Schriften von Georg R. Brinke
Die Weltreiche im Lichte der Prophetie
Dan 12,10 - Rein oder gemeinDan 12,10 - Rein oder gemein
In Vers 8 lesen wir, daß der Bitte Daniels, den Ausgang der Notzeit Israels genauer zu wissen, n i ch t entsprochen wurde. Der Engel versichert ihm aber, daß die Not ein Ende und die Trübsal sogar einen sehr gesegneten Ausgang nehmen werde, und wenn Daniel in seinen Tagen das genügende Verständnis der tiefen Gottesgedanken nicht gewährt wurde, so durfte doch Paulus triumphierend ausrufen: „O welch eine tiefe der Weisheit!“ als Gott gerade ihm, in bezug auf Israels Endgeschichte, mehr Licht schenkte. In den Tagen aber, da die Not über Israel kommen wird, wird Gott ihnen allen das noch Verborgene des Endes Daniel wie die Morgensonne aufgehen lassen. Sie werden dann die Ursache ihrer Züchtigung verstehen, auch genau wissen, wann sie endet, und daß der Endzweck aller Not ihre Reinigung ist. Ja, geläutert werden sie aus dem Feuer der Trübsal hervorgehen. Bei der hier erwähnten Reinigung müssen wir noch etwas verweilen. Doch achten wir zuerst auf:
Zwei große Gegensätze. „Viele werden gereinigt, geläutert, bewährt werden. Die Gottlosen aber werden gottlos handeln und keine der Gottlosen werden es verstehen.“ Also wie überall in der Schrift, so sehen wir auch hier zwei Klassen von Menschen. So redet der Herr von zwei Pforten, von zwei Wegen und hier von zwei Menschklassen, von den Gereinigten und von den Gemeinen, den Gottlosen. Jeder Leser sollte sich ehrlich fragen, zu welcher Klasse er gehöre. Auf diesem Gebiet gibt es keine Neutralität. Die sogenannten Neutralen gehören gewiß zu den Gemeinen, wie überhaupt alle, die noch keine Gemeinschaft mit Jesus haben. Ins Reich werden nur Gereinigte eingehen, so sagt die Schrift (Off 11,11). Halten wir also fest, daß es nur zwei Klassen gibt; gottlose Menschen eigener Gerechtigkeit und gereinigte Menschen, angetan mit der Gerechtigkeit Christi. Weise, denen Christus Weisheit geworden, die, wie Maria, das gute Teil erwählt haben, und solche, die selbstklug sind. Und wie am Schluß des Buches Daniel, so steht auch am Schluß der Bibel über jedem Menschen dieselbe Kontrolle ‑, „das Buch des Lebens.“ Niemand wird durch die Perlentore eingehen, der nicht im Buch des Lebens geschrieben steht.
Der Segen der Notzeit. Der vorher nie dagewesenen Notzeit Israels werden auch die entsprechenden Segnungen folgen. Gott läßt keine Trübsal über Seine Auserwählten gehen, die ihnen nicht heilsam und dienlich wäre. Alles, was Gott tut, ob Er züchtigt oder segnet, geschieht aus tiefster Vaterliebe zu seinen teuer erkauften Kindern. Not fördert ihren Glauben und vertieft ihre Bruderliebe. Not fördert ihr inneres Leben mehr als Tage des Wohlergehens und der Freude. Notzeiten treiben ins Alleinsein mit Gott, ins Beten und Ringen, ins Erkennen der eigenen Unzulänglichkeit und schließlich in die Abhängigkeit von Gottes erbarmendem Eingreifen. Selbst Feuerofen und Löwengrube sind gesegnet und werden zum Heiligtum, in welchem der Herr Seinen geprüften Kindern spürbar nahe ist. Geläutert geht der Gläubige hervor, dankt und gibt Gott die Ehre.
