Schriften von Georg R. Brinke
2Mo 26,33 - Das Allerheiligste
2. Mose 16,33.35 ; Heb 9,4 - Der goldene Mannakrug2. Mose 16,33.35 ; Heb 9,4 - Der goldene Mannakrug
Dieser Krug wird in der Schrift nur zweimal und zwar in den obengenannten Stellen erwähnt. Er hat in der Vorschattung kommender Dinge eine wesentliche Bedeutung. Schon in dem Sinnen über die Schaubrote erkannten wir ein Vorbild auf den Herrn als das Brot des Lebens, allerdings durften nur die Priester diese Brote genießen. Anders war es mit dem Manna, das gehörte dem ganzen Volk. So ist heute der Herr das Brot des Lebens für alle Seine Kinder. Dieses Brot ist keinem besonderen Stand vorbehalten, alle Glieder Seines Volkes dürfen es genießen.
Moses befahl im Auftrag Gottes, einen Krug mit Manna zu füllen und ihn aufzubewahren zum Gedächtnis und als ein bleibendes Zeugnis der göttlichen Treue während Israels Pilgrimschaft. Er ist in der Bundeslade aufbewahrt worden (Hebr. 9,4). Alle Geräte der Stiftshütte waren Hinweise auf den Herrn, der nach Heb 9,11 durch die vollkommene Hütte ging, die nicht mit Händen gemacht ist. Das Manna erhält große Bedeutung daraus, daß der Herr Selbst Sich das Manna nennt, das Brot, das vom Himmel gekommen ist (vgl. Joh 6,31-35).
Woher kam das Manna? Vom Himmel! Der Herr sagte zu Mose: „Ich will Brot vom Himmel regnen lassen" (2. Mose 16,4). Es war also kein Erzeugnis der Erde, sondern eine ganz unverdiente und nicht durch die Menschenhand erarbeitete freie Gabe Gottes. Christus, die Gabe Gottes, das wahre Manna, ist auch vom Himmel gekommen (Joh 3,16; 6,51; Eph 4,10). Wie also unsere leibliche Versorgung von oben herabkommt (Jak 1,17), so ist es auch mit den Gaben, die wir brauchen für den inwendigen Menschen. Das Manna wurde dem undankbaren, murrenden Volk Israel auf die Fürbitte Mose hin gegeben. Murren ist eine schwere Sünde, eine Beleidigung Gottes (l. Kor. 10,10; Heb 3,7 ff.). Doch wie bewundernswert ist es, daß der gnädige Gott das Murren beantwortet mit Brot vom Himmel! Geben wir unsern Mitmenschen auf ihr Murren hin auch gute Gaben? Wünschen wir nicht vielmehr manchem lieber Hagel und andere Plagen, wie sie über die Ägypter kamen? (2. Mose 7-12). Lernen wir von unserm Gott, wie Paulus sagt: „Seid Nachahmer Gottes“ (Eph 5,1). Die Gnade Gottes ist unbeschreiblich groß (Röm 5,8). Schon auf die Sünde des ersten Menschenpaares hin verhieß Gott Seinen Sohn (1. Mose 3,15). Nach der Verwerfung Christi durch Israel sandte Er Seinen Heiligen Geist (Joh 14,16), und auf das Murren der ersten Christen gab Gott Seiner Gemeinde sieben geisterfüllte Männer (Apg 6,1-6). O welch ein anbetungswürdiger Gott!
Der Name dieser Himmelsspeise. Als das Volk auf die göttliche Zusage hin am nächsten Morgen vor das Lager hinausging und die Gabe auf dem Felde in reicher Fülle fand, sagte es „Man hu“, d. h. was ist das? Begreiflicherweise kannte es diese Gabe nicht. Ging es uns nicht ganz ähnlich mit unserm Herrn, dem Manna vom Himmel her? Die Welt kennt Ihn nicht (Joh 1,10,11). Hätte sie Ihn erkannt, so hätte sie Ihn nicht gekreuzigt (1Kor 2,8).
Plötzlich lag das Manna auf dem Tau vor dem Volke. Wer es nehmen wollte, mußte sich freilich bücken. In derselben Haltung muß man auch den Herrn aufnehmen! Der natürliche Mensch ist stolz und beugt sich nicht gern. Wer Ihn aufnehmen will, muß schon von seiner stolzen Höhe herabsteigen wie einst Zachäus vom Maulbeerbaum (Lk 19,5.6). Gehen wir nur mehr in aller Demut auf unsere Knie, und wir dürfen die reichlich dargebotenen Segnungen in Christo aufnehmen (Eph 6,18 ff.).
