Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 2,19 - Brechet diesen TempelJoh 2,19 - Brechet diesen Tempel
Dieses Wort Jesu ist die Antwort auf die Frage der Juden in V. 18. Sie fanden Jesu Handeln im Tempel anmaßend und verlangten nach einem Zeichen, einem Beweis, daß Er einen göttlichen Auftrag dazu habe. In Mt 16 stellten die Pharisäer eine ähnliche Frage, und in beiden Fällen gab Jesus inhaltlich dieselbe Antwort. In Joh 2 sagt Er: „Brechet diesen Tempel“ und in Mt 16 verwies Er sie auf das Zeichen Jonas. Beide Zeichen sind Bilder von Jesu Tod und Auferstehung. Hierauf ruht unser Glaube, daß Jesus für uns nach den Schriften starb und auferstand (1Kor 15,3.4; Röm 4,25). Das sind die zwei Grundpfeiler unseres Glaubens. Wir finden sie vorgebildet in den zwei Säulen im Tempel Salomons (1Kön 7,21). Später zerschlug sie Nebukadnezar, und der Tempel brach zusammen. Keine Wahrheiten werden in der Bibelkritik so hart angefochten wie Jesu sühnender Tod und Seine leibhaftige Auferstehung. Aber ist Christus nicht für uns gestorben und auferstanden, so sind wir noch in unsern Sünden und unser Glaube ist eitel (1Kor 15,17).
Die Benennung, die der Herr hier von sich selbst gibt. Ein Tempel. Jesus war der Tempel, die Erfüllung all dessen, was Stiftshütte und Tempel vorschatteten. In Ihm wohnte die ganze Fülle Gottes (Joh 1,14; Kol 1,19; 2,9). Wo liegt das Verbindende zwischen dem Tempel in Jerusalem und dem Leib Christi?
In der göttlichen Planung. Der Tempel war nach
Gottes Plan dem David gegeben (1Chr 28,11 ff). Alles wurde gemacht
nach dem göttlichen Vorbild. Das trifft besonders zu bei unserem Herrn.
Sein Leib (Tempel) wurde von Gott bereitet (Ps 40,7-9; Heb 10,5).
Man denke an die geheimnisvolle Empfängnis durch den Hl. Geist (
In seinem besonderen Gebrauch. Der Tempel in Jerusalem sollte die Wohnstätte Gottes auf Erden sein, ein Bethaus allen Völkern. Im Tempel war, um nur eins vorauszunennen, der Gnadenstuhl, zu dem der Mensch auf Grund des Blutes Zutritt hatte. Das aber ist im besondern unser Tempel, Jesus Christus (Heb 10,19), zu dem wir Zutritt haben durch das Blut Jesu. Im Tempel waren ferner der Schaubrottisch, der goldene Leuchter und Altar. Das und mehr wohnt in unserem Tempel, Jesus.
Der hier gegebene Befehl des Herrn. Brechet diesen Tempel! Das hat Israel gründlich befolgt. Alles bebte, als Er abgebrochen wurde. Die Erde erbebte, die Felsen zerrissen, die Sonne verfinsterte ihren Schein. Der Herr wußte im voraus, wie Sein Tempel, Sein Leib abgebrochen würde (Lk 9,22). Gründlich wurden die Tempel in Jerusalem abgebrochen. Nebukadnezar und Titus zerschlugen alles, aber keiner wurde so schmerzlich abgebrochen wie der Tempel Jesus.
Beide, der irdische wie der Tempel Jesu wurden der Sünde wegen abgebrochen (2Kön 25,9-17; Röm 4,25; Jes 53,5.6). Unser Herr starb unserer Sünde wegen. Worte vermögen das Abbrechen des Tempels Jesu nicht zu beschreiben. Mit Ihm ging man schonungsloser um als bei der Zerstörung des .Tempels in Jerusalem. Man versenke sich in das Schlagen und Speien in Sein Angesicht, den Hohn und Spott, die Dornenkrone und vor allem in das Kreuz selbst. Das alles nahm Jesus unseretwegen freiwillig auf Sich. Was war die Antwort auf Israels Abbrechen?
Ich will bauen. Israel konnte abbrechen, aber aufbauen konnte nur Er. In früheren Zeiten benützte Gott Werkzeuge zu Totenauferweckungen, so Elia und Elisa und vor allem Seinen Sohn. Hier aber geschah das Mächtigste, Er stand aus den Toten auf (Röm 1,4). Der abgebrochene Tempel stand plötzlich in unüberwindbarer Größe und Schönheit da.
Dieser neuerbaute Tempel erwies sich als Wirklichkeit. Thomas legte seine Finger in die Nägelmale. Alle Jünger aßen und tranken mit Ihm. Alle schauten zu, als Er gen Himmel fuhr.
Beachten wir noch die genannte Zeit. In drei Tagen werde ich aufbauen. Da half den Juden keine starke Wache, kein versiegelter Stein. Er stand auf mit großer Macht, zum Schrecken aller Feinde und zu großer Freude der Seinen. Sein Abbruch machte alle Feinde zuschanden. Sein Abbruch geschah der Sünde wegen, aber Sein Aufbauen brachte Erlösung, Freiheit von Sünde, ein Überwinderleben, Gemeinschaft mit dem Auferstandenen.
Lernen wir einiges von der engen Verbindung zwischen dem Tempel Jesu und uns, die wir auch ein Tempel genannt werden (1Kor 6,19). Nach 2Kor 5,1 wird auch unser Leib ein Bau, von Gott bereitet, genannt, und daß dieser Bau, diese Hütte zerstört, zu Staub und Asche werden wird. Aber was ist geschehen? Unser Herr baut. Er hat Stätten bereitet droben im Vaterhaus. Wir werden einen neuen, einen Herrlichkeitsleib empfangen, wir werden umgestaltet in Seinen Leib der Herrlichkeit (Phil 3,21). Wir ‑werden allezeit in dem Tempel droben sein. Johannes sah ihn einst geöffnet (Off 11,19; 15,5). Wir haben also Gemeinschaft als. Tempel hier und droben. Jesus, der eine Tempel, und wir, der Tempel des Hl. Geistes. Sein Tempel wurde abgebrochen, und der unsere wird es auch, falls der Herr nicht vorher kommt, um uns mit allen Heiligen heimzuholen (1Thes 4,13-18). Er wird kommen, und die Toten in Christo werden auferstehen. Jetzt gehen wir noch im zerbrechlichen Tempel einher, aber wenn Er erscheinen wird, werden wir Ihm gleich sein und allezeit bei Ihm sein (1Joh 3,,2).