Schriften von Georg R. Brinke
Betrachtungen überdas Kreuz von Golgatha
Die sieben Worte des Herrn am Kreuz
Joh 19,26.27 - Das dritte Wort
Das Testament des HerrnDas Testament des Herrn
Soeben hatte der Herr aller fürbittend gedacht und dem Schächer in besonderer Weise gedient. Nun gedenkt Er noch Seiner Mutter. Joseph war offenbar gestorben, denn wir lesen seit Lk 2 nie mehr etwas von ihm, und so erfüllte der Herr als der Erstgeborene seine Sohnespflicht. Der Herr sagt, auf Johannes hinweisend: „Weib, siehe, das ist dein Sohn.“ Er bediente sich des allgemeinen Ausdruckes „Weib“ (nicht „Mutter“), wohl um den Schmerz wegen der Leiden ihres Sohnes nicht zu verstärken. Vielleicht wollte Er sie nicht öffentlich als Seine Mutter hinstellen und sie so der Feindseligkeit aussetzen? Wie beschämend war dieses Vermächtnis für die leiblichen Brüder des Herrn, die das Vorrecht, für ihre Mutter zu sorgen, für immer verscherzt hatten. Versäumte Vorrechte sind selten wieder gut zu machen. Laßt uns die uns anvertrauten bedürftigen Mitmenschen (Angehörige) mit Jesu Liebe und Weisheit versorgen. Nur wenige beachten des Herrn Wort in Lk 16,9-12. Jesu Armut war kein Grund, Seine Mutter zu vernachlässigen. Er besaß gar nichts mehr, nachdem Seine Kleider verteilt waren, aber reich an Liebe gedachte Er der Seinen und erfreute sie. Wie wohltuend ist dieses Kreuzeswort für alle, weil Er gesorgt hat und weiter sorgen wird. Er versorgt die Seinen durch die Seinen. Reich nach jeder Seite ist Sein Vermächtnis. Der Mutter hinterläßt Er einen Versorger, der Gemeinde Sein Blut, den Schafen Sein Leben, uns allen Sein Wort, den Soldaten Seine Kleider, der Gruft Seinen Leib und dem Vater Seinen Geist.
Sehr zu beachten ist der Zeitpunkt, da der Herr diesen Wort zu Seiner Mutter sprach, nämlich kurz vor der dreistündigen Finsternis, die den dunkelsten Teil Seiner Leiden darstellte und Er ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Dieses mitzuerleben wollte Er der Mutter ersparen. Er schloß sozusagen mit Seinem Erdenleben zuvor ab, um nun mit Seinem Gott allein zu sein.