Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 1,14 ‑20 - Folge mir nachMk 1,14 ‑20 - Folge mir nach
Die Gefangennahme Johannes des Täufers durch Herodes war ein harter Schlag für viele. Den Johannesjüngern wird es ähnlich wie den Philippern ergangen sein, die meinten, daß des Apostels Gefangenschaft ein schwerer Schlag für das Evangelium sei. Paulus selbst schreibt anders darüber, nämlich, daß sie vielmehr zum Nutzen sei (Phil 1,12 ff.). Mit der Taufe Jesu hatte die Erweckungsbewegung ihren Höhepunkt erreicht. Herodes vermochte wohl Johannes den Mund zu schließen, aber um so weiter öffnete Gott den Seines Sohnes (V. 22). Das Synedrium steinigte Stephanus, Gott aber erweckte einen mächtigeren, den Saulus von Tarsus. Rom führte Johannes Huß auf den Scheiterhaufen, aber Gott rüstete einen Luther aus, der der ganzen Welt zum Segen wurde und uns die Bibel in unserer Sprache gab. So läßt Gott manchmal einen Seiner Diener begraben aber nicht Sein Werk. Mose, Sein Knecht, mag sterben, aber da steht schon Josua bereit, Israel ins ersehnte Land zu führen (Josua 1).
Beachtenswert ist nebenbei die kurze Notiz in V. 15, die uns den Grundton der Reden Jesu lehrt: Buße und Glauben.
Ein neuer Anfang. Zu Beginn der großen Tätigkeit
erwählte sich der Herr Mitarbeiter. Ein Mitarbeiter Gottes zu sein, ist
das größte Vorrecht eines Christen (1Kor 3,9). Der Herr hätte
fähigere Helfer aus dem Himmel mitbringen können, aber Er erwählte
solche, die Er aus Welt und Sünde gerettet hat, die selbst bezeugen
können, was Er an ihnen getan hat (Joh 9,25; Apg 22,6 ff.;
Die Berufenen. Wer waren sie? Nicht Oberste des
Volkes, Reiche, Schriftgelehrte, nein, einfache Männer, erfüllt mit
Christi Geist und Sinn (1Kor 1,27; Sach 4,6). Sie waren Fischer,
Männer schweren Berufs, gewohnt, Härten und Gefahren zu tragen. Der See
Genezareth, an dem sie fischten, ist bekannt für plötzliche Stürme. Die
Jünger erlebten sie (Mk 4,35; 6,48). So müssen Menschenfischer für
Stürme von Innen und Außen gewappnet sein (2Kor 11,23 ff.). Sie
müssen fleißig und klug sein (Mt 10,16; Spr 11,30). Sie dürfen sich
auch nicht durch Mißerfolge beeinflussen lassen (Lk 5,5;
Wann sie gerufen wurden. Ganz unerwartet, plötzlich, während der Arbeit Lk 5,11. Gott ruft von der Arbeit weg. Faulenzer kann Er nicht brauchen, die braucht Satan, denn Müßiggang ist aller Laster Anfang. Abraham rief Gott aus Seinem Vaterland, kurz, aus allem heraus (1. M. 12). Mose rief Gott von der Herde hinweg (2. M. 3), ebenso David, um der Hirte Israels zu sein (1Sam 16). Elisa berief Er als Bauer beim Pflügen (1Kön 19,19) und Nehemia, als er Mundschenk war (Neh 1).
Die Doppelseite der göttlichen Berufung. Es ist: a) Der Ruf zur Buße und zum Glauben (Apg 20,21). Diesen Ruf hatten die Jünger bereits teilweise durch Johannes gehört (Joh 1,35 ff.). Menschen, die angeblich Gott dienen, aber nie durch Buße und Glauben den Herrn angenommen haben, kennzeichnet der Herr deutlich in Joh 10,1.9. Erst muß das Bekenntnis „ich bin ein sündiger Mensch“ vorausgegangen sein, ehe der Herr sagt: b) „Ich will euch zu Menschenfischern machen“ (Lk 5,8.10). Das war auch der Werdegang des Saulus (Apg 9,12.15). Wir haben viele Berufsprediger, aber wenig Berufene nach dem Muster von Apg 13,2. Um solche handelt es sich hier, wie z. B. Petrus und Andreas (Joh 1,40). Sie waren über diese hohe Berufung gewiß höchst erstaunt aber bereit für des Meisters Dienst. Sie waren bereit, alles aufzugeben (Mt 19,27; Lk 5,11; Phil 3,7). Menschenfischer ist im Neuen Testament die älteste Bezeichnung für Diener des Herrn. Sie zeigt uns, worum es geht: Bereit sein, Tag und Nacht zu dienen. Das sahen sie bei ihrem Meister. Er fischte bei Nacht (Joh 3,3) und ebenso mitten am Tage (Joh 4,6.7). Er fischte auf der Straße (Lk 19,5; Mt 20,30) und an den Krankenbetten (V. 30). Er ging einher und tat wohl (Apg 10,38). Sie ahmten den Meister nach (1Thes 1,6). Die Apostelgeschichte gibt uns viele Belege dafür, sowohl in Freiheit, als auch in Gefangenschaft. Einige taten es, wie ihr Herr, bis in den Tod (Vgl. Lk 23,34 mit Apg 7,59). Diener Gottes schauen nicht auf das Sichtbare, sondern auf den Unsichtbaren droben, der für sie eintritt (Heb 7,25) und ihnen zuruft: „Siehe ich komme bald und mein Lohn mit mir“ (Off 22,11.12). Zu dem genießen sie die vornehmste Gemeinschaft ihres Herrn und Meisters (Mt 28,20).
Die Ausrüstung zu diesem Dienst. Der Herr sagt: „Ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Etwa drei Jahre saßen sie zu Jesu Füßen und lernten. Was sie damals nicht erfaßten, lehrte Er sie später (Joh 16,12). Erst rief Er sie als Mühselige und Beladene. Dabei kamen ihre Herzen und Gewissen zur Ruhe. Nachher befahl Er Ihnen Sein Joch auf sich zu nehmen und von Seiner Sanftmut und Demut zu lernen (Mt 11,28). Die Jünger fragten nicht danach, ob sie auch befähigt wären, sondern folgten dem Ruf, und Er sorgte für alles. Schon hier wird der Herr Pfingsten vorausgesehen haben, da Er ihnen die nötige Ausrüstung verhieß und gab (Lk 24,49; Apg 1,8; 2,1-4). Wie gewaltig sich diese Ausrüstung erwies, sehen wir gleich nachher in Apg 2 und den folgenden Kapiteln, und das bis heute.