Eben sahen wir, dass der Herr alle Seine Heiligen in einem Augenblick zu sich ins Vaterhaus nehmen wird. Weil sie durch Christi Blut erkauft und abgewaschen sind, haben sie Zutritt ins Allerheiligste droben (Heb 10,19). So herrlich die Entrückung auch ist, weil sie die Erfüllung all unserer Hoffnungen in sich schließt, so überaus ernst ist das, was ihr folgt, nämlich der Richterstuhl Christi. Dieses Gericht hat selbstverständlich nichts mit der Seligkeit zu tun, denn wer entrückt ist, ist auch selig. Vielmehr haben wir es hier mit der Belohnung zu tun. Ein jeglicher wird seinen Lohn empfangen. Es ist undenkbar, daß es Gläubige geben kann, die nichts für den Herrn tun. Hier nun gedenkt der Herr jedes Werkes und belohnt es (Heb 6,10). Er wird jedes Werk ohne Ansehen der Person richten (1Pet 1,17).
Der Gerichtstag. Das Gericht über die Gläubigen wird nach der Entrückung stattfinden. Es ist das erste der geweissagten Gerichte. Das Gericht muss anfangen am Hause Gottes (1Pet 4,17). Paulus nennt diesen Gerichtstag „Tag Jesu Christi“ (1Kor 1,8; 2Kor 1,14; Phil 1,6.16). Wir dürfen aber dieses Gericht nicht mit dem in Mt 25,31-46 verwechseln, das zu Beginn des Millenniums stattfindet, noch mit dem am weißen Thron, das erst nach dem Millennium sein wird.
Der Gerichtsort. Die himmlischen Örter, von denen der Epheserbrief öfters redet, werden zweifellos der Gerichtsort sein. Also ist es das Luftgebiet. Erst wird alles Untaugliche abgestreift; denn nichts Unreines darf droben eingehen, dann erst erfolgt der Einzug ins Vaterhaus.
Der Richter (Heb 10,30). Richter wird der Herr Jesus selbst sein. Der Vater hat alles Gericht dem Sohn übergeben (Joh 5,22). Er wird ein gerechter Richter sein (2Tim 4,8), der einem jeden nach seinen Werken vergelten wird. Gleichzeitig wird Er ein strenger Richter sein. Johannes sah Ihn einmal in dieser Gestalt und fiel zu Boden (Off 1,13-17). Darum spricht der Apostel in Verbindung damit vom „Schrecken des Herrn“ (2Kor 5,11). Er kennt das Verborgene und wird es richten (Röm 2,16; Mt 16,27; Lk 12,2). Der Richterstuhl Christi wird in Röm 14,10 auch „Richterstuhl Gottes“ genannt. So ist wohl anzunehmen, dass auch Gott daran teilnehmen wird.
Ferner werden ohne Zweifel auch Engel dabei sein. Michael, als Erzengel, ist schon genannt worden. Zudem wird der Herr die treuen oder untreuen Bekenner vor den Engeln Gottes bekennen oder verleugnen (Lk 12,8-9).
Mag sein, dass auch Satan, der Verkläger der Brüder sich einstellen wird, um den Heiligen ihren Platz streitig zu machen. Satan kennt unsere Untreuen und wird versuchen, uns dort ihretwegen zu verklagen.
Die Gerichteten. Wir alle (2Kor 5,10), vom großen Paulus bis zum letzten Gläubigen, der sozusagen gerade noch vor Torschluss das Heil ergriff und mitentrückt wurde, werden die Gerichteten sein. Dort stehen all die eben Auferweckten, sowie auch alle, die verwandelt worden sind: Bruder, Schwester, du und ich werden dort stehen und darüber Rechenschaft ablegen, was wir in diesem Leibesleben getan haben, Gutes oder Böses.
Der Gerichtsgegenstand. Die Werke der Gläubigen. Dort wird die Welt unserer Beweggründe offenbar. Es wird sich zeigen, ob das, was wir getan haben, zu unserer, oder Gottes Ehre geschehen war? Ob die Liebe Christi uns trieb, oder unser eigener Vorteil? Dort wird echt und unecht vor dem Auge des Richters geschieden. Wir werden verantwortlich gemacht für:
Unsere Zeit . Kaufet die Zeit aus (Eph 5,16). Die Zeit von unserer Bekehrung bis zum Heimgang ist uns gegeben, um dem Herrn zu dienen, nicht um sie zu vergeuden, zu schwätzen oder gar andere zu richten. Wir sollen sie brauchen zum Gebet, zum Forschen im Wort und also tüchtig sein im Dienst.
Unsere Gaben. Jedes Gotteskind hat Geistesgaben (
Unsere materiellen Güter. Gibt es etwas, das wir unser nennen dürfen? Alles ist Sein und wir sind nur Verwalter über das Materielle. Dort wird offenbar, ob wir uns, unserer Familie oder Gott lebten und um Sein Werk besorgt waren. Jesus wurde arm um unsertwillen. Viele Gläubige aber wollen reich werden, und das ist Sünde (1Tim 6,9). Wer Reichtümer hat, verwende sie für den Herrn, und wer keine hat, trachte nicht danach.
Unser Wirken in der Gemeinde. Man lese hierzu 1Kor 3. Paulus nennt sich dort einen weisen Baumeister und legt jedem Glied die Verantwortung zur Mitarbeit aufs Herz (Vers 10). Es ist der Tempel des Herrn, an dem wir bauen und das soll in gleicher Treue geschehen, wie bei der Stiftshütte (2. Mose 40,16; Heb 3,2). An diesem Werke ist es uns freigestellt zu helfen oder zu pfuschen. Jeder wird seinen entsprechenden Lohn empfangen.
Unsere Unterlassungen. Nicht nur die Taten, nein, auch die Unterlassungen werden dort gerichtet. Ein deutliches Bild haben wir diesbezüglich beim Gericht über die Nationen in Mt 25,44-46. Gutes tun zu unterlassen ist Sünde (Jak 4,17).
Eine ernste Notwendigkeit. Es ist das Selbstgericht;
denn wer sich selbst richtet, kommt nicht in das Gericht (