„Unter deinen Lebensbäumen wird uns sein, als ob wir träumen, bring uns, Herr, ins Paradies!“ So ertönt es im schönen alten Kirchenlied. Wenn wir uns mit dem Paradies droben beschäftigen, so müssen wir uns auch mit seinen Lebensbäumen befassen. „Essen und Trinken“ sind Gebote, die Gott dem Menschen von Anfang an gegeben hat. „Du sollst essen“ (1. Mose 2,16), so lautete eines der ersten Worte des Herrn an Adam. Trinken sollte der Mensch aus den Strömen des Paradieses. Der Wein wird erst später genannt; zum ersten Male in Noahs Geschichte und zwar in keinem schönen Lichte (1. Mose 9,20 ff.). Israel wurde später mit Manna, dem Brot des Himmels gespeist, das auch Engelsbrot genannt wird (Ps 78,25).
Dann gibt es auch Speise für den inwendigen Menschen, die der Gläubige täglich genießen soll (5. Mose 8,3), nämlich das Wort Gottes, das Milch, Brot und starke Speise ist. Den Durst stillt der Gläubige mit Wasser aus dem Felsen.
Das alttestamentliche Vorbild. In Hes 47,12 wird der Lebensbaum in Verbindung mit dem Jerusalem des Millenniums genannt. Hesekiel schildert auch die Lebensbäume, die er zu beiden Seiten des herrlichen Stromes gesehen hat. Sie tragen reichlich Früchte und selbst die Blätter dienen zur Heilung. Monat für Monat werden sie Früchte tragen. Ähnliches, doch weit Herrlicheres wird der Lebensbaum im himmlischen Paradies bieten. Der Weg zum Lebensbaum ist nun wieder offen für alle Bewohner. Dort steht kein Cherub mit gezücktem Schwert. Weder Trockenheit noch Frost hindern das Wachstum. Da gibt es immerwährend Frucht für die glücklichen Bewohner der Stadt.
Der Name des Baumes. Er heißt Baum des Lebens . Hier ist nicht an einen einzelnen Baum zu denken, sondern an die Gattung; denn es steht geschrieben, dass er an beiden Seiten des Stromes steht. Baum des Lebens, welch ein vielsagender Name! Wir begegnen ihm zuerst im Paradies neben dem Baum der Erkenntnis. Der Herr selbst ist im tiefsten Sinne der Lebensbaum. Doch ehe Er uns das Leben geben konnte, musste Er erst an einen andern Baum, an das Fluchholz gehen. Der Lebensbaum ist nur von wenigen Menschen geschätzt. Es scheint, als haben Adam und Eva nie vom Baum des Lebens gegessen, sondern nur vom Baum der Erkenntnis, dem begehrteren. Sogar Gläubige streben weit mehr nach Wissen als nach wahrem Leben aus Gott und Umgestaltung in Jesu Bild. „Sein wie Gott“, versprach die Schlange der Eva und verspricht es heute noch.
Der Standort des Lebensbaumes. Er steht im Zentrum des neuen Jerusalems, also in der Nähe des Thrones. Im Paradies standen der Lebensbaum und der Baum der Erkenntnis, und zwar auch in der Mitte des Gartens. Im himmlischen Jerusalem steht der Lebensbaum am Lebensstrom, an der Straße, wohl an der Hauptstraße der Stadt? Strom, Lebensbaum und Straße werden zusammen genannt, was nicht bedeutungslos ist. Die Straße ist das Bild des Verkehrs, der Strom das Bild der Labsal und der Lebensbaum das der Fruchtbarkeit und des Genusses. Unaussprechlich Herrliches erwartet Gottes Volk, wenn es dereinst an jenem Strom entlang gehen und die reichen Früchte des Paradieses Gottes und des Lebensbaumes genießen wird.
Die Früchte des Lebensbaumes. Frucht zu ernten ist
der Endzweck aller Tätigkeit des Landmannes. Erst musste die Seele des
Herrn am Fluchholz arbeiten und danach erntete Er die Frucht (
Die Lebensbäume im Paradies zeigen zugleich an, dass das Paradies wieder offen ist. Der erste Adam hatte es durch seinen Ungehorsam verschlossen, aber der zweite Adam, Christus, hat es durch Seinen Gehorsam bis zum Tode am Kreuz wieder geöffnet. Darum kann der Herr allen, die an Ihn glauben, wie einst dem Schächer, zurufen: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein“
Zwölf ist die Zahl der Fülle, die gerade in Off 21 und 22 sehr viel vorkommt; dort wird also die Fülle sein.
Fruchttragen soll unser Lebenszweck hienieden sein. Josef wird der Sohn eines Fruchtbaumes genannt, der am Quell steht und seine Schösslinge treibt (1. Mose 49,22). Josef ist dies auf dem Wege der Leiden geworden. Ähnliches sehen wir beim Herrn, Er, das Weizenkorn, musste erst sterben, ehe Er Frucht sah. Auch Gläubige sollen Fruchtbäume sein (Jer 17,8), gewirkt durch unsern Herrn (Gal 2,20; 5,22; Joh 15). Unfruchtbarkeit ist eine bittere Enttäuschung für den Herrn. Das zeigt das traurige Beispiel des Feigenbaums, der ein Bild Israels ist (Lk 13,6-9), aber vom Herrn seiner Unfruchtbarkeit wegen verflucht wurde. Wir wollen also unsern Herrn nicht durch Unfruchtbarkeit enttäuschen; denn Er sagt: „Dazu seid ihr gesetzt, dass ihr Frucht traget und dass eure Frucht bleibe“ (Joh 15). Gläubige sollen den Herrn durch Frucht erquicken (Hld 2,3).
Die Blätter des Lebensbaumes. In der Regel ist das abgefallene Laub nutzlos, oder es dient im besten Fall als Dünger, hier aber dient es zur Heilung der Nationen. Dies wird also offenbar während der Zeit des Millenniums der Fall sein; denn besonders am Anfang werden die Nationen aus vielen Wunden bluten. Das Tier hat sie unheimlich zugerichtet, der Herr aber sorgt für ihre Heilung. Heute werden viele nutzlose Heilversuche an den sterbenskranken Nationen gemacht; dann aber werden die Völker endlich zur Ruhe kommen.