einer anderen Stelle ist sie mit dem Aussatz verglichen. Die Sünde hat das Meisterwerk des Schöpfers, unseren Leib, Seele und Geist furchtbar zugerichtet. Darum das Gebet, heile sie. d) Diese Krankheit ist tödlich, wenn sie nie geheilt wird. Darum, heile meine Seele!
4. Das Rezept, das gewiß heilt. In vielen Psalmen redet der Psalmist davon. Die Medizin ist eine einzigartige Zusammenstellung. a) Das Anerkennen und Bekennen der Sünden. b) Das Wort ist ein wunderbares Heilmittel, Ps 107,20; Mt 8,8; 2Kön 5,10. c) Das Blut. Entsündige mich mit Ysop, dies war jenes Büschel, das man ins Blut tauchte zur Besprengung, 3. Mose 14,4-7. Besprenge mein Herz damit, Heb 10,22; 1Joh 1,9. d) Der heilige Geist Er erneuert und heilt die wunden Herzen, wie dies am Pfingsttage geschah, Apg 2. e) Der Glaube. Dieser ist das Mittel, um die dargebotene Gnade zu ergreifen, die Hand, die nimmt. Der Glaube erkennt, das ihm in Jesu Opfer alles geboten wird, was er zur Heilung seiner Seele benötigt. Darum bete und glaube wie David.