Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Joh 15,2 - Ein scharfes MesserJoh 15,2 - Ein scharfes Messer
Jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt Er, auf daß sie mehr Frucht bringe. Fruchttragen ist des Menschen ewige Bestimmung und war Gottes erster Befehl an den Menschen (1. Mose 1,28; Eph 1,4). Von Natur sind wir unfruchtbar (Kap. 3, 5. 6; Eph 2,2), oder tragen Früchte des Fleisches (Gal 5,19-21). Aber der Weingärtner holte uns aus der Welt, wie einst das Volk Israel aus Ägypten (Ps 80,9-12). Das begann mit unserer Wiedergeburt (Röm 11,24; 2Kor 5,17). Gelingt es Satan nicht, unsere Bekehrung zu verhindern, so versucht er alles, uns unfruchtbar zu machen. Er kennt unsere natürlichen Neigungen und lockt uns aus der Gemeinschaft mit Ihm. Einem sagt er, werde reich, dann kannst du mehr den Armen geben. Einem andern, strebe nach hohen Ämtern in der Welt; dann gewinnst du an Einfluß. Einem dritten, sondere dich nicht zu sehr von der Welt ab, sonst verlierst du an Einfluß. In allem ist Satans Absicht, uns aus der Gemeinschaft mit Jesus zu ziehen, vom Bleiben in Ihm. Als es Satan nicht gelang, Abrahams Einzug in Kanaan zu verhindern, zeigte er ihm die Schätze Ägyptens, denen er nachging und schweren Schaden litt (1. Mose 12,10). Gott aber half Abraham wieder zurecht, er bekam das scharfe Messer zu spüren. Jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt Er. Wie geht diese Reinigung vor sich?
Durch Selbstgericht. Jesus reinigt jede Rebe, die Frucht trägt, damit sie noch fruchtbarer werde. So sind also die fruchtbaren Reben nicht vollkommen, sonst müßte Er sie nicht reinigen. Reinigen führt ins Selbstgericht (Ps 139,23.24; 1. Kor: 11, 28; 2Kor 7,1). Es ist leichter, andere zu richten, was Jesus verbietet, als sich selbst, was Er befiehlt (Mt 7). Was benützt der Winzer zur Reinigung der Reben?
Ein scharfes Messer. Ein treffliches Bild finden wir in Josua 5. Gott befahl dem Volk Israel in den Kampf gegen die Kanaaniter zu ziehen. Ehe Israel das Schwert gegen die Feinde zog, mußte es erst die scharfen Messer an sich selbst legen (Josua 5,3). Erst mußte die Schande Ägyptens fort, ehe es für Gott fruchtbar sein konnte (Jos 5,9). Also erst das Messer an die Rebe legen, dann bringt sie viel Frucht. Wohl uns, wenn der Weingärtner die Rebe zurück schneidet. Das tut weh, aber es ist heilsam. Alle fruchtbaren Reben werden beschnitten. Zum Beispiel Jakob (1. Mose 42,36). Joseph seufzte schwer in der Grube und im Gefängnis (Ps 105,18), aber gerade dadurch machte Gott ihn fruchtbar (1. Mose 41,52; 49,22). Hiob lag in der Asche und Elia wollte sterben. Johannes der Täufer geriet in den Sumpf des Zweifels und fragte: „Bist du der Kommende oder sollen wir eines andern warten“ (Mt 11,3)? Alle fruchtbaren Reben reinigt der Weingärtner zu mehr Frucht.
Beachten wir Gottes Mittel mit den einen und andern zu erhöhter Fruchtbarkeit. Oft reicht Er bittere Medizin zur Heilung und führt manche durch Verleumdungen, um sie vor Hochmut zu bewahren, andere durch materielle Verluste, um sie von der Geldliebe zu reinigen. Andere legt Er aufs Krankenbett. Bei einigen muß die lose Zunge beschnitten werden. Andere muß er vom hastigen Temperament reinigen und wieder andere von ihrer Empfindlichkeit. Weine nicht, wenn das Messer tief geht, die Freude folgt danach. Das sagt der Apostel so schön in Hebräer 12,11, hernach folgt die friedsame Frucht. Wer sich reinigen läßt, wird dem Hausherrn bräuchlich, ein Gefäß zu Seiner Ehre (2Tim 2,21). Wer besorgt das Reinigen der Reben?
Der Vater ist der Weingärtner. Jeder Vater liebt sein Kind und sucht nur dessen Wohl aber darum züchtigt er es (Hebt. 12, 59). Genau so macht es der Vater im Himmel mit Seinen Kindern. Manchmal benützt Er böse Nachbarn, andere Male einstige Freunde, oft solche, denen wir Hilfe leisteten (Ps 55,12-15). Oft schmerzen uns sogar solche, denen wir aus der grausamen Grube heraushalfen (Ps 40,1). Alles dient zum Sterben und dem folgt Frucht (Joh 11,24).
Das Ziel der Reinigung. Es heißt: Mehr Frucht. Reinigung führt zu friedsamer Frucht der Gerechtigkeit. In Galater 5,22 lesen wir von kostbaren Früchten. Reinigung wird bald allen offenbar (Ps 40,3; 1Tim 4,12). So erwartet der Ichliebende nicht mehr Liebe, sondern er liebt. Der Mürrische zeigt nicht mehr seine Launen, sondern strahlt wie Mose und Stephanus (Apg 6,15). Der Allzusparsame gibt reichlich. Zornige, wie einst Mose, sind sanftmütig (Vergleiche 2. Mose 2,12 mit 4. Mose 12,3). Der einstige Wollüstling ist keusch wie Joseph (1. Mose 39,9; Apg 24,25). Der einfache Weg zu solcher Fruchtbarkeit heißt: „Bleibet in Mir.“
Die Mittel zur Fruchtbarkeit. Der Herr nennt hier zwei.
In Ihm bleiben. Gemeinschaft mit dem Herrn pflegen (1Joh 1,3.7). In Seiner Liebe bleiben (Vers 4; 6, 47‑58).
In Seinem Wort bleiben (Vers 7; Eph 5,26). Das Wort ist wie ein zweischneidiges Schwert und deckt Schäden auf (Heb 4,12), zum Beispiel die Sünde der Gebetslosigkeit, die uns aus Jesu Nähe führt (1Sam 12,23), oder die Vernachläßigung der Gottesdienste mit ihren trüben Folgen (Heb 10,25). Es straft uns über den Mangel an Liebe. Gereinigte Reben sind zum großen Nutzen anderer und verherrlichen den Herrn.
Das Los der Ungereinigten (Vers 6). Der Weingärtner
wirft sie ins Feuer. (Lies Mt 3,10; Apg 5,5.10;