Schriften von Georg R. Brinke
2. Mose 28,1 - Die Priester des Heiligtums2. Mose 28,1 - Die Priester des Heiligtums
Wie in der Gemeinde Christi Haupt und Glieder zusammengehören, so gehörten einst in Israel der Hohepriester und die Priester zusammen. Aaron ist, wie wir immer wieder sehen, ein Vorbild auf unsern großen Hohenpriester, und seine Söhne sind Vorbilder auf uns, die wir auch Priester genannt werden. Die Priester standen Aaron, dem Hohenpriester, zur Seite und unterstanden seinen Befehlen. Ebenso ist es heute. Er, unser Heiland Jesus Christus, ist der eine große Hohepriester über das Haus Gottes, und wir sind Seine erwählten Priester (1Pet 2,5.9; Heb 13,15; Off 1,6). Hohepriester und Priester waren in Israel sehr eng miteinander verbunden, denn wir lesen öfters von „Aaron und seinen Söhnen.“ Sollte diese kostbare Wahrheit nicht uns alle zu großem Dank verpflichten? Er, der große Hohepriester droben, und wir, die Priester auf Erden, zusammenwirkend. Er, der Christus, wir die Christen! Er das Haupt und wir die Glieder.
Ihre Berufung. Sie kam von Gott und wurde nach Seinem Befehl durch Moses vollzogen. Alle entstammten also den Kindern Israels, sie gehörten zu den Brüdern, also Kinder und Brüder. In Heb 2,10-13 lesen wir auch von Kindern und Brüdern. In Vers 11 werden sie Brüder genannt, und in Vers 13 heißt es: „Ich und die Kinder, die Du Mir gegeben hast.“ Also auch hier Brüder und Kinder. Der Hohepriester war den Priestern beides, Vater und Bruder, und dieses herzliche Verhältnis wendet der Hebräerbrief auf uns an. Denken wir nur daran, was Er uns ist, von und mit dem wir verbunden sind. Wir haben einen Bruder und väterlichen Freund als Hohenpriester. Denken wir ferner an die Ähnlichkeit zwischen den Priestern und dem Hohenpriester. Die Priester trugen zum Teil dieselben Kleider wie der Hohepriester und unterlagen in ihrer Berufung denselben Zeremonien. Beide wurden gewaschen, bzw. gebadet und trugen den langen Leinenrock, der die Gerechtigkeit der Heiligen versinnbildlicht. Zwar hatte Aaron, wie wir sahen, besonders herrliche, kostbare Kleider, die nur er ganz allein tragen durfte; aber im übrigen ist er seinen Brüdern gleich gemacht (Heb 2,17). Es gibt Dinge, die allein Ihn angehen und Ihn über alles und alle erheben, daneben besteht wiederum in andern Dingen eine wunderbare harmonische Einheit. Die weiße Leinwand, die den Hohenpriester bedeckte, lag auch auf ihnen, den Priestern. Die Gerechtigkeit des Herrn ist durch den Glauben an Ihn unser geworden (Röm 5,1).
Beide, Hohepriester und Priester, hatten dieselbe Salbung. Der Hohepriester hatte natürlich, wie Christus, den Vorrang. Er wurde zuerst gesalbt, aber hernach folgten auch die Priester, und über alle floß dasselbe kostbare, heilige Öl. Derselbe Geist, der auf Christus kam und ruht, ist auf uns, die Priester, ausgegossen. Johannes schreibt: „Ihr habt die Salbung, und sie bleibt auf euch“ (1Joh 2,27; Joel 3,1).
Alle standen unter demselben Befehl. Moses war durch Gottes Vollmacht und Auftrag der Befehlende. Aber niemand hat die Befehle Gottes so gründlich erfüllt als unser Herr. Das Gesetz war im Innersten Seines Herzens (Ps 37,31). Gottes Wohlgefallen war Seine Lust. Er durfte sagen: „Ich habe Dein Wort bewahrt.“ Schon als Kind bestätigte Er das mit den Worten: „Wisset ihr nicht, daß Ich sein muß in dem, was Meines Vaters ist“ (Lk 2,49). Und wie steht es bei uns, Seinen Priestern? Der Herr sagt: „Ihr seid Meine Freunde, so ihr tut, was Ich euch gebiete“ (Joh 15,14). Ferner sagt Er: „Meine Mutter und Meine Brüder sind diese, die Gottes Worte hören und tun“ (Lk 8,21). In Paulus haben wir das schöne Bild eines heiligen Priesters. Lesen wir nur Apg 20, da wird uns das beste Beispiel vor Augen geführt.