Das Manna war Gottes Fürsorge für ein hungriges Volk. Israels Reiseproviant war aufgezehrt, und die Wüste bot keinerlei Nahrung. So kann man sich leicht in Israels schwere Lage versetzen. Die bisher schon so zahlreichen Wunder bildeten gewiß genügende Beweise für die Treue Gottes, aber hätten wir es besser gemacht? Gott in Seiner Gnade blickte nicht auf Israels Untreue, sondern auf den Bund, den Er seinen Vätern geschworen hatte. Wir denken an Davids Treue dem Bunde mit Jonathan gegenüber, wie er seinetwegen Mephiboseth aufnahm, aber Gott ist weit treuer. Gott gab also das Manna trotz Israels Untreue und Seinen Sohn trotz, ja gerade um unserer Sünden willen (Röm 5,6).
Wann mußte das Manna gesammelt werden? Es fiel auf den Tau auf dem Felde, während Israel schlief. Wir werden erinnert an das Wort: „Der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht“ (Ps 121,4). Es mußte vor Sonnenaufgang eingesammelt werden, weil es in der Sonne schmolz. Verhängnisvoll ist zu spätes Suchen. Faulenzer, die zu spät kamen, fanden nichts mehr. Handelten die törichten Jungfrauen nicht ebenso? (Mt 25,1-10). Kamen nicht Esaus Tränen zu spät? (Heb 12,17). Der reiche Mann hob erst in der Hölle die Augen auf, da war es auch für ihn zu spät. Die Leute in Noahs Tagen kamen, um sich vor der Flut zu retten, erst dann, als die Arche verschlossen war, sie kamen also ebenfalls zu spät.
Ist es nicht ähnlich so mit unserm Manna, dem Worte Gottes? Es muß auch früh gesammelt werden (Ps 5,4; 63,2; 90,14; 143,8; Spr 8,17; Pred 11,6). Wir lesen ferner: „Abraham stand früh auf“ (vergl. Jos 3,1; 6,12; 7,16; 8,10). Stehst du auch früh auf, um das Manna, das Wort zu genießen? Wer sich frühmorgens keine Zeit nimmt zur Stille, wird kraftlos am inwendigen Menschen; er hat keinen Sieg mehr über Satan, Fleisch und Welt; er versagt (1Tim 2,1.2). Ist die Schrift das erste, wonach du am frühen Morgen greifst?
Wann gab Gott das Manna? In der Nacht. Gott schenkte Seinen Sohn einer verlorenen Welt als Retter in der Nacht (Lk 2,8 ff.). In einer Nacht wird Er auch wiederkommen (Mt 25,6). „Um Mitternacht war ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt.“ Und in der dunkelsten Stunde in der Geschichte Israels, am Ende der großen Trübsal, wird der Herr kommen und Sein Volk aus den Klauen des Tieres, des Antichristen retten (Sach 9,10-12; 12,9.10; Off 19,11-21; Mt 24,27 ff.). Auch zu uns ist Er in der finsteren Sündennacht gekommen, hat uns Licht gebracht und uns mit Himmelsbrot gespeist (Lk 2,32; Joh 6,48 ff.).
Israel war täglich auf das Manna angewiesen (2. Mose 16,4). Der Herr hat uns beten gelehrt: „Unser täglich Brot gib uns heute.“ Täglich mußte das Volk hinausgehen und sammeln, wollte es nicht hungern. Es sammelte auch nur für einen Tag, was darüber hinaus gesammelt wurde, verdarb. Sammeln wir unsere Nahrung für die Seele auch täglich? Manche sammeln nur am Sonntag. Viele Gotteskinder machen selten besondere Erfahrungen mit Gott, und wenn sie schon einmal von solchen erzählen, so liegen diese oft Jahre zurück und datieren meist aus der Anfangszeit ihres Glaubenslebens, aus der Zeit der ersten Liebe (Off 2,4). Ganz anders stünde es mit ihnen, wenn sie täglich sammeln würden, wie der Herr das befohlen hat (Mt 5,6).
Vergessen wir aber auch nie, daß das tägliche Brot völlig genügt. Der Herr sagt: „Sorget nicht! Euer Vater weiß, was ihr bedürfet.“ O, dieses üble, unnütze Sorgen, das Bestreben, aufzuspeichern, wie Israel es versuchte. Denn das aus Kleinglauben gesammelte Gut wird stinkend wie das Manna, Maden kamen dort hinein. So manches Vermögen stinkt und wimmelt von Würmern des Verderbens und der Ungerechtigkeit.
