Schriften von Georg R. Brinke
Die Weltreiche im Lichte der Prophetie
Der Prophet DanielDer Prophet Daniel
Alle die das Buch Daniel lesen, vom ernsten Schriftforscher bis zum grübelnden Wahrheitssucher, stimmen darin überein, dass Herz, Geist und Gemüt hier reiche Belehrung finden. Das Buch ist sowohl in seinem geschichtlichen, wie auch in seinem prophetischen Teil ein Beleg göttlicher Leitung, Treue und Fürsorge. ganz besonders aber ist das lehrreiche Buch Daniel, wegen seiner großen Weissagungen, die bis an das Ende des gegenwärtigen Zeitalters hinausgehen, von Gottesmännern aller Zeiten mit besonderem Interesse studiert worden. Obwohl das Buch zu den am meisten angefochtenen gehört, wollen wir uns doch nicht mit dem beschäftigen, was eine blinde, „wissenschaftliche“ Kritik darüber sagt, sondern uns vielmehr darüber freuen, dass sich der Herr Jesus auf den Propheten Daniel beruft (Mt 24,15). Vor diesem Zeugnis müssen alle Argumente einer vermeintlich „höheren“, in Wirklichkeit anmaßenden und hochmütigen Kritik wie nichts verschwinden. Mögen andere an der Echtheit und Glaubwürdigkeit dieses herrlichen Propheten Gottes zweifeln; uns genügt es, dass der Herr Jesus an Daniel glaubte. Wir finden Daniel nur in einem einzigen Kapitel in der Löwengrube, und zwar unangetastet! Im Kritikergraben aber wird er in jedem Kapitel zum mindestens verwundet, wenn nicht gar zerrissen! Doch, wo sind alle großen Kritiker der Schrift? Was für Früchte hat ihre ruchlose Arbeit gezeitigt? Sie sind dahin! „Das Wort unseres Gottes aber bleibt in Ewigkeit.“ Und gleich wie ein Teil der Weissagungen Daniels schon in Erfüllung gegangen ist, so geht auch noch der restliche Teil seiner baldigen Einlösung entgegen. Die ungläubigen Kritiker haben keinem einzigen zum Guten gedient, Daniel jedoch hat Millionen von Menschen ein leuchtendes und bleibendes Beispiel hinterlassen und sie zu einem Siegesleben angespornt.
Was ist die Prophetie? Biblische Prophetie ist Geschichte die im voraus geschrieben wurde. Ziel und Zentrum aller Prophetie ist die Person und das Werk des Herrn; Sein Kommen ins Fleisch, Sein Sühnewerk für die Sünde der ganzen Welt und Sein Wiederkommen in Macht und Herrlichkeit als Herr der Herren und König der Könige, um die durch Adams Fall Gott entrissene Welt wieder für Gott zurückzugewinnen. Die Person Christi ist von der Krippe hinweg bis zu ihrer tiefsten Erniedrigung auf Golgatha und in ihrer Auferstehung und Himmelfahrt, von vielen Propheten und zum großen Teil auch von Daniel geweissagt worden. Auffallend ist die Geschichte Israels mit bei Person des Herrn in der Prophetie verknüpf t. Wir lesen von Israels Zerfall, von seiner Zerstreuung unter die Völker, von seinen tiefen Leiden, die ihren Gipfelpunkt in der großen Trübsal erreichen werden, sowie von seiner Rückkehr ins Land der Väter und von der Wiederaufrichtung des Thrones Davids unter der Regierung des kommenden „Jesus Christus“. Diese Regierung bildet den Ausgang aller Prophetie. Die weitaus größere Mehrheit der Christenheit und ihrer Führer gehen an dem Wort der Weissagung achtlos vorüber. Der Katholizismus und teilweise auch der Protestantismus lehren, was die Zukunft angeht, nicht mehr als das „Jüngste Gericht". Alle herrlichen Wahrheiten über die beiden Kommen Christi, welche die Hoffnung der Gläubigen sind, lassen sie völlig beiseite. Man achtet mehr auf Träume, als auf die helle Lampe der Weisjagungen an einem dunklen Ort (2Pet 1,19).
Erfordernisse zum Verständnis der Prophetie. Es ist wohl kaum nötig zu jagen, daß die grundlegende Bedingung die „neue Geburt“ ist, denn ein Mensch kann ohne aus Gott geboren zu sein und ohne den Heiligen Geist zu haben, die Schrift gar nicht verstehen. Sie bleibt ihm eine Torheit. Viele beschäftigen sich mit dem Wort der Weissagung, rein nur um ihre Neugierde zu befriedigen. Sie möchten die Zukunft wissen und stürzen sich in der Folge in allerlei phantastische Berechnungen, die stets fehlschlugen und weiter fehlschlagen werden. Die göttliche Prophetie ist nicht dazu da, die Neugierde zu befriedigen, sondern um die großen Pläne und Gedanken Gottes mit der Menschheit zu erkennen und in den gottgewollten Linien dem Herrn zu dienen. Und diese Erkenntnis führt zur Erkenntnis Gottes und hat ein Leben in wahrer Heiligkeit zur Folge (Joh 3,3). Jedes Erforschen der Prophetie, das dieses Ziel nicht vor Augen hat, ist nutzlos, weil es nicht zur Verherrlichung Gotte dient.
Es gilt das Wort der Wahrheit recht zu teilen. Das war der weise Rat des Apostels Paulus an sein Kind Timotheus (2Tim 2,15). Die Schrift teilt die Menschheit in drei Klassen ein, nämlich in Heiden, Juden und die Gemeinde Gottes (1Kor 10,32). Wer diese Teilung übersieht und zum Beispiel, was Israel gesagt wird, auf die Gemeinde bezieht, muß notgedrungenerweise irre lehren. So ist auch gerade viel über das Buch Daniel geschrieben worden, ohne diese Teilung zu beachten. Dabei wurde bei den besten absichten die Hauptsache übersehen. Das Buch Daniel gilt in erster Linie Israel und der Völkerwelt. Gott zeigt uns dann die großen Ziele, die Er sich mit Israel und den Völkern gesteckt hat, sowie die Herrschaft Jesu Christi auf Erden. Das Buch Daniel ist bekanntlich in zwei Sprachen geschrieben, teils hebräisch, teils aramäisch. Der Teil, der speziell Israel angeht, ist hebräisch, und der Teil, der die Völker betrifft, aramäisch geschrieben. Das ist bestimmt kein Zufall! Von der Gemeinde, dem Leibe Christi, ist im Buche Daniel auch nicht mit einer Silbe die Rede. Aber hierin sind wir uns mit den Auslegern des Buches Daniel, die dann die Gemeinde finden wollen, eins, daß „Anwendungen“ auf die Gemeinde volle Berechtigung finden; denn alle Schrift ist nütze zur Lehre (2Tim 3. 16). In Daniels Tagen konnte von der Gemeinde niemals die Rede sein. Sie bestand ja noch gar nicht. Ja, sie war den Propheten nicht einmal angedeutet worden, sondern ist erst als das große Geheimnis, das in früheren Zeitaltern verborgen war, dem Apostel Paulus geoffenbart worden (Eph 3,1-10). Wer aber im Buche Daniel die Geschichte der Völker und die Zukunft Israels erkennt und auslegt, wird wahre Goldminen finden und Gottes Volk einen großen Dienst erweisen. So möge der Herr auch uns in den folgenden Kapiteln leiten und viel Licht schenken, um gerade in dieser verworrenen Endzeit dem Volke Gottes zu zeigen, was bald geschehen wird.