Alle erhielten dieselbe Nahrung. Alle, Hohepriester und Priester, waren Gäste am goldenen Schaubrottisch, der Hohepriester offenbar an der Spitze. Alle aßen dieselben Brote im Heiligtum. Sabbath für Sabbath erschienen sie vor dem Herrn zum gemeinsamen Mahl. Sie empfingen auch alle denselben Zehnten, der zu ihrem Unterhalt diente. Denken wir daran, daß unsere Zehnten oder sonstige Gaben unserem Hohenpriester gehören, die Er dann Seinen Priestern, Seinen Dienern gibt. Wer das recht beachtet, kann unmöglich karg sein im Geben. In Eph 5,29 lesen wir, daß Er Seine Glieder nährt und pflegt. Hohepriester und Priester lebten aus Gottes Hand, und wie der Hohepriester nicht verhungerte, so auch die Priester nicht.
Alle dienten demselben Gott. Es ist etwas Großes und Herrliches um die Gemeinschaft im Dienst. Alle waren Brüder, Söhne, Berufene, alle standen an dem gleichen ehernen Altar, alle wuschen sich im gleichen Becken, alle brachten denselben Weihrauch auf den goldenen Altar, und alle trugen dieselben Kleider. So sollte also nur Harmonie, innigste Gemeinschaft auch unter uns sein. Die Priester werden besonders am großen Versöhnungstag mit bewegtem Herzen dem Hohenpriester nachgeschaut haben, wie er für sie ins Allerheiligste ging und Sühnung für sie tat. Wie ist heute das Verhältnis der Priester untereinander? Schauen alle hinauf zum Hohenpriester, hören sie alle auf Sein inniges Flehen nach Einheit untereinander? (Joh 17,21.22). Die Zerrissenheit der Priester untereinander ist ein Schmerz für den Hohenpriester. Er befiehlt uns, einander zu lieben, wie Er uns geliebt hat.
Sie genossen auch besondere Vorrechte. Da sie Gottesknechte waren, waren sie steuerfrei. Ja, mehr, sie waren, wie wir schon sahen, die Empfänger des Zehnten. Durch den Sohn, den großen Hohenpriester, sind wir frei gemacht (Joh 8,35.36). Paulus ermahnt uns, in der Freiheit zu stehen und nicht wiederum Knechte zu werden (Gal 5,1; 1Kor 7,23). „Wir sind von Gott versetzt in das Reich Seines lieben Sohnes und herausgenommen aus dem Volke für Ihn selbst“ (Kol 1,13).
Vergessen wir auch nicht ihre hohe Würde. Durch ihre hohe Stellung und Berufung standen sie über dem Volke. Sie weilten nicht mehr im Lager, sondern im Vorhof und warteten der Hut Gottes. Dort ist es dem wahren Priester so wohl, daß er stets Gott lobt (Ps 84,5). „Ein Tag in Deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend“ (Ps 84,11). Sichtbar trugen sie die Zeichen der Absonderung, wahrnehmbar in ihrer Kleidung. Das heilige Salböl war auf ihnen, das unterschied sie noch ganz besonders. Sie waren ja heilige und königliche Priester.
Leser, bist du es auch und übst du diesen heiligen Priesterdienst aus? Hast du vielleicht nur ein Priesterkleid wie jener, der von Jerusalem hinab 9 loh Jericho ging, aber kein Priesterherz hatte und unbarmherzig am Verwundeten vorbeiging (Lk 10,31.32)? Wenn ja, dann „hast du nur den Namen, daß du lebst, aber du bist tot" (Off 3,1). Dann aber ist es höchste Zeit, die Ermahnung an die Gemeinde zu Sardes zu beherzigen (Off 3,3).