Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 2,12 - Wahre FreundeMk 2,12 - Wahre Freunde
Der Herr hatte sich für kurze Zeit an andere Orte begeben, um auch daselbst zu predigen (Mk 1,38). Nun war Er wieder nach Kapernaum zurückgekehrt. Gewiß bezog Er wieder Quartier im Hause des Petrus. Mit Wonne wird Ihn die Schwiegermutter aufgenommen und Ihm gedient haben. Jesu Rückkehr ward bald ruchbar. Viele kamen zum Herrn. Haus und Zugang waren überfüllt. Wie immer verkündigte Er ihnen das Wort. Von der Rückkehr Jesu hörten vier Freunde eines Gelähmten. Sie suchten Ihn auf, erzählten ihm von den Wundern des Herrn und ihrer Absicht, ihn zu Ihm zu bringen. Gerne willigte er ein.
Eine auffallende Tatsache. Nicht der Gelähmte stand im Vordergrund des Berichtes, sondern die vier Freunde die ihn brachten. Der Herr blickte auf sie, auf ihre Nächstenliebe, die keine Hindernisse scheute, und so wird es gut sein, uns zu fragen, ob der Herr bei uns auch solche Liebe und Mühe sieht, andere zu m zu führen. Beschäftigen wir uns ein wenig mit den vier Freunden.
Wahre Freundschaft. Ihr begegnen wir öfters in der Schrift. Erstmals bei Abraham, dem untreuen Lot gegenüber, als er seine 318 Mann aufbot, den Feinden nachjagte und Lot befreite (1Mo 14,14 ff.). Ferner jene bekannte Freundschaft zwischen David und Jonathan (1Sam 18,4 ff.). Sie war so echt, daß Jonathan Leben für David riskierte (1Sam 20,33). Das Höchste Kennzeichen wahrer Freundschaft oder Bruderliebe ist das Leben für den Freund zu lassen (Joh 15,13.14). Das sehen wir auch ausgeprägt bei Aquila und Priscilla, die ihren Hals für Paulus hinlegten (Röm 16,4). Die echteste und nie versagende Freundschaft ist die unseres Herrn (Joh 15,15; Heb 13, Anfangs hatte auch der Herr selbst viele Freunde, aber Er vertraute sich ihnen nicht an (Joh 2,24). Er wußte, daß ihre Freundschaft nur Eigennutz war. Sie folgten Ihm, weil Er sie heilte und speiste. Als die Gegner Jesu zunahmen, schwand ihre Freundschaft. Doch hatte Er wahre Freunde, Seine Jünger. Das bezeugt Er in Lk 22,23; Joh 11,11. Sie hielten zu Ihm, trotz aller Opposition. Wahre Freundschaft sucht allein das Wohl des andern.
Beaachte das Ausharren der Vier. Die Volksmenge umlagerte das Haus. Keiner machte Platz. Jeder will zuerst zum großen Arzt kommen. Genauso ist es heute. Man begehrt den ersten Platz. Sagen nun die Vier: „Wir müssen umkehren?“ Nein, Liebe ist erfinderisch. Mühsam klettern sie auf das Dach. Gewiß waren sie bereit, ihres Freundes wegen den Schaden des Daches gut zu machen. Ihr einziger Wunsch war, ihren Freund zu Jesus zu bringen.
Wir sind schuldig, so lautet das Bekenntnis jener Vier in
Als Er ihren Glauben sah. Es war für die Vier kein leichter Gang. Er kostete viel Schweiß und Mühe. Was oft einer nicht kann vermögen einige. Der Herr sandte Seine Jünger zu zweit. Smith sagt trefflich in seinem Kommentar, daß vier nötig seien.
Die Liebe des Vaters, der Seinen Sohn nicht schonte (Röm 8,32).
Das Blut des Lammes, das allein Sünde abwäscht (1Joh 1,7).
Die Kraft des Heiligen Geistes, die von Sünde überführt (Joh 16,8) .
Der Glaube der Mitgläubigen, wie diese vier Männer (Jak 5,16). Was einer nicht kann, vermögen mehrere (Mt 18,20; Joh 15,7). Selten kommt jemand von sich aus zum Herrn. Auf Gebetshänden müssen sie zum Herrn gebracht werden.
Der Sieg des Glaubens. Der Glaube kennt kein Unmöglich, keine Hindernisse (siehe Heb 11). Er schaut, wie Abraham, nicht auf den erstorbenen Leib sondern auf DEN, der die Verheißung gegeben hat. Nun lag endlich der Gelähmte vor dem Herrn. Als erster sprach Jesus zu ihm: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Das größere Geschenk geht voraus. Was trug zu diesem größten Erlebnis bei? Der Glaube der Freunde. Das geschieht noch heute, indem der Herr unsere Fürbitte für unsere Sündengelähmten annimmt und sie heilt. Das durfte schon Abraham in seiner Fürbitte für Sodom erleben. Er durfte drei seiner Angehörigen herausbeten (1. M. 18). Oder denken wir an die Mannschaft auf dem Schiff, das Paulus nach Rom bringen sollte. Es waren alle in Todesgefahr. Paulus legte sie in kindlichem Glauben vor Gott, und alle wurden gerettet (Apg 27).
Die vier Freunde erlebten noch einen zweiten Sieg. .Auf einer Tragbahre hatten sie ihren Freund zu Jesus gebracht. Nun dürfen sie erstaunt zusehen, wie er selbst sein Bett heimträgt. Der Freund war so völlig wiederhergestellt, daß die ganze Volksmenge ihm erstaunt nachschaute. Reich war die Mühe der Freunde belohnt.
Vergessen wir auch nicht die Angehörigen des Gelähmten, als sie den Geheilten mit dem Bett auf seinem Rücken begrüßen durften. Das war ein Jubel! Zugleich waren sie entlasset von der langen Pflege. Gewiß gaben alle dem Herrn die Ehre.