Die Perle wird in der Schrift nur in sieben verschiedenen Stellen
erwähnt. Zuerst nennt sie Hiob, indem er sagt: „Der Besitz der Weisheit
ist mehr wert als Perlen“ (Hiob 28,18). Die höchste Weisheit ist
bekanntlich Christus, denn Er ist uns gemacht zur Weisheit (
Die kostbare Perle in Mt 13,45.46. Eben hatte der Herr vom Schatz im Acker gesprochen, der Israel darstellen soll und anschließend nennt Er die Perle, die das Bild der Gemeinde ist. Die echten Perlen kommen aus dem Meer, und die Gemeinde kommt aus dem Völkermeer. Der Herr selbst ist in die tiefsten Wasser der Trübsal hinabgestiegen, ja bis zur Dahingabe Seines Lebens, um diese Perle zu finden. Ihren außergewöhnlichen Wert erkennen wir, wenn wir ins Auge fassen:
Die Herkunft der Perle. Verborgen in der Tiefe des Meeres wird sie vom Taucher gesucht und gefunden. Die Perle ist das Produkt von Leiden. Dem menschlichen Auge verborgen lebt unter vielen Muscheltieren die Perlmutter in ihrer harten, nach außen hin unansehnlichen Schale. Irgendwie ist durch die Öffnung der Perlmutterschale ein Fremdkörper (Sandkorn) eingedrungen. Dieses Sandkorn verursacht in den zarten Teilen der Perlmutter heftige Schmerzen. Da sie aber keine Möglichkeit hat sich zu wehren, wird der Fremdkörper mit einer schleimartigen Absonderung umkapselt. Die Schleimabsonderung wiederholt sich unzählige Male, bis sie endlich zur Perle wird. Dieser unsichtbare, geheimnisvolle Vorgang hat die Perle mit all ihrer Pracht, in der sich alle Farben des Regenbogens wiederstrahlen, geschaffen. Die Perle verdankt also ihre Entstehung einer sehr schmerzhaften Verletzung der Weichteile in der Muschel, aus deren Seite sie hervorgegangen ist. Das Gleichnis zeigt bildlich die Herkunft der Gemeinde. Sie ist das fremde schmerzenbereitende Sandkorn, aber von Gott erwählt und herrlich gemacht. Als Gott die Eva schuf, ließ Er einen tiefen Schlaf auf Adam kommen und aus dessen Seite nahm Er das grundlegende Material zum Bau des Weibes. Die Schöpfung der Eva ist ein Vorbild der einen herrlichen Neuschöpfung, nämlich der Gemeinde; denn auch sie kommt aus der Seite des zweiten Adam, der am Kreuz mit einem Speer verwundet wurde (Joh 19,34; Eph 5,30; Jes 53,10). Durch die Schmerzensarbeit der Perlmutter ist die Perle geworden, und durch die Mühsal Seiner Seele auf Golgatha ist die Gemeinde entstanden. Der Perle wegen musste die Muschel leiden und sterben, und das tat Jesus für die eine Perle, „Seine Gemeinde“.
Die Schönheit und Größe der Perlentore. Das Weib des Antichristen, „die große Hure“, schmückte sich mit Perlen (Off 17,4). Die Braut des Lammes aber trägt nie gekannte Geschmeide. Ihre zwölf Tore sind je aus einer Perle. Wir Menschen bewundern schon die Farbenspiegelung der Perlmutterschale und erfreuen uns an der Pracht der kleinen Perle. Wie werden wir aber sprachlos sein, wenn wir jene Perlen nach göttlich großem Maßstab einst bestaunen! Hier darf man an Pauli Wort denken: „Was kein Auge gesehen, das hat Gott denen vorbereitet, die Ihn lieb haben.“
Die fabelhafte Größe dieser Perlentore . Sie zeigt sich besonders, wenn wir an die über 9000 Kilometer lange und 75 Meter hohe Jaspismauer denken. Die Tore müssen begreiflicherweise in Proportion zur Mauer sein, denn dort gibt es keine «enge Pforte mehr. Wenn die Mauer 75 Meter hoch ist, so sollten die Tore etwa 50‑60 Meter Höhe haben. Auf Erden könnte kein Baumeister ein gewöhnliches Tor von solchem Ausmaß herstellen, dort aber macht der himmlische Baumeister solche Tore aus einer Perle!
Wer wird durch jene Perlentore gehen? Bestimmt zuerst die, die der Herr mit der Perle vergleicht (Mt 13). Johannes, der die Perlentore nennt, hörte einst den Herrn rufen: „Ich bin die Tür, wer durch mich eingeht wird selig werden“ (Joh 10,9).
Johannes ist hier schon durch diese Tür gegangen, und aus diesem Grunde konnte er später die geöffnete Tür im Himmel sehen und auch dort eingehen (Off 4). Er darf etwas von der Herrlichkeit schauen, die an uns geoffenbart werden soll (Röm 8,18).
Diese Perlentore werden stets offen sein; denn dort ist keine Nacht mehr. Heute ist die enge Pforte, die Tür der Gnade, Tag und Nacht offen für alle Kommenden. Aus ihr hören wir den Herrn sagen: „Wer zu mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen.“ Alle sind geladen, ja dringend gebeten, durch die enge Pforte einzugehen. Alle Mühseligen und Beladenen sollen Ruhe und Erquickung finden (Mt 11,28).
Die Tore bieten Zugang für jeden Kommenden auf allen Seiten. An jeder Seite der Stadtmauer sind drei Tore, und es sage keiner, die Entfernungen seien zu groß. Licht, Gnade und Wahrheit durch Jesus Christus führen den Wanderer zur und durch die Tür.
Obwohl die Perlentore offen sind, so sind sie doch bewacht. Engel stehen davor (Vers 12). Dort darf nichts Unreines eingehen (Vers 27). Die einseitige Auslegung von Kol 1,20, dass alles selig wird, bricht vor diesen Toren zusammen. Die Wiederherstellung hat nur Bezug auf die Verheißungen an Israel , bezieht sich aber niemals auf den ewigen Zustand.