Schriften von Georg R. Brinke
2. Mose 13,20 -22; 14,20 - Ein sicherer Führer2. Mose 13,20 -22; 14,20 - Ein sicherer Führer
Die Geschichte des Volkes Israel von Ägypten bis Kanaan ist eine lückenlose Kette göttlicher Liebeserweisungen, Offenbarungen und Wunder. Zweierlei erlebte das Volk beim Aufbruch: Gott gab dem Volke Gnade in den Augen der Ägypter. Es forderte nach Gottes Geheiß (Kap. 11,2) und erhielt reiche Geschenke in Gold, Silber und Kleidern (2. Mose 12,35.36). So sorgte der treue Gott im voraus für Sein Volk, denn in der Wüste konnte Israel nichts erarbeiten und auch nichts kaufen. Israel hatte Jahrhunderte umsonst Sklavendienste tun müssen; beim Auszug erhielt es einen Lohn, wie geschrieben steht: „Sie sollen nicht umsonst arbeiten“ (Jes 65,23). Die zweite große Überraschung war das Erscheinen der bisher völlig unbekannten Feuersäule. Als das Volk marschbereit war und in die finstere Nacht hinausschaute, stand plötzlich sein Führer in Gestalt einer Feuersäule vor ihm. Manches Herz mag ängstlich gewesen sein, aber mit dem Erscheinen der feurigen Wolke wich jede Furcht. Ähnlich ergeht es allen, die das Ägypten dieser Welt verlassen, ihm den Rücken kehren und in die Nachfolge Christi treten. Satan versucht, das Herz mit Bangigkeit zu erfüllen über das Unmögliche des neuen Weges. Blicken wir aber auf Jesus, dann vergeht die Angst wie der Schnee an der Sonne (Heb 12,2). Wir erfahren die herrliche Führung des Herrn und erleben Wunder Seiner Macht und Güte. Verweilen wir ein wenig bei der Wolkensäule.
Die Wolkensäule war ein übernatürliches Wunder Gottes. Gott befreite nicht nur Israel aus der grausamen Sklaverei, sondern begleitete es sichtbar auf seinem gefahrvollen Wege. Die Wolkensäule war keine gewöhnliche Wolke, sonst hätte der Wüstensturm sie bald verjagt. Gott Selbst war in die Wolke eingehüllt wie in ein Gewand. Scheinbar schwach wie eine Wolke, aber in Wirklichkeit stark wie eine Säule. Ganz wie unser Herr, der als schwaches Kind geboren wurde, von Sich aber sagen konnte: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden" (Mt 28,18). Wie der Herr in der Wolke war, so lesen wir, daß Gott in Christo war (2Kor 5,19). Da wie dort, in der Wolke und in Christo, vereinen sich Schwachheit und Kraft. Die Wolke veränderte ihr Aussehen. So war sie bei Tage als Wolkensäule und des Nachts als Feuersäule sichtbar, aber es war stets dieselbe Wolke. So erschien der Herr den Emmausjüngern in einer andern Gestalt, bald aber merkten sie, daß es ihr Herr war (Lk 24,30 ff.). Der Herr ist derselbe in Freud wie in Leid, in gesunden wie in kranken Tagen. Wir dürfen mit Seiner Gegenwart in allen Lagen rechnen (Mt 28,20; Heb 13,5.6.8).
Die Wolkensäule war Israels Führer. Sie führte das Volk heraus aus dem alten hinein in neues Leber.. Sie wählte den Weg (5. Mose 1,33; Ps 78,14). Sie geleitete Israel wie ein Vater sein Kind. Die Wolke führte Israel zunächst nicht über Land, sondern den Weg durch die Tiefen des Roten Meeres, also einen scheinbar unmöglichen Weg. Gerade auf dieseln Wege sollte es die Herrlichkeit und Kraft Gottes sehen. Etwa wie bei der Krankheit des Lazarus, da der Herr nach Menschenmeinung zu spät kam, aber gerade da Seine Herrlichkeit offenbarte in der Auferweckung des Lazarus (Joh 11). Die Wolke lehrt uns also, jede eigene Meinung und alle eigenen Wege aufzugeben und dem Lamme zu folgen, wohin Es geht (Ps 23,4; 32,8). Wir müssen nur warten und stille sein (Jes 30,15; Apg 1,4), aber auch aufbrechen, wenn sich die Wolke erhebt (4. Mose 9,15-23). Als einst Paulus über seinen Weg ungewiß war, flehte er um Leitung; Gott antwortete ihm durch ein Gesicht: er sah einen mazedonischen Mann, der ihm zuwinkte und bat: „Komm herüber und hilf uns“ (Apg 16,8). Sogleich machten Paulus und seine Gefährten sich auf und zogen nach Griechenland. Wie die Wolke führte, so ging der Apostel. Ähnliches lesen wir in Apg 8,26 ff. Philippus erhielt in Samaria den Befehl des Geistes, in die Wüste zu gehen, und er ging und begegnete dem Kämmerer und führt; ihn zum Herrn. überlassen auch wir dem Herrn die Wahl unserer Wege, folgen wir der Wolke, wenn sie uns leiten will, etwa in der Ehewahl, der Berufswahl, im Wohnungswechsel? Wer entscheidet dabei? Der Herr oder materielle Vorteile? Nicht alle Israeliten hatten das Vorrecht, vertrauensvoll ins Heiligtum zu gehen, aber alle durften die Wolke sehen und ihr folgen. Wehe uns, wenn wir an Orte gehen, da die Wolke nicht vorausgeht. Das erfuhr Israel, als es in den Kampf zog ohne die Wolke und von den Feinden geschlagen wurde (4. Mose 14,41.,15; Ps 44,9-13). Als Israel den Herrn verließ und fremden Göttern nachging, geriet es in die Gefangenschaft in Babel, dort mußte es die Führung durch die Wolke entbehren und weinte und hing die Harfen an die Weiden (Ps, 137,1.2). Diese Wolke geht auch nicht mit uns, wenn wir, wie Demas, die Welt lieb gewinnen, wenn wir z.B. ins Kino und an ähnliche Orte gehen, denn der Weit Freundschaft ist Gottes Feindschaft (Jak 4,4).