Der Zweck der Notzeit. „Viele werden gereinigt“ sagt Daniel. Diese vielen sind in diesem Fall Israeliten, die ihre Missetaten erkennen und sich von ihren Untugenden und Unreinleiten lossagen; sich absondern von den Anhängern des Antichristen. Sie befolgen das, was in bezug auf Babylon geschrieben steht: „Gehe aus mein Volk aus ihrer Mitte!“ Sie werden sich prüfen im Lichte Gottes und sich heiligen, reinigen und so Gottes treuergebenes Volk sein, das für den Namen des Herrn lieber einen grausamen Tod erduldet, als Ihn verleugnet. Der Herr läßt nie mehr Prüfung und Leid zu, als zur notwendigen Reinigung unerläßlich sind. Er sitzt am Schmelztiegel und reguliert die erforderliche Hitze (Mal 3,3). David sagt: „Glückselig der, den du züchtigst“ (Psalm 94,12; Heb 12,6; Off 3,19). So sind Prüfungs- und Verfolgungszeiten oft sehr hart, aber Gott bezweckt nur eine gründliche Reinigung der Lust und wacht darüber, daß der Sturm kein Unglück verursacht. Das Feuer der Trübsal darf das Kind Gottes nicht verzehren, nur die hindernden Bande verbrennen, damit es ganz gelöst wird. Wir wollen das Wort des Apostels Paulus zu uns reden lassen, wenn er sagt: „Wir rühmen uns auch der Trübsale“ (Röm 5,3).
Herzensreinigung ist also Zweck und Ziel der Trübsale. Durch sie wird so recht offenbar, was noch an unreinem im Gläubigen ist, wie Eigenwille, Selbstsucht, Unbeugsamkeit, Nachtragen, Trägheit im Dienst usw. Wie bitter nötig eine gründliche Reinigung unter Gottes Volk ist, weiß jeder für sich persönlich. Denken wir nur an ein großes Übel, an den Parteigeist, der so schmerzlich viel Versagen in der Bruderliebe zur Folge hat. Ferner an die vielen, die sich in unbiblischen Lehren verirrt haben; dann an den großen Mangel persönlicher Heiligkeit oder an geheime Unreinheiten. Danken wir dem Herrn für jede Züchtigung, für jede Reinigung, sie beabsichtigt ja nur Umgestaltung in Jesu Bild. Die Hochzeit des Lammes naht und die Braut soll gereinigt und herrlich erscheinen (Jud 24; 1Thes 5,23). Der Herr möchte so manchem Seiner Kinder den Leidenskelch ersparen und es durch Sein Wort allein zurechtbringen (Eph 5,25,26). Die Tatsache aber, daß Gott Reinigung vornehmen muß, zeigt, wie sehr sie von den Gläubigen vernachlässigt wird (2Kor 7,1; 2Pet 1,3-11). In Off 3,4, 5 lesen wir von solchen, die ihre Kleider nicht besudelt haben, bei andern aber mußten sie durch Leiden gereinigt werden (Off 7,14).
Die Gottlosen. Auch sie werden noch erwähnt. In dem Maße, wie bei den Heiligen die Reinigung fortschreitet, nimmt bei den Gottlosen das Böse zu. Sie machen das Maß ihrer Sünde voll und eilen dem schrecklichen Gericht entgegen. Die Tatsache, daß viele den rechten Weg gar nicht mehr erkennen, ist schon der Anfang ihres Gerichtes. (Mt 13,14-15). Es ist also ein Wachstum der beiden, bei den einen in der Heiligung und bei den andern in der Sünde. Die Gottlosen lehnen die Belehrung durch das Wort ab und ziehen es vor, der Lüge zu glauben (2Thes 2,10-12). Ihr Leben der Sünde blendet sie, daß sie nicht wahrnehmen, was Gott an den Heiligen tut. Und wie der König Saul einst fortschritt auf dem Wege der Sünde, bis zu seinem eigenen Verderben, so auch sie.
Daniel redet auch noch von der Weisheit. Die einzige wahre Weisheit
ist Christus und Sein Wort. Die Wirklich Weisen, wie Daniel, erkennen
das. Ihr Auge ist einfältig auf Jesus gerichtet. Wahre Weisheit ist
Licht und Leben. Bloße Erkenntnis, nach der so viele in unsern Tagen
streben, bläht auf, aber göttliche Weisheit hat neues, übersprudelndes
Leben zur Folge. Alle, die die Reinigung übersehen, werden am Tage
Christi ein furchtbares Zukurzkommen entdecken müssen und in ihrer
Schande vor dem Herrn erscheinen. Satan ist bemüht, die Bösen böser zu
machen, Gott aber die Heiligen zu reinigen (2Kor 7,1;