Schriften von Georg R. Brinke
4. Mose 4;7 - Umzug der Stiftshütte4. Mose 4;7 - Umzug der Stiftshütte
Wir nannten zu Anfang unserer Betrachtungen die Stiftshütte ein transportables Gotteshaus, denn das war sie auch. Sie stand nicht, wie später der Tempel, für die Dauer an einem bestimmten Ort, sondern wurde bald da, bald dort aufgeschlagen, je nach der Bewegung der Wolkensäule. So mußte sie von Ort zu Ort transportiert werden. Das war nicht ganz einfach, denn die Stiftshütte hatte ein gewaltiges Gewicht, und es bedurfte vieler Kräfte, um sie weiter zu befördern. Die Bundeslade z. B. mußte auf den Schultern getragen werden und durfte nicht auf einem Wagen gefahren werden (4. Mose 4,15; 7,9). David ließ das einmal tun. Dadurch entstand empfindlicher Schaden (2Sam 6,6.7). Gottes Werk darf noch heute getragen werden, es ist ein heiliges Vorrecht mitzutragen. Wir tragen nicht nur Sein Werk, sondern wir sollen einer des andern Lasten tragen, wie wir es im Vorbild in Apg 2,44 lesen (vergl. Gal 6,2).
Wie die Stiftshütte genau nach dem Vorbild gebaut wurde, das Moses auf dem Berge gesehen hatte, so wurde auch der Tansport ganz genau geregelt; jedem wurde der Dienst zugewiesen, den er zu tun hatte. Es wurde auch keinem zuviel auferlegt.
Auch das Alter der Helfer hatte Gott bestimmt. Diejenigen, die zum Heeresdienst ausgehoben wurden, mußten 20 Jahre alt sein und die Diener am Heiligtum 30 Jahre (Kap. 4 Vers 23.30.39.43.47). Das war auch das Alter des Herrn und Johannes des Täufers (Lk 3,23). Dreißig Jahre weisen auf Reife und Kraft hin. Der so wichtige Dienst für den Herrn erfordert ja auch reife und kräftige Menschen. Oft macht man den Fehler, zu unerfahrene, unreife Menschen in den Dienst zu stellen, wodurch so manchen Mal großer Schaden entstanden ist. Wer aber genau die Anweisungen in 1Tim 3, befolgt, wird selbst vor Schaden bewahrt und verursacht auch niemandem sonst einen solchen. Es ist vielleicht nicht so sehr das natürliche Alter selbst als vielmehr die geistlichen Voraussetzungen, wie das eigene Beispiel und Vorbild und die Lehrfähigkeit, vor allem aber die geistliche Reife.
Beachtenswert ist auch, wie das Ausscheiden aus schwerer Arbeit geregelt ist. Mitarbeitern über 50 ,Jahre sollte man keine schwere Lasten mehr auferlegen. Viele Diener beladen sich selbst, aber aus Ehrgeiz. Ihr Name muß in allen Vorständen, Ausschüssen usw. glänzen. Ob solche Streber auch so eifrig sind im stillen Gebet und in der Fürbitte?
Sie suchen, wie Paulus schreibt, mehr das ihre als den Herrn und Seine Ehre (Phil. 2,21).
Die Träger wurden vom Hohenpriester bestimmt. So muß es sein und nicht anders. Unser Herr bestimmt den Dienst. Und ein jeglicher wird eingesetzt, entsprechend der Gabe, die er empfangen hat (1Pet 4,10). Es werden besonders drei Gruppen genannt, die für den Transport verantwortlich waren. Einer jeden wurden die zu tragenden Gegenstände zugeteilt. Leider ist. es heutzutage vielfach anders. Wir haben in der Christenheit viele berufsmäßige Diener am Werk, aber wenig wirklich von Gott berufene Männer. Ich las einst das Buch eines Berufsoffiziers, der sich im Krieg als Held auszeichnete. Doch als Frieden geschlossen wurde, war der Mann arbeitslos. Nun aber was machen? Kurz entschlossen sagte er sich: Mein Vater war Pfarrer, ich werde auch Pfarrer. Hier ist wohl kaum eine Berufung auf den Knien nach heißem Ringen vor Gott erfolgt, etwa wie bei Barnabas und Saulus (Apg 13,2), vielmehr aus eigener Wahl. Zahlreich ist das Heer sogenannter Berufsdiener, die nur aus eigenem Antrieb in den Dienst des Herrn gegangen sind. Sie sammeln ein Grüpplein um sich aus dem Fischteich anderer und versuchen oft, durch Sensationen und mit andern ungeistlichen Mitteln sich eine Gemeinde zu bilden. Hauptsache ist ihnen, sich zu nähren vom Fett und der Wolle der Schafe. Solchen Hirten mußte schon Jeremia ein Wehe zurufen (Jer 23,1 ff.).
