Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 7,1 ‑24 - Vom Vater gesandtJoh 7,1 ‑24 - Vom Vater gesandt
Jesus hatte Judäa verlassen, weil Ihn die Juden töten wollten (5, 18; Mt 12,24). Nun wirkte Er in der Gegend von Galiläa. Dieser Ortswechsel war gewiß nicht Leidensscheu, das widerspräche ganz Seinem Kommen in die Welt. Um Sein Leben zu geben, war Er gekommen, um am Kreuz für unsere Sünde zu sterben (Mt 20,28). Aber Seine Stunde war noch nicht gekommen. Er sagte selbst den Seinen, sie sollten in eine andere Stadt fliehen, wenn man sie in der einen verfolgte.
Der Rat der leiblichen Brüder Christi (V. 3). Jesus
solle nach Jerusalem gehen und dort Anerkennung suchen. Sie gingen zum
Laubhüttenfest und meinten, Jesus müsse mit ihnen gehen, aber Seine
Stunde war noch nicht gekommen. Wir staunen darüber, daß Seine eigenen
leiblichen Brüder nicht an Ihn glaubten, sie, die die Ersten in seiner
Nachfolge hätten sein sollen. Man denke daran; was sie in all den Jahren
im Elternhaus an Ihm sahen, und an die vielen Wohltaten, die Er ihnen
gewiß erwiesen hatte. Sicherlich hat ihnen ihre Mutter Maria von der
wunderbaren Botschaft des Engels Gabriel erzählt (Lk 1,26-38), der
darauffolgenden Geburt Jesu und den Engelheeren über Bethlehem (
Die Brüder des Herrn waren auf dem Laubhüttenfest. Es war eins der sieben Feste Israels, wozu viele Juden nach Jerusalem pilgerten (3. Mose 23,34-43; 5. Mose 16,13-15). Es wurde zum Gedächtnis an Israels Wüstenwanderung gefeiert, da Israel in Zelten oder Hütten wohnte. Es war ein Freudenfest, verbunden mit allerlei Opfern und Zeremonien und dauerte sieben Tage. Die Brüder rieten dem Herrn, auch hinaufzugehen. Was willst Du hier in Galiläa, Jerusalem ist die Metropole. Gehe dahin; laß dich daselbst zum Messias ausrufen (3.4). Möglicherweise dachten sie im Stillen an ihre eigene Ehre, an einen Ehrenposten in Seinem Reich für den Fall Seiner Anerkennung von Israel.
Die Antwort des Herrn (V. 8). Es ist, als sage Er: ihr lieben Brüder, handelt nach eurem Empfinden, ihr geht, wann es euch paßt. Eure Zeit ist stets. Anders ist es bei mir, Meine Zeit ist noch nicht gekommen. Ich stehe unter der Leitung meines Vaters und warte auf Seinen Befehl. Seine Brüder durften furchtlos gehen. Ihnen tat die Welt nichts an, weil sie eins mit ihr waren; Ihn aber haßte sie. Warum? Weil Er nicht von ihr war und weil Er ihre Sünde strafte (V. 7). Die Zuhörer hätten gewiß noch des Herrn Reden ertragen, wenn Er nur nicht ihr verborgenes Leben angetastet hätte. Willst du angenehm sein in der Gemeinde, dann strafe nie die Zuhörer der Sünde wegen, sonst ziehst du dir ihren Haß zu (1Kön 22,8; Spr 9,7.8; Apg 5,28-33; 7,51-54). Wer es wagt, gegen den Modernismus aufzutreten, etwa: „Stellet euch nicht dieser Welt gleich“, erfährt, daß es aus ist mit der Freundschaft (Röm 12,2). Auch je mehr wir dem Herrn ähnlich werden, um so mehr wird die Welt uns meiden, weil sie unser heiliger Wandel straft (15,19). Dennoch ist uns befohlen, sie zu warnen (Hes 3,16-23).
Der Herr unter den verirrten Schafen Israels. An ihrer Verirrung waren hauptsächlich die religiösen Führer schuld, genau wie heute. Mitten im Fest ging auch Er hinauf (1D‑13). Erst heimlich, vielleicht nahm Er sich wie in Kp. 5 eines Kranken an. Unter dem Volk war Seinetwegen viel Gerede. Etliche rühmten, andere tadelten Ihn (V. 12).
Lesen wir einige. Urteile. Viele, die Jesus hörten, glaubten, daß Er ein Prophet sei (V. 40‑42). Das Gegenteil sagten die Pharisäer (9, 16), wieder andere sagten sogar, Er hätte einen Teufel (10, 19‑21). Hocherfreut aber war, der Herr über das Zeugnis des Petrus (6, 68. 69; Mt 16,13-16). Andere glaubten an den Herrn, bekannten Ihn aber aus Menschenfurcht nicht öffentlich, wie viele in unserer Zeit (9, 22. 34; 12, 42. 43; 19, 28). Die Meinung, man könne stillschweigend dem Herrn nachfolgen, stimmt nicht (Mt 10,32.33; Röm.. 10, 9.10).
Der Herr und das unstete Volk (V. 14‑24). Der Herr
ging in den Tempel, so auch am folgenden Tage (8, 2; Lk 19,47). Dieser
Besuch war zugleich eine Erfüllung der Verheißung Mal 3,1. Er ging, um
die Irregeführten zu belehren, denn im Tempel hörten sie mehr die
Überlieferungen der Ältesten als das Wort. Die Aufnahme Seiner Botschaft
war so verschieden wie heute. (V. 15.46; Mt 7,28; 22,22.23;