Am Sabbat blieb das Manna aus (2. Mose 16,23 ff.). Gott sorgte tags zuvor dafür, daß Israel ohne Not völlig ruhen konnte. Was machen wir mit dem Sonntag? Ruhen wir an diesem Tage oder rasen wir in der Welt herum? Wer sich mit Christus als dem wahren Manna beschäftigt, der genießt einst auch den wahren Sabbat, er geht zur Ruhe ein (Heb 4,1). Der Herr ist die Ruhe für unsere Seelen (Mt 11,29).
Der Geschmack des Manna muß ein köstlicher gewesen sein. Es wurde Engelsspeise genannt (Ps 78,24.25). Paulus nennt es geistliche Speise (1Kor 10,3). Geistliche Menschen müssen geistliche Nahrung haben. Womit nährst du den inwendigen Menschen? Etwa nur mit einem Kalenderzettel oder einem christlichen Blatt?
Das Manna schmeckte wie Honigkuchen (2. Mose 16,31). Das Wort Gottes wird mit Honig verglichen (Ps 19,11). Salomo sagt: „Iß Honig, mein Sohn“ (Spr 24,13). Jonathan kostete ein wenig Honig aus dem Felsen, und seine Augen leuchteten (1Sam 14,29). Das Manna wurde sehr verschieden genossen: gebacken, gebraten, gekocht; so dürfen wir auch das Wort auf mancherlei Weise genießen: als das Wort der Erbauung, der Ermahnung, der Belehrung usw.
Ein schreckliches Wort des Undanks Israels lesen wir in 4. Mose 21,5: „Uns ekelt vor dieser elenden Speise.“ Das war zugleich eine Beleidigung Gottes in schmählichster Art. Das sagte dasselbe Volk, das früher das Manna mit Begeisterung gesammelt hatte.
Wiederholt sich diese schwere Sünde nicht bis in unsere Tage? Treffen wir nicht leider immer wieder Menschen, die einst den Herrn liebten, für die aber das drastische Wort Petri gilt: „Der Hund frisst, was er gespieen hat und die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder in dem Kot." (2Pet 2,22). Israels schwere Strafe folgte auf dem Fuße (4. Mose 21,6). Das Volk tat für seine Sünde Buße, und Gott ließ die eherne Schlange errichten. Wer auf diese blickte, blieb am Leben. Sollte so ein Rückfälliger diese Zeilen lesen, so bitte ich ihn, wie Israel, zu bekennen: „Ich habe gesündigt", und auf den Herrn am Kreuz zu blicken. Das ist der einzige Weg, auf dem er Rettung vor dem ewigen Verderben findet! (Joh 3,14-16).
Manna genug! (Ps. 37,19; 132,15) Es reichte für jeden Tag und für die ganze Wüstenwanderung. Niemand litt Mangel während der vierzig Jahre. Der Herr, unser Manna, sichert uns zu: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen" (Heb 13,5). Israel genoß das Manna, bis es in das Land Kanaan kam. Dort angekommen, durfte es die Früchte des Landes genießen (2. Mose 16,35; Jos 5,11.12). Wir haben Gottes Zusicherung nicht nur hinsichtlich der Befriedigung der irdischen Bedürfnisse, sondern auch hinsichtlich der Ewigkeit, des Jenseits (Phil 1,6). Gottes Fürsorge für Israel war reichlich und ist es bis jetzt geblieben. Er gibt Überfluß; alles, was zu einem gottseligen Leben nötig ist, wird uns in Christo geschenkt (2Pet 1,3). Bei der Speisung der Fünftausend blieben Körbe voll übrig, und der Herr befahl, sie zu sammeln, offenbar, um andere Hungernde auch noch zu sättigen (vergl. Joh 10,16). Bringe deinen Überfluß den Hungernden, damit sie dich nicht an jenem großen Gerichtstage anklagen, wie jener Kranke am Teich Bethesda seine gesunden Mitmenschen mit den Worten verklagte: „Herr, ich habe keinen Menschen“ (Joh 5,7). Und nun noch ein letztes Wort über:
Das verborgene Manna. Davon redet der Herr in Off 2,17 und sagt uns, wer es genießen darf. Das sind die Überwinder, Menschen, die im Geiste, im Allerheiligsten leben, sie erleben den ganzen Christus, sie finden in Ihm Leben und volle Genüge. Sie sehnen sich nicht mehr zurück nach dem Vorhof. „In Ihm überwinden wir weit“ (vergl. Römer 8,37; 1Joh 5,4). In dem verborgenen Manna denkt der Herr gewiß an das Wort vom goldenen Mannakrug in der Bundeslade.