Der Dienst der Familie Aarons. Aaron hatte in allem den Vorrang. Dasselbe sehen wir in noch weit höherem Maße bei unserem Hohenpriester Jesus Christus. Er selbst hat zu den Jüngern gesagt: Ich werde vor euch hergehen (Mt 26,32). So ging vor dem Umzug des Heiligtums Aaron als erster in dasselbe hinein, entfernte den Vorhang und bedeckte die Bundeslade und andere Gegenstände mit einem blauen Tuch. Die heiligen Gegenstände, vor allem die Bundeslade, durfte niemand sehen; außerdem schützte man sie vor Regen oder Wüstenstaub (Kap. 4, Vers 14). Wir erinnern an das so ernste Gericht über die Leute von Beth-Semes, die neugierig in die Bundeslade schauten und starben (l. Sam. 6,19). Wie so ganz anders ist es heute, nachdem durch das Blut Jesu der Zugang für jedermann offen ist. Man lese nur die erhabenen Verse 1Joh 1,1-5 und wird aus einer heiligen Ehrfurcht nicht heraus kommen: „Was von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unsern Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben betreffs das Wort des Lebens, verkündigen wir euch ...“ Wir können unmöglich die Vorrechte in vollem Umfang erkennen, die uns der Herr durch Sein Blut erworben hat.
Der Dienst Eleasars (Kap. 4, Vers 16). Er war der Sohn Aarons und wurde Hoherpriester nach dessen Tode. Er hatte ein ganz besonderes Amt: die Aufsicht über das Öl zum Licht, das wohlriechende Räucherwerk, das beständige Speisopfer, das Salböl, sowie die Aufsicht über die ganze Wohnung mit allem Inhalt und Geräten. Ihm waren sozusagen zehn Pfunde anvertraut, die er treu verwaltete, so daß er später mehr dazu erhielt, als er selbst Hoherpriester wurde. Der Herr hat bis heute noch Seine besonderen Diener, oft auch zu einmaligen Aufgaben. So gab es unter den Millionen Israels nur einen Hohenpriester, nur einen Mose, der treu war in seinem ganzen Hause, nur einen Petrus oder Paulus. Es gab nur einen Luther, Moody, Spurgeon, George Müller. Das sind Männer, die Gott nach Seinem eigenen Ermessen Sich auserkoren hat. Der Töpfer hat Macht, aus dem Ton zu machen, was Er will. Du und ich sind der Ton, laß den Meister dich nach Seinen Gedanken formen; halte nur stille, schreibe Ihm nichts vor. Eins aber erwartet der Herr von dir und mir und uns allen, daß Er uns treu erfindet.
Nun werden im besonderen drei Gruppen genannt, die wir noch kurz betrachten wollen. Ihnen war der Umzug anvertraut.
Der Dienst der Söhne Meraris (Kap. 4, Vers 29-33). Ihnen oblag der Transport der schweren Gegenstände des Heiligtums: die Silbersockel, Säulen, Bretter und Riegel. Sie waren es, die beim Aufbau zuerst am Platz sein mußten. Silber ist, wie wir uns erinnern, das Bild der Erlösung. Die Silbersockel waren ja aus dem Erlösungsgeld hergestellt, wozu jeder beigetragen hatte (2. Mose 30,13-15). Die Erlösung durch das Blut geht allem andern voran. Man darf, neutestamentlich gesprochen, ihren Dienst mit dem des Evangelisten vergleichen. Er ist der Pionier, der vorangeht, der, wie Paulus sagt, den Grund legt (1Kor 3,10). Ungemein wichtig ist der Dienst des Evangelisten oder Missionars, der das Evangelium als die frohe Botschaft voranträgt. Es geschieht reichlich in unserer Zeit und in vielseitiger Gestalt.
Die Söhne Meraris unterstanden der Oberleitung Ithamars, des Sohnes Aarons. Er teilte den einzelnen die Gegenstände zu. Der Evangelist handelt auch nicht aus sich, er läßt sich die Botschaft schenken und sagt, wie die Propheten Israels: „So spricht der Herr.“ Die Söhne Meraris waren sehr zahlreich, es waren ihrer 3.200, die die Geräte trugen. Der Herr befiehlt: „Bittet den Herrn der Ernte, daß Er Arbeiter in die Ernte sende.“ Keiner der Söhne Meraris handelte selbständig, sondern nur auf Anweisung oder Befehl Ithamars. Dieser Sinn für Unterordnung fehlt heute sehr. Man will sich nicht unterordnen, sich nichts sagen lassen, sondern handelt nach eigenem Gutdünken. Man fügt sich in keine Gemeindeordnung, man vergißt, daß unser Gott kein Gott der Unordnung ist. Lieber Leser, stehst du an dem Platze, den dein Herr dir nach Seinem Wort anweisen möchte?
Der Dienst der Söhne Gersons (Vers 21-28). Ihnen waren die Decken, Vorhänge, Umhänge usw. anvertraut. Wir sahen, wie wichtig der Dienst der Söhne Meraris war, die allen andern vorangingen, um beim Wiederaufbau jeweils den Grund zu legen. Doch was hätten die Silbersäulen ohne die Umwandung genützt? Sie allein hätten keinen Vorhof und kein Heiligtum ergeben, die Umhänge waren nötig. So war also der Dienst der zweiten Gruppe nicht weniger nötig und wichtig wie der der Vorgänger. Wenn wir die Söhne Meraris mit den Evangelisten verglichen haben, so dürfen wir die Söhne Gersons mit den Hirten der Gemeinde vergleichen. Oft sind durch Evangelisten viele Menschen erweckt worden, aber die Hirten fehlten, was war die Folge? Es gab keinen Vorhof, um sie zu umschließen und zu bewahren. Die Schafe zerstreuten sich. Niemand war da, sie zu weiden und zu führen. sie waren sich selbst überlassen. Keiner trug die schwachen Lämmer auf den Armen, wie das der gute Hirte tut. Der erhoffte Segen, der von dem Dienst des Evangelisten ausging, ging verloren. Wie die. Urnhängung alles miteinander verband, so wirkt der Hirte in der Gemeinde. Wie die Bretter zusammengereiht wurden zum Heiligtum, so müssen die einzelnen Schafe gesammelt werden, damit das Ziel erreicht werde, von dem Paulus schreibt: „Allzumal einer in Christo Jesu“ (Gal 3,28).
Beachtenswert ist die große Zahl der Söhne Gersons, die für diesen Dienst ausgehoben wurden, es waren ihrer 2.630. Dort war es nicht wie in den Tagen Haggais, da viele nur an ihr eigenes Haus dachten und dieses bauten, aber das Haus des Herrn vernachlässigten (Hagg. 1,4.9). Nicht so soll es sein. Das Wohl des Hauses Gottes muß bei uns an erster Stelle stehen, wie der Herr sagt: Zuerst das Reich Gottes, dann das unsere (Mt 6,33). Viele unter dem Volke Gottes gleichen den Drohnen im Bienenstock, sie wollen nur den süßen Honig genießen, aber nicht arbeiten, sie werden beschämt dastehen am Tage Christi.
