Schriften von Georg R. Brinke
2. Mose 25,8 - Wo wohnt der liebe Gott?2. Mose 25,8 - Wo wohnt der liebe Gott?
Diese Frage stellte einst ein Kind seiner Mutter, worauf die Mutter antwortete, daß Gott im Himmel wohne, aber daß Er auch gern in seinem Herzen wohnen möchte. Darauf flehte das Kind zum Heiland, Er möge doch in sein Herz einziehen und es so fest verschließen, daß der Teufel nie mehr hineindringen könne. So etwas aus Kindermund zu hören, erquickt gewiß christliche Eltern. Und wenn wir Erwachsenen uns die gleiche Frage stellen, wie lautet dann die Antwort? Die Schrift gibt sie sehr deutlich in Jes 57,15: „Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei dem, der zerschlagen und gebeugten Geistes ist.“ Wir alle dürfen Ihm Wohnung machen. Dazu müssen wir aber wirklich geistlich arm werden und trauern, wie der Herr es in der Bergpredigt sagt, dann zieht Er auch bei uns ein (Mt 5,3 ff.). Nach obigem Wort wohnt Er im Heiligtum, und ein solches sollte Israel Seinem Gott bereiten. Der große und dreimalheilige Gott, der droben inmitten der Cherubim und Seraphim thront (Jes 6), wünscht zugleich unter den Lobgesängen Seines Volkes zu wohnen (Ps 22,3.4). Der Wunsch nach Gemeinschaft entstand aber leider nicht im Herzen Israels, sondern im Herrn selbst. Diesem Volk, das noch kurz zuvor ein Sklavenvolk war (2. Mose 1,22), sollte nun Großes geschehen, was später der Apostel in Röm. 9,4.5 so herrlich hervorhebt. So trat Gott kurz nach der Befreiung mit der Aufforderung an das Volk, Ihm ein Heiligtum zu bauen, an dasselbe Volk, das es kaum wagte, sich dem Berge zu nahen, das vor Gott floh und Moses bat, daß er mit Gott reden möge, damit es nicht sterben müsse (2. Mose 20,18.19). Dieses Volk hört nun die göttliche Bitte, daß Er unter ihm wohnen wolle. In der Stiftshütte zeigt Gott das vorbildliche Herabsteigen zu Seinem Volke. Das ist geschehen: Er hat die Himmel zerrissen und ist herabgestiegen (Jes 64,1). Das ist vor allem erfüllt in jenem Wort in Gal 4,4.5: „Als die Zeit erfüllet war, sandte Gott Seinen Sohn.“ Beachtenswert ist auch, wie Sich Gott dem Volke, das in Zelten wohnte, anpaßte, indem Er auch für Sich ein Zelt anfertigen ließ. Droben war es unter Seinen Füßen wie ein Saphir (2. Mose, 24,10) und wie die Gestalt des Himmels. Wohl war es innen in der Stiftshütte herrlich im strahlenden Gold, aber es war doch nur ein Zelt. Ähnlich ist es mit unserm Herrn, der in der Gestalt des sündlichen Fleisches kam: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“ (Joh 1,14). Der Herr war zugleich Tempel, das sagt Er mit den Worten: „Brechet diesen Tempel, und in drei Tagen werde Ich ihn aufrichten.“ Er sprach vom Tempel Seines Leibes (Joh 2,19-21), aber Er kam in Knechtsgestalt (Phil 2,6.7). Salomo fragt in seinem Gebet in 1Kön 8,27: „Sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen? Siehe die Himmel und der Himmel Himmel können Dich nicht fassen, wie viel weniger dieses Haus.“
Das tiefe Verlangen Gottes. Es ist ausgedrückt im obigen Textwort: „. . . daß sie Mir ein Heiligtum machen, daß Ich in ihrer Mitte wohne“. Der Leitgedanke der Stiftshütte ist also: ein Wohnort für Gott unter Seinem Volke. Er sehnt sich nach Gemeinschaft mit dem Menschen, dafür hat Er ihn nach Seinem Ebenbilde geschaffen. Diese Sehnsucht bekundete der Herr in Seinem Gebet in Joh 17,24 und beim letzten Passahfest (Lk 22,15). Doch wer sind die „sie" im Textwort? Das sind die durch das Blut des Lammes Erlösten, auf denen die größten und köstlichsten Verheißungen ruhen (2Pet 1,4; Röm 9,4.5).
Waren nicht auch wir, wie Israel, vor unserer Bekehrung in Knechtschaft der Sünde und Satans, ja, tot in Sünden und Übertretungen, nun aber nahe gebracht durch das teure Blut Christi? Eph 2). Auch unser Leben zählt, vom göttlichen Standpunkte aus gesehen, erst von unserer Wiedergeburt an. In einer Versammlung traf ich eine junge Schwester, die mir freudig sagte: „Heut bin ich gerade ein Jahr alt.“ Ähnlich sagte mir früher ein alter Bruder von siebzig Jahren: „Bruder Brinke, heut beschließe ich mein erstes Lebensjahr.“ Unser Leben hat also erst dann rechten Wert, wenn unser Leib zur Wohnung Gottes oder, im Sinne unseres Themas gesprochen, eine Stiftshütte geworden ist. Wenn wir, befreit aus der Sünde. Pilger nach dem oberen Kanaan geworden sind. Unter ihnen will Gott Sein Heiligtum aufschlagen, unter ihnen will Er wohnen. Lassen wir einige Beispiele zu uns reden über: