Unter Zwischenzustand ist die Zeit zwischen dem Sterben des Menschen und der Auferstehung des Leibes gemeint. Erst nach der ersten Auferstehung, wenn Gläubige ihren Herrlichkeitsleib empfangen, gelangen sie in den vollen Besitz der Verheißung Auch der Unbekehrte wird nach der zweiten Auferstehung (d. h. nach der Auferstehung aller ohne Gott und ohne Hoffnung verstorbener Menschen) sein endgültiges Urteil, den Feuersee, empfangen. Hier wollen wir uns nur mit dem Zwischenzustand der Gläubigen beschäftigen.
Die erste Erfahrung. Gläubige dürfen beim Sterben merken, dass der vielgefürchtete Tod gar nicht so furchtbar ist. Seit der Bekehrung sind sie nicht mehr Knechte der Todesfurcht (Heb 2,15). Wirklich Schriftgläubige sind frei von Todesfurcht und sagen triumphierend mit Paulus‑ „Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein“ (Phil 1,23), oder: „hinfort liegt mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit“ (2Tim 4,8). Die Schrift nennt das Sterben des Gläubigen ein „Entschlafen“, und wem fällt das Schlafengehen schwer? (1Thes 4,13). Wir freuen uns meistens darauf.
Ein bewusster Zustand. Wir sahen bereits, dass die Bibel keinen Seelenschlaf kennt. Der Zustand nach dem Tode ist ein absolut bewusster (Lk 16,19 ff.). Paulus sagt, abscheiden ist weit besser als im Leibe bleiben. Was wäre der Nutzen zu sagen: „Es ist weit besser bei Christo zu sein“ als im Leibe verharren., wenn wir von allem nichts wüssten (Phil 1,21-24). Demnach befinden sich Gläubige in einem absolut herrlichen, bewussten Zustande.
Der schönste Anblick. Wir werden Jesus sehen. Größeres gibt es für den Gläubigen nicht, als Jesus zu sehen. Was Paulus erfreute, war gerade dieser Gedanke, „bei Christo zu sein“. Ihn zu sehen, der am Kreuze so unsagbar für uns litt, unser Heil so teuer erwarb, der sich täglich mit uns beschäftigt und für uns bittet, auch dann, wenn wir uns nicht mit Ihm beschäftigen, wird die schönste all unserer Erfahrungen im Jenseits sein. Der Herr weilt nun droben, wohin Er als Vorläufer gegangen ist (Heb 6,20). Wo ein Vorläufer ist, müssen Nachläufer folgen.
Eine freudige Entdeckung. Der Gläubige merkt, dass er plötzlich frei von jedem Schmerz und Seufzen ist. Fortan gibt es kein Leid, keine Enttäuschungen mehr. Der Gelähmte und andere mit einem Pfahl im Fleisch, erfahren, dass ihre Gebrechlichkeit plötzlich ein Ende gefunden hat. Unbeschreiblich kostbar muss das Befreitsein von allen leiblichen Nöten und Wehen sein! Was mag jener arme Mann empfunden haben, als er, an Stelle des früheren Elends, Trost fand (Lk 16,19 ff.); und was mit dem Schächer, der eben noch die Pein der Kreuzigung fühlte und außerdem innerlich zerknirscht die letzten Stunden seines Lebens in großen Qualen verbrachte! Er äußerte in seiner großen Not die Bitte: „Herr gedenke an mich“ und alsbald war er in bewusstem Zustand im Paradies. Welch unaussprechliches Glück!
Ein weiteres, kostbares Erlebnis. Nach dem Tode
hören die Überraschungen nicht auf. Wir werden nicht allein den Herrn
sehen und frei von allen Leiden sein, wir werden auch die Unsrigen
wiedersehen. Lazarus sah Abraham, ja, sogar den reichen Mann. Paulus bat
die Thessalonicher, sich damit zu trösten, dass sie sich dort
wiedersehen werden (1Thes 4,17.18). Während hienieden Angehörige
weinen, herrscht droben Jubelfreude vorangegangener Mitgläubiger. Der
Herr hat diesbezüglich eine trostreiche Zusicherung gegeben (
Ein kurzer Überblick. Man kann die Zeit des Gläubigen nach dein Tode in drei Teile zerlegen.
1. Die Zeit vom Tage des Todes bis zur ersten Auferstehung. Diese Zeit umfasst jenen Zustand, den Paulus mit den Worten bezeichnet, «abzuscheiden und bei Christo zu sein. Der innere Mensch ist also unmittelbar nach dem Tode beim Herrn (2Kor 4), während sein Leib als Samenkorn im Grabe ruht, bis zum Tage der ersten Auferstehung.
2. Die Zeit von der ersten Auferstehung bis zum Vorstellen vor den Vater (Welche Zeitspanne zwischen der Auferstehung und dem Vorstellen vor den Vater ist, sagt die Schrift nicht.). Bis dahin hielt der Tod die Leiber als seine Beute fest. Doch Jesus hat dem Tode die Macht genommen, und die Auferstandenen rufen laut aus: „Tod wo ist dein Stachel?“ (Hosea 13,14; 1Kor 15,55). Der Sieg, den der Tod bis zur ersten Auferstehung hielt, ist ihm entrissen worden. Das Verwesliche hat Unverweslichkeit angenommen. Das Samenkorn „Leib“, das auf Hoffnung gesät wurde, ist in vollendeter Gestalt zu neuem Leben erwacht. Der entseelte Leib hat sein neues Leben bekommen und erst von hier hinweg beginnt der eigentliche Genua der Herrlichkeit. In Verbindung mit der ersten Auferstehung steht der Richterstuhl Christi, mit dem wir uns bereits beschäftigt haben.
3. Das Darstellen vor dem Vater. Als vollendet in Jesu Bild. Nachdem vor dem Richterstuhl Christi die letzten Flecken und Runzeln beseitigt wurden, stellt dann der Herr die Seinen dem Vater vor (Eph 5,27). Wir sind dann mit unserem Herrn ins Vaterhaus eingezogen. Und wie der Herr damals von Gott begrüßt wurde, so werden auch wir, die Heiligen, Gott und Seinen heiligen Engeln vorgestellt werden. Welch ein Anblick!
Wer wird an all dem Schönen teilnehmen? Die Schrift sagt es. Die Nachfolger des Lammes (Joh 1,36,27; Off 7,13 ff.). Alle in Jesu Blut Gewaschenen. Leser, wirst du dabei sein? Zu dieser Erfahrung kommt man nur durch Buße zu Gott und den Glauben an Christum Jesum und durch das Bekenntnis Seines Namens vor der Welt. Dass uns doch allen so recht die Augen aufgingen und dass wir das Wort in Kol 3,2 beherzigten: „Trachtet nach dem, was droben ist und nicht nach dem, was auf Erden ist.“ Oder wie Jesus befiehlt: „Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes“.