Der Dienst der Söhne Kehaths (Vers 15). Was sie zu tragen hatten, wird in den Versen 4-14 genannt. Sie trugen also das eigentliche Heiligtum, bzw. die wesentlichsten Teile, die das Heiligtum füllten. Nachdem durch die Söhne Meraris der Grund gelegt worden und die Bretter aufgestellt waren und die Gersoniter die Behänge angebracht hatten, kamen die Söhne Kehaths und füllten das Heiligtum mit den herrlichen goldenen Geräten und stellten diese an ihren Platz. Wir sahen früher schon, daß die einzelnen Gegenstände des Heiligtums, vom ehernen Altar bis hin zur Bundeslade, den Weg des Heils darstellen. Erst nachdem wiederum alles an seinem rechten Platz stand, kam nun die Wolke und bedeckte aufs neue die Wohnung Gottes. Wenn wir die zwei vorhergenannten Gruppen mit Evangelisten und Hirten verglichen haben, so dürfen wir die Söhne Kehaths mit den Lehrern vergleichen. Die Lehrer sind es, die durch das Wort, in der Kraft des Heiligen Geistes gesprochen, die Gläubigen in die Gegenwart Gottes hineinführen, bis ins Allerheiligste, das nun für alle Gläubigen offen ist. Der Lehrer bringt nicht nur bloßes Wissen, das aufbläht, sondern durch sein eigenes Beispiel und die Belehrungen durch das Wort bewegt er die Zuhörer zur Anbetung Gottes, denn der Vater sucht Anbeter.
Gemeinsamer Dienst. Das Schönste, was wir bei den drei Gruppen sehen, ist ihr harmonisches Zusammenwirken. Alle wirkten zusammen unter einer Führung, der Führung des Hohenpriesters. Keiner schaute neidisch auf den andern, als sei dieser bevorzugt, sondern jeder tat getreulich den Dienst, der ihm befohlen war. Reibungslos wurde das Heiligtum erstellt. Ihre Lasten mochten verschieden groß und schwer sein, aber alle hatten dasselbe Ziel: dem Herrn das Heiligtum zu bauen. Paulus sagt: „Es sind Verschiedenheiten von Gaben, aber es ist alles aus einem Geiste“ (1Kor 12,4-6). Ach, daß wir doch alle ebenso eifrig wären und kein anderes Ziel hätten, als das Haus unseres Gottes zu bauen, dann gäbe es keine Reibereien oder Disharmonien, sondern nur Freude am Gelingen. Jetzt treten leider so leicht Verdächtigungen, Mißgunst und andere üble Dinge zutage, die ausgeschlossen sind, wenn alles durch einen Geist, den Heiligen Geist geschieht. Möchte uns Buße erfüllen, wenn wir uns hierin schuldig fühlen, denn dann haben wir unser, aber nicht des Herrn Haus gebaut, unsere, aber nicht Seine Ehre gesucht.
Der Lohn der Arbeiter. Die Schrift sagt: „Sie sollen nicht umsonst arbeiten.“ Wie die Erbauer der Stiftshütte, Bezaleel und Oholiab, reich belohnt wurden, so denkt der Herr auch an diejenigen, die die Geräte des Herrn tragen. Ihr Lohn sind die Feueropfer Jehovas (5. Mose 18,1.2). Ja, mehr noch, der Herr Selbst ist ihr Lohn und Erbteil (Hes 44,28). Ihn haben, ist gewiß der größte Reichtum. Er sagt: Alles, was Mein ist, das ist dein. Diejenigen, die am Altar dienen, werden vom Altar gespeist (1Kor 9,13). Die größte Belohnung aber wird bald durch Den erfolgen, der gesagt hat: „Siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit Mir, um einem jeden zu vergelten nach seinen Werken“ (Off 22,12). Möge der Herr zu dir und mir an jenem Tage sagen können: „Du treuer Knecht, über weniges warst du getreu, über vieles will ich dich setzen. Gehe ein zu deines Herrn Freude!“ (Mt 25,21). Denken wir stets daran, daß wir in allem, was wir sind und haben, nur Verwalter in Gottes Auftrag und über Seine Güter sind.