Schriften von Georg R. Brinke
Die Weltreiche im Lichte der Prophetie
Dan 12,5-13 - Die letzte EngelsantwortDan 12,5-13 - Die letzte Engelsantwort
Daniel hatte bis dahin in der Vision nur den in Linnen gekleideten
Mann gesehen, mit dem er übrigens schon in Kapitel 10, 5 geredet hatte.
Aber während der Prophet noch genauer hinblickt, sieht er plötzlich zwei
weitere himmlische Gestalten, eine auf dieser, die andere auf jener
Seite des Stromes. Offenbar waren seine Augen gehalten, daß er sie zuvor
nicht sah. Es mag ihm ergangen sein wie Abraham bei der Opferung Isaaks.
Abraham sah den Widder auch erst dann, als Gott ihm denselben zeigte (1. Mose 22; Lk 24,16). Je mehr der Gläubige auf seinen Herrn blickt und
auf Sein Wort hört, ja, je näher er ihm kommt, um so Schöneres und
Herrlicheres wird er erkennen. Das sollte uns gewiß zu intensiverem
Hinschauen auf Jesum bewegen. Die zwei Engel verschönerten zweifellos
die Vision und erhoben den, der in der Mitte stand. Wir wissen nicht
genau, wer der in Linnen gekleidete Mann in der Mitte war, ob der Herr
selbst, oder ob ein großer Engel? Einige nehmen an, daß es der Herr
selbst war. In jedem Fall bildete er den Mittelpunkt, denn er
unterrichtete sowohl Daniel als auch die Engel. der Mann in Linnen stand
oben schwebte über dem Strom und kündigte zugleich seine Macht über die
Wasser, d. h. über die Völker an (Psalm 29,10). Als der Herr in
Niedrigkeit wandelte, ging Er auch auf dem Wasser; kam den Seinen, als
sie von den Wellen bedroht waren, zu ihrer Rettung entgegen (
Die Frage der Engel (Vers 6). „Wie lange wird das Ende dieser wunderbaren Dinge dauern?“ Was die Engel über die Notzeit Israels hörten, betrachteten sie geradezu als Wunderdinge und heißen es „wunderbar“. Die Frage der Dauer beschäftigte aber nicht allein die Engel, sondern ebensosehr den Propheten. Zielleicht haben die Engel um Daniels willen die Frage gestellt, damit er zugleich die Antwort höre? Die Frage ist nicht allein lehrreich, sondern sie läßt uns zudem auch erkennen, welches Interesse die Engel am Wohl und Wehe der Menschen haben, sind sie doch ausgesandt zum Dienste um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit (Heb 1,14), und sie freuen sich, wenn ein Sünder Buße tut. Hier sehen wir, welch tiefes Mitgefühl sie mit unsern Leiden haben und wie es sie gelüstet, in Gottes Erlösungswerk und Pläne hineinzuschauen (1Pet 1,12) Engel wissen bei weitem nicht alles (Mt 24,36). In manchen Dingen werden sie sogar durch die Gemeinde belehrt (Eph 3,10). Die Leiden, durch die Israel gehen muß, liegen wie eine schwere Last auf ihnen und sie sehnen ihr baldiges Ende herbei. Wenn schon Engel um das Wohl des Menschen so besorgt sind, wieviel mehr sollten wir dann Anteil nehmen an den Leiden der Heiligen, und zu jedem Opfer für sie bereit sein. Vielleicht fallen diese Zeilen gar vor die Augen eines Lesers, der schadenfroh auf die Trübsale eines Gotteskindes blickt, oder geblickt hat? Bedenke, wie das den Herrn und Seine heiligen Engel, die uns allezeit umgeben, schmerzen muß. Wahrlich ein Grund zu ernster Buße!
Die Antwort des in Linnen gekleideten Mannes. Sie erfolgt in höchst eindrucksvoller Weise: in einem feierlichen Schwur, der das Ende allen Widerspruchs ist (Heb 6,16). Er erhebt beide Hände zum Himmel (gewöhnlich wird beim Schwur nur die Rechte erhoben, wie z. B. beim großen Engel in Off 10,5-7) und schwört bei dem ewigen Gott ‑, daß alle diese Dinge vollendet sein werden:
1. Mach einer Zeit, zwei Zeiten und einer halben Zeit, also nach den uns bekannten 1260 Tagen oben 3 ½ Jahren Trübsal, in der zweiten Hälfte der siebzigsten Jahrwoche.
