Da wir uns bereits mit dem Himmel, seinen Bewohnern und der kommenden Herrlichkeit beschäftigt haben, so wollen wir uns nun noch mit dem großen Vorgang der Entrückung in den Himmel und ihren Zusammenhängen befassen. Wir sahen den Vorgang des Heimgangs beim einzelnen Gläubigen, den Paulus mit dem Ausdruck «abzuscheiden und bei Christo zu sein» bezeichnet. Aber das ist nicht alles, sondern nur der Zwischenzustand. In den Besitz der vollen Herrlichkeit werden die Gläubigen erst mit der Entrückung oder der ersten Auferstehung gelangen.
Was ist die Entrückung? Fragen wir uns zuerst, was die Entrückung nicht ist?
Sie ist nicht der „selige Heimgang“, nicht das Sterben des Gläubigen. Durch das Sterben wird der Leib noch die Beute des Todes, nicht aber bei der Entrückung.
Sie ist auch nicht jenes „Kommen des Herrn“, wenn Er nach
Auch ist die Entrückung nicht mit dem in Off 20,11 ff. beschriebenen „weißen Thron“ zu verwechseln, da alle Toten, die nicht zur ersten Auferstehung gelangen konnten, auferweckt, gerichtet und in den Feuersee geworfen werden.
Die Entrückung ist die Erfüllung jener Verheißung des Herrn an die
.Jünger: „Ich komme wieder, um euch zu mir zu nehmen“ (Joh 14,3). Sie
ist die Einlösung der Engelsbotschaft an die Jünger, die sie bei der
Himmelfahrt Christi erhielten. „Wie ihr Ihn gesehen habt gen Himmel
fahren, also wird Er wiederkommen“ (Apg 1,11). Sie ist die Erfüllung
jenes großen Geheimnisses, dem Apostel Paulus gegeben (
Wem gilt die Entrückung? Sie gilt kurz gesagt der Gemeinde Christi, den Gliedern Seines Leibes; allen, die über ihre Sünde Buße getan, Jesus als ihren Erlöser aufgenommen haben und neue Kreaturen geworden sind (Joh 1,12; 2Kor 5,17). Einmal ist der Herr erschienen, Sünde hinwegzunehmen, das nächste mal kommt Er, um diese geretteten Sünder heimzubringen (Heb 9,28). Sie gilt also nicht einer besonderen Klasse oder jenen sektiererischen Entgleisungen, die sich gern die versiegelte Schar der 144 000 nennen, sich auf ein lügnerisches Apostelamt verlassen, nicht aber auf das klare Zeugnis der Schrift.
Beachtenswert ist, dass der Herr selbst kommen wird (
Wann wird die Entrückung stattfinden? Das weiß
niemand, auch nicht die Engel im Himmel. Sie kann sehr bald stattfinden
(2Pet 3,8.9; Off 22,20), sie kann sich aber auch noch
hinausziehen, wie das gewisse Parallelen zeigen (Mt 25,5.19). In
jedem Fall sind alle diesbezüglichen Spekulationen verfehlt und haben
stets zu Enttäuschungen geführt; denn Jesus selbst hat gesagt: „Es
gebühret euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde“ (Apg 1,7). Eins will
der Herr, dass wir wachen – „so wachet nun“ (Mt 25,13;
Die Schrift gibt uns jedoch Vorbilder und Anhaltspunkte, die uns zu gewissen Schlüssen bezüglich des Kommens des Herrn, Seine Gemeinde heimzuholen, berechtigen.
So weissagte Henoch von den kommenden Ereignissen, er selbst jedoch wurde v o r dem Gericht entrückt (1. Mose 5; Jud 14).
Ehe der Herr Sodom und Gomorra zerstörte, ließ Er Lot aus der Stadt des Verderbens retten, und h e r n a c h erst kam das vernichtende Gericht über die Gottlosen (1. Mose 19,15-22).
Ehe die Ägypter im Roten Meer umkamen, b e f r e i t e Gott Sein Volk und brachte es in Sicherheit (2. Mose 14).
Vor der Zerstörung Jerichos gab Josua Befehl, „Rahab und ihr Haus zu retten“, und h e r n a c h kam das Gericht (Josua 7,22.23). Die verschiedenen Vorbilder zeigen Gottes Handeln und berechtigen zur Annahme, dass Gott dasselbe in Zukunft tun wird. Wenn wir dazu an Stellen wie 1Thes 1,10; Off 3,10 denken, so dürfen wir glauben, dass Christi Kommen v o r der großen Trübsal stattfinden wird. Auch der Werdegang der Offenbarung dürfte das beweisen. In Kap. 2 und 3 haben wir die Gemeinde auf Erden, in Kap. 4 und 5 sehen wir sie im Himmel und mit Kap. 6 beginnen die Endgerichte. Wir brauchen also nicht, wie die Welt, eine düstere Zukunft und kommende Trübsal zu fürchten, sondern wir erwarten den kommenden Herrn. Die Entrückung wäre kaum ein freudig zu erwartendes Ereignis, wenn die Gemeinde zuvor die große Trübsal zu durchleben hätte. Doch sei auch gesagt, dass einige sehr namhafte Gottesmänner annehmen, dass die Gemeinde erst nach oder während der Trübsal entrückt werden wird. Diese Frage sollte niemals zur Streitfrage werden oder gar Gläubige in der Gemeinschaft stören, denn nicht das Gleichdenken in Lehrfragen, sondern die Liebe Christi verbindet unsere Herzen.