Ährenlese von Georg R. Brinke - Jahrgang 5, 6; 16-19 und 21
Mk 3,22 ‑30 - Der Herr und die SchriftgelehrtenMk 3,22 ‑30 - Der Herr und die Schriftgelehrten
Im Blatt zuvor sahen wir, wie der Herr von Seinen Angehörigen mißverstanden wurde. Diesmal sind es wiederum die Schriftgelehrten, die ihn gemein und erniedrigend behandeln. Das Verhältnis Seiner Verwandten beruhte auf Mißverständnis und gewiß auf viel Verleumdung, aber das der Schriftgelehrten auf Bosheit. Wir empfinden Erbarmen für die einen, aber berechtigte Empörung über die Sünde der andern.
Die Reise der Schriftgelehrten. Sie kamen von Jerusalem, um den Herrn zu lästern. Nach Mt 12,22 hatte der Herr ein auffallendes Wunder getan. Man brachte einen Besessenen zu Ihm, der zudem blind und stumm war, und der Herr heilte ihn in einem Augenblick. Die Zuschauer hielten den Mund offen vor Staunen über das Geschehene. Das bewog etliche zur Annahme, daß Er der Messias sei, denn von Ihm werden solche Wunder geweissagt (Jes 35,6). Gewiß war ihre Freude groß. Was aber sagten die Schriftgelehrten dazu? Sie fällten
Ein gemeines Urteil. Sie sagten, Jesus tue diese Werke durch Beelzebub, den Obersten der Teufel. Damit erklärten sie Sein Wirken als satanisch. Das sagten sie, um die Bewunderung der Volksmenge zu dämmen. Wie ganz anders war es am Anfang. Nikodemus sagte im Namen seiner Kollegen: „Wir wissen, daß du ein Lehrer von Gott gekommen bist, denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust.“ Warum dieser Wechsel? Weil Jesus ihnen sagte, daß der Weg zur Seligkeit für alle gleich sei. Das verwarfen sie und darum haßten sie Ihn.
Des Herrn weise Antwort. Der von Herzen Sanftmütige läßt sich zu diesen Gemeinheiten herab und beweist ihnen das Gegenteil. Nie zuvor ist ein so gemeines und lügnerisches Urteil gefällt worden. Jesus antwortet nicht mit harten Worten. „Er schalt nicht, da Er gescholten ward“ (1Pet 2,23). Anstatt sie zu denunzieren, weist Er auf ihren Verstand hin und widerlegt ihnen die Torheit ihrer harten Worte. Er fragt sie: „Wie kann Satan, Satan austreiben?“ Er zeigt es an einem Bilde. Wie kann ein Haus oder ein Reich bestehen, wenn es uneins ist (V. 24. 25) ? Uneinigkeit in Haus und Staat bedeutet Zerfall. So ist in dem Fall Satan gegen sich selbst aufgetreten. Wie kann er dann bestehen? Und das war genau das, was sie mit ihrer Lästerung aussagten. So war also Satan eifrig, sein eigen Reich zu zerstören oder Selbstmord zu begehen.
Die wahre Auslegung. Wenn diese Austreibung des bösen Geistes nicht Selbstmord war, was war es dann? Hier galt nur eine Antwort: daß Satan besiegt worden sei. Der Herr beweist also, daß Er nicht Satans Helfer, sondern sein Vernichter sei. Der Herr braucht ein weiteres Bild. Niemand kann in das Haus eines Starken eindringen, um zu rauben, es sei denn, er feßle zuvor den Starken (V. 27). Die Tatsache, daß der Herr den schweren Fall geheilt hat, den Mann aus den Klauen Satans befreit hat, war ein Beweis, daß Jesus Satan gebunden hat. Daß Satan sich nicht wehrte, bewies, daß Jesus ihn hinausgeworfen hat. Das vermag Jesus und kein anderer.
Die Gefahr der Schriftgelehrten. In ihrer Lästerung des Herrn standen sie in noch größerer Gefahr, den Heiligen Geist zu lästern, und wer das tut, erhält keine Vergebung. Jesus macht einen Unterschied zwischen allgemeiner Lästerung und der des Heiligen Geistes. In Mt 12,31.32 gibt Er die Erklärung. Der Herr erschien nach ihren Erwartungen als Messias ganz anders, und so wagten sie, Ihn zu lästern. Das vergibt der Herr. So war es bei Saulus (l. Tim. 1, 13). Die Schriftgelehrten lästerten den Sohn, obwohl sie wissen mußten, daß Jesus den Besessenen durch den Geist Gottes ausgetrieben habe. Aber das wird ihnen vergeben, wenn sie Buße tun. Wer aber Lästerung gegen den Heiligen Geist begeht, dem wird nicht vergeben, sondern er geht verloren. Zugleich aber gibt der Herr eine große Ermunterung, daß jede Sünde dem Menschen vergeben wird, selbst die Lästerung des Sohnes. Den Schriftgelehrten aber gibt der Herr eine sehr ernste Warnung, denn sie waren auf dem Wege, die unvergebene Sünde zu begehen.
Eine vielfache Erfahrung in der Seelsorge. Oft kamen Seelen mit Tränen in die Sprechstunde mit dem Bekenntnis, sie hätten die Sünde wider den Heiligen Geist begangen. Solchen antwortete ich sogleich mit einem Nein. Menschen, die diese Sünde begangen haben, können nicht Buße tun, denn Buße ist das Wirken des Heiligen Geistes. Wer über irgendeine Sünde betrübt ist, ist es vom Heiligen Geist und erhält Vergebung. Falsche Auslegungen dieses Wortes haben viel Schaden und Herzeleid angerichtet.
Die Schrift nennt verschiedene Sünden wider den Heiligen Geist, die vergeben werden.
Der unbekehrte widersteht dem Heiligen Geiste (Apg 7,51).
Andere, wie Ananias und Saphira lügen gegen Ihn (Apg 5,3).
Gläubige betrüben leider noch den Heiligen Geist (Eph 4,29-31).
Wieder andere dämpfen Ihn etwa dadurch, daß sie der Heilige Geist zu irgend einem Dienste nötigt, den sie nicht tun (l. Thess. 5, 19).
Wieder andere verhärten sich gegen den Heiligen Geist, indem sie dem Wort, das sie hören, widerstehen (Hebt. 3, 7. 8).
Furchtbar ist das Schmähen des Heiligen Geistes nach
Zuletzt sei die schwerste Sünde, die Lästerung, genannt.
Wir aber wollen im Geiste wandeln (Gal 5,16).