2. Wenn die Zerstreuung des heiligen Volkes ein Ende hat. Das heilige
Volk ist Israel; Gott selbst nennt es so (2. Mose 19,56;
3. „Von der Zeit an, da das beständige Opfer abgeschafft wird, und zwar um den verwüstenden Greuel aufzustellen“ (Vers 1). Die Bedeutung dieser Worte haben wir schon in einer früheren Betrachtung gesehen.
Der Unbefriedigte Prophet (Vers 8, 9). Daniel, der zehnmal klüger war als alle Weisen Babels, verstand auch nicht immer alles, und mußte eine Frage stellen. Das gibt uns Mut! Fragenstellen ist also keineswegs eine Schande. Daniel hörte wohl die Antwort des Mannes in Linnen, verstand sie aber immer noch nicht völlig. Ehrfurchtsvoll ersuchte nun Daniel den Mann in Linnen selbst um Licht über den Ausgang der Trübsal seines Volkes. Und er erhielt eine ähnliche Antwort, wie einst die Jünger, die den Herrn wegen der Aufrichtung des Königreiches Jesu Christi auf Erden fragten: „Herr, stellst du in dieser Zeit Israel das Reich wieder her?“ (Apg 1,7). Die Jünger warteten mit derselben Spannung auf das messianische Reich wie einst Daniel. Was antwortete der Herr den Jüngern? „Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Zeiten, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat.“ Das, was die Jünger anging, war das Wort des Herrn: „Gehet hin in alle Welt“ und wiederum „,Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen sein wird.“ Und zu Daniel sagt der in Linnen gekleidete: „Gehe hin Daniel, denn die Worte sollen verschossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes. Schreibe nieder was du gehört und gesehen hast und versiegele es! Diese werden es erforschen und sich in schwerer Zeit daran erquicken. Die Erkenntnis wird sich mehren.“ Wir sind nun in der Zeit des Endes und viele suchen im Propheten Daniel Belehrung (1Kor 10,11). Zudem hat uns der Herr Erläuterungen zu Daniel gegeben, nämlich das Buch der Offenbarung. Und wie der Geist Christi, der in den Propheten war, Jesu Kommen ins Fleisch sowie Sein Leiden und die darauf folgende Herrlichkeit zu erforschen suchte, so suchen heute Männer mit der Salbung von oben, Christi Wiederkunft und die damit verbundenen Ereignisse zu erforschen (1Pet 1,11; 9-11; Lk 10,24).
Geheimnisvolle Zahlen. In Kapitel 12, 7, 11, 12 und in Kapitel 8, 14 werden uns Zahlen zum Nachdenken vor Augen geführt.
Wiederholt sind wir auf eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit, oder 1260 Tage, oder auf eine halbe Woche gestoßen. Alle drei Zeitangaben beziehen sich auf die Trübsalszeit über Israel, während welcher der Antichrist bis zum Ende der 1260 Tage sein Unwesen treiben wird. Während dieser Zeitdauer wird ein Teil der Heiligen in der Wüste bewahrt werden (Off 12,6).
Hernach begegnen wir 1290 Tagen (Vers 11). Es sind dies 30 Tage über die Dauer der Trübsalszeit hinaus. Diese 30 Extratage werden wahrscheinlich zu Wiederherstellungsarbeiten des bis dahin aufgehobenen täglichen Opfers nötig sein.
Die letzte Zahl im Buche Daniel ist in Kapitel 12, 12. Sie um faßt 1335 Tage und ist mit einem „Glückselig“, der einzigen Seligpreisung im Buche Daniel, und mit einem Ausrufzeichen eingeleitet. Hier haben wir noch ein weiteres Mal eine zahlenmäßige Erweiterung von 45 Tagen nach den 1290 Tagen. Diese 45 tage werden wohl (ehe die vollen Segnungen hereinbrechen können) zur allgemeinen Entwicklung der Dinge, und zum Wegräumen der Trümmer und Überreste, mit welchen das Land nach der Endschlacht von Harmagedon übersät sein wird, benötigt werden. Andererseits besteht auch die Möglichkeit, daß während dieser extra eingeschalteten 45 Tage, neben den Wegräumungsarbeiten auch Vorbereitungen auf die Erfüllung von Palm 45 getroffen werden, damit die Vereinigung des Königs mit den Auferstandenen in Vers 2 gefeiert werden kann. Auf alle Fälle wird die Zeit so schrecklich sein, daß sich jeder, der auszuharren und durchzuhalten vermochte, und sich ins Tausendjährige Reich hinüberretten konnte, im wahren Sinne des Wortes „glücklich“ schätzen wird.