Schriften von Georg R. Brinke
1. Mose 30,25-43 - JAKOB DIENT LABAN UM LOHN1. Mose 30,25-43 - JAKOB DIENT LABAN UM LOHN
Als Jakob sein elfter Sohn geschenkt wurde, wollte er nicht mehr länger bei Laban bleiben. Er sehnte sich zurück nach Kanaan.
Jakobs Heimweh. Wir staunen überhaupt, daß Jakob es so lange in der Fremde aushielt, da er doch so fest mit der Heimat verwurzelt war. Jakobs Heimweh aber war keineswegs gewöhnlicher Art. Es war das Heimweh nach Kanaan, dem Land der Verheißung. Als Sohn der Verheißung wollte Jakob in das Land der Verheißung zurückkehren. Jakob forderte von Laban seine Weiber und Kinder, mehr begehrte er nicht. Darauf hatte er auch ein volles Anrecht, hatte er doch 14 Jahre hart um sie gearbeitet. Er wollte gewiß auch selber für seinen eigenen Hausstand sorgen. Das war für ihn als Vater seine unabweisbare Pflicht. (1Tim 5,8).
Kinder Gottes dieses Zeitalters warten auf eine bessere Heimat und ein besseres Erbe und sind oft von Heimweh erfüllt. Es zieht sie wie Abraham nach der Stadt, deren Baumeister Gott Selbst ist (Heb 11,10), nach dem Vaterhaus droben. Paulus sehnte sich sehr nach diesem Vaterhaus (Phil 1,23; 2Kor 5,2).
Jakob ließ sich aber nun erneut von Laban aufhalten und zwar durch ein Angebot wirtschaftlicher Art. Das soll uns veranlassen zu fragen, durch was wir den Ruf: „Komme bald, Herr Jesu!“ dämpfen.
Ein häßlicher Charakter. Laban war habsüchtig und listig. Auf diese seine schlechten Charaktereigenschaften stoßen wir beständig. Mit einer übertriebenen Höflichkeit tritt er an Jakob heran, um ihn weiterhin als Knecht zu dingen. Der Schmeichler ist immer ein Heuchler. Jakob hatte dem Laban vierzehn Jahre gedient und dieser war durch seinen Dienst reich geworden. Jakobs Wegzug würde also eine schwere Einbuße bedeuten, und deshalb versucht er, ihn zu halten. Das Eine hatte Laban doch gelernt, daß die Fülle seines Reichtums ihm durch den gesegneten Jakob zugeflossen war. Gesegnete Menschen tragen Segnungen überall hin, wohin sie kommen mögen. Oft rnuß die Welt erkennen, welchen Nutzen ihr Gotteskinder ins Haus bringen. Das merkte z. B. Potiphar an Josef, obwohl dieser als Sklave in sein Haus kam (1. Mose 39,3).
Erfahrung macht klug. Laban will sich weiterhin die wertvolle Arbeitskraft seines Schwiegersohnes sichern und schließt einen Lohnvertrag mit ihm ab. Jakob, der genug schlechte. Erfahrungen mit Laban gemacht und durch diese Erfahrungen gelernt hatte, stellte seine Bedingungen, die zwar auch nicht ohne List waren. Erfahrungen sind gute Lehrmeister. Törichte Menschen aber lernen weder am Wort noch an der Erfahrung.
Klugheit oder Schlauheit. Dem geriebenen Laban stand ein gewiegter Jakob gegenüber. Jakob bewies Laban, daß dieser durch seinen Dienst reich geworden war, und Laban mußte das anerkennen (Kap. 30,26.27). Jakob ging auf Labans Bitte ein, zu bleiben (Vers 28-30). Nun bot sich Jakob Gelegenheit, seine Lohnansprüche zu stellen, zu planen und nach seiner Methode zu kalkulieren (Vers 37-43), was er auch musterhaft verstand. Er erwies sich in allen Teilen seinem Onkel gegenüber überlegen; vom Geiste Bethels aber merken wir leider keine Spur. Und doch sehen wir immer wieder den Glauben bei ihm durchleuchten, er rechnet mit Gott (Vers 30). Jakob war ein guter Kenner seines Faches und ein scharfer Beobachter. Er hatte die Vermehrung der Tiere genau studiert! Wie man heute sagen würde, verstand er das Kreuzen der Rassen. Laban überließ dem Jakob die Lohnforderung. Jakobs Forderungen erschienen Laban so gering, daß er geradezu verblüfft war und sich im stillen zu seinem eigenen Erfolge gewiß schon gratuliert hat. Jakobs Lohn sollten alle gesprenkelten und gefleckten Tiere sein. Laban ging sogar so weit, daß er die gesprenkelten und gefleckten Tiere drei Tagereisen von den andern trennte, so daß also ganz geringe Aussichten bestanden, daß die einfarbigen Tiere gesprenkelte tragen könnten. Der Lohn Jakobs sollte also möglichst gering sein. Laban war mit diesem ihm so vorteilhaft scheinenden Vorschlag einverstanden. Ja, wäre Laban ehrlich gewesen, so hätte er Jakobs Vorschlag abgewiesen, weil er sich sagen mußte, unter solchen Bedingungen müßte Jakob ja umsonst arbeiten. Jakob hatte aber reiche praktische Erfahrungen als Hirte und wußte an gesprenkelte Jungtiere zu kommen.
Jakobs reicher Lohn. Daß trotz aller List Jakobs der Herr Jakob die verheißene Treue hielt geht aus einem Traume hervor (Kap. 31, 10-12). Sein Traum zeigt deutlich, daß vor allem Gott der Geber von Jakobs Reichtum war. Gott ließ nicht zu, daß Sein Erwählter leer ausgehen sollte. Etwas Ähnliches finden wir übrigens später beim Auszug Israeli aus Ägypten (2. Mose 12,35 -.36). Israel hatte lange dem Pharao ohne Lohn gedient, nun dachte der Herr daran, griff ein, und Israel zog mit großem Reichtum aus. So gedenkt der Herr noch heute an den Lohn der Seinen, sie brauchen Ihm nur zu vertrauen. Jakobs Herden nahmen fortan sehr zu; der Herr gedachte an ihn und segnete ihn auf diesem Wege in gnädiger Weise.
Jakobs Heimkehr als reicher Mann. Als Jakob sich zur Heimkehr nach Kanaan anschickte, verfügte er über großen Reichtum. Dasselbe wird sich bei Israels Rückkehr in seine Heimat in Zukunft wiederholen. Schon heute gehört ein sehr großer Teil des Weltvermögens den Juden. Aber wenn ganz Israel zurückkehren wird ins Land der Väter, wird Gott ihm nicht nur den Reichtum der Nationen geben, sondern alle noch ausstehenden Verheißungen werden ihre Erfüllung finden.