Die Wolke war Israels Beschützer. Israels Weg führte durch
ein Tal ohne Ausweg. Plötzlich stand das Volk vor dem tiefen und breiten
Roten Meer. Hinter ihm her kamen die Ägypter, die es zurück in die
Gefangenschaft führen wollten. Israel schrie zu Gott, und Er erhörte
sein Schreien mit den Worten: „Fürchtet euch nicht! Stehet und sehet die
Rettung Jehovas, die Er euch heute schaffen wird, denn die Ägypter, die
ihr heute sehet, die werdet ihr hinfort nicht mehr sehen ewiglich.
Jehova wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein“ (2. Mose 14,13.14). Mose schlug auf Gottes Befehl das Meer, und es teilte sich,
und Israel ging im Glauben hindurch. Doch beachten wir, was nun geschah.
Die Wolke, die sonst vor Israel herging, wechselte plötzlich der. Stand
und trat zwischen die Israeliten und die Ägypter. Wollten die Ägypter
Israel angreifen, so mußten sie wider Gott streiten, und was das für
Folgen hatte, wußte Pharao. Auf der Seite der Israeliten verbreitete die
Wolke Licht und auf seiten der Ägypter dicke Finsternis und verwirrte so
die Verfolger. Israel konnte ungehindert weiter ziehen (
Die Wolke war Gottes Offenbarungsstätte für Israel. Von hier aus sprach Gott mit Seinem Volke (2. Mose 14,15.26; 4. Mose 9,15.23). Die Wolke ruhte auf der Stiftshütte, auf der Bundeslade, und Gott sprach: „Von hier aus werde Ich mit euch reden." Wir haben eine Wolke, die wir befragen dürfen, das feste, zuverlässige Wort Gottes, „das da scheint wie eine Lampe am dunklen Ort“ (2Pet 1,19). Die Wolke tat Israel den Weg kund (4. Mose 9,18). Sie war Israels Offenbarungsstätte (Ps 99,7) und des Volkes Herrlichkeit (2. Mose 40,34). Beachtenswert ist, daß die Wolke nur auf der Stiftshütte ruhte; damit sah jedermann, wo Gott wohnte und zu finden war. Das war selbst bei Nacht möglich, weil sie dann als Feuersäule leuchtete. So können wir zu jeder Zeit und bei jeder Gelegenheit den Herrn im Wort finden.
Die Wolke war auch Israels Versorger. Das tägliche Manna fiel in der Nähe der Wolke. Wäre Israel eigene Wege gegangen oder an einem schönen Ort unter Palmen geblieben, während die Wolke sich erhob, so wäre es verhungert. Wo Gott uns hingestellt hat, versorgt Er uns innerlich und äußerlich. Während meiner Missionstätigkeit im Innern Afrikas kam ich zweimal in schwere materielle Not. Ich sagte dem Herrn: „Du hast mich nicht zum Verhungern hierher geschickt, sondern um das Evangelium zu verkündigen.“ In geradezu erstaunlicher Weise sorgte Er dann für mich. Der Herr weiß, ob etwa gar der eine oder andere hungrig unter dem Wacholder liegt, wie Elias, und stillt seine Not (l. Könige 19,5 ff.).
Die Wolke war Israels Lichtspender. Tag und Nacht ging sie vor Israel her, daß es zu jeder Zeit ungehindert ziehen konnte (2. Mose 13,21.22). In späterer Zeit sagte Josua zu Israel: „Ihr seid des Weges früher nicht gegangen“ (Josua 3,4), und so war es auch hier am Anfang ihrer Pilgerreise. Kinder Gottes dürfen zu aller Zeit der Leitung des Herrn sicher sein und auch Tag und Nacht ziehen. Oft ist es dunkel um uns her. David sagt: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte" (Ps 119,105). Ferner sagte derselbe Psalmist: „Und ob ich auch wanderte im finstern Tal, so fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir“ (Ps 23,4). Kürzlich besuchte ich einen sterbenden Bruder; voller Erwartung, wie ein Stephanus, beschritt er dieses dunkle Tal und dachte an den lichten Ausgang (Apg 7,55).
Die Wolke überschattete die Stiftshütte (2. Mose 40,34). Gott war Seinem Volke alles: Führer, Versorger, Licht, Beschützer. In der Wüste, da die Sonne glühend heiß scheint, breitete sich die Wolke aus wie ein großer Schirm und gab Schatten. In den Tropen sind bekanntlich die Nächte kalt, aber die Feuersäule spendete dem Volke Wärme. Die Wolke war auch sein Wächter, denn der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht (Ps 121,5; 105,39). Auch hätte niemand gewagt, Israel anzugreifen, die Feinde scheuten gewiß die Wolkensäule. Dieser große Gott Israels ist auch unser Gott, und wir singen mit dem Dichter: Sicher in Jesu Armen, sicher an Seiner Brust. ruhend in Seiner Liebe, da find ich Himmelslust,