Schriften von Georg R. Brinke
2. Mose 30,1-10 - Der goldene Altar2. Mose 30,1-10 - Der goldene Altar
Wir verlassen den Vorhof und treten ein ins Heiligtum. Dabei ergeht es uns wie Mose in der Wüste, als Gott ihm aus dem Dornbusch zurief: „Ziehe deine Schuhe aus, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land“ (2. Mose 3,5). Dieses Gefühl, heiliges Land zu betreten, haben wir schon am ehernen Waschbecken im Vorhof, der Vorstufe zum Heiligtum, gehabt. Im Vorhof sahen wir den Herrn in Knechtsgestalt vorgeschattet, etwa wie Ihn uns Paulus in Phil 2,6-8 beschreibt. Im Heiligtum dagegen sehen wir Ihn als den Auferstandenen, als den zur Redeten Gottes Erhöhten, wie Ihn Paulus in Phil 2,9-11 schildert. Als der Herr auf Erden war oder, bildlich gesagt, im Vorhof weilte; starb Er für uns; nun aber im Heiligtum droben lebt Er für die Seinen und erscheint für sie vor Gott. Tritt der entsündigte Priester ins Heiligtum, so wird ihm hier der dreieinige Gott geoffenbart. Er erblickt in den Schaubroten den Vater, der aller Versorger ist, im goldenen oder Räucheraltar den Sohn, dessen Fürbitte wie ein lieblicher Wohlgeruch stets uns zugut aufsteigt (Off 5,8). Im siebenarmigen Leuchter erkennt er den siebenfach flammenden Heiligen Geist (Off 1,4; 4,5). Am goldenen Altar vollzieht sich das Edelste im Gotterleben des Kindes Gottes. Möchten uns doch immer mehr die Augen aufgehen für all das, was uns unser Herr ist, wir würden Ihn unendlich mehr lieben und ehren und Ihm mit viel größerer Hingebung dienen!
Beachtenswert ist der schrittweise Weg ins Heiligtum. Wir stellen sieben Stufen fest:
Die Entscheidung am Eingang, oder: Christus die Tür und der Weg ins Vaterhaus (Lk 13,24.25; Joh 14,6).
Die Annahme am ehernen Altar oder: Christus an unserer Statt gekreuzigt (Jes 53).
Die Waschung am ehernen Waschbecken oder: Christus unsere Reinigung und Heiligung (Heb 1,3; 1Kor 1,30; Joh 17,19).
Im Heiligtum: Christi Wirken als Hoherpriester und Fürsprecher (Heb 4,14.15).
Am goldenen Altar in Fürbitte für uns (Joh 17).
b) Am Schaubrottisch: Christus unsere Nahrung.
Am goldenen Leuchter: Christus unser Licht.
Am Vorhang: Christus unser Zugang zum Vater (Heb 10,19).
Vor der Bundeslade, dem Sühndeckel: Christus unsere Sühne (Röm 3,25).
Im Gnadenstuhl: Christus unsere Offenbarung (Heb 4,16).
Das Material des goldenen Altars. Er ist, wie die goldenen Bretter, aus Akazienholz hergestellt und mit Gold überzogen, und symbolisiert wiederum Christus, den Gottmensch. Im Vorhof waren die einzelnen Gegenstände aus Akazienholz und Erz, sie stellen Christus dar in richterlicher Gestalt und zugleich als unsern Stellvertreter im Gericht vor Gott. Im Rauchopferaltar aber haben wir Holz und Gold, das uns Christus als unsern Fürsprecher droben vor dem Vater darstellt.
Wie sah dieser goldene Altar aus? Er war ganz mit Gold überzogen und fünfmal kleiner als der eherne Altar. Oben um den Altar war eine Krone oder ein goldener Kranz angeordnet, offenbar damit die glühenden Kohlen samt Weihrauch nicht verschüttet wurden. Dieser Kranz oder Krone sollen uns wohl den Herrn als den Gekrönten zeigen. Im Vorhof sahen wir Ihn als den mit. Dornen Gekrönten, hier aber gekrönt mit Ehre und Herrlichkeit. An zwei Seiten des Altars befanden sich goldene Ringe für zwei Stangen, um den Altar zu transportieren. Auch diese Stangen waren aus Akazienholz gefertigt und mit Gold überzogen. Überall, wohin das Volk zog, nahm es den Altar mit. Denselben Gedanken finden wir ausgeprägt bei Abraham, der überall, wohin er kam, einen Altar baute, um Gott anzubeten. Der Vater sucht Anbeter. Der Altar darf nirgends fehlen, soll das geistliche Leben nicht erlahmen. Paulus schreibt in 1Tim 2,1, daß beim Christen Gebet, Fürbitte und Danksagung an erster Stelle stehen sollen, und in Vers 8 befiehlt er, daß dies an jedem Ort geschehe.
Ferner werden die Hörner des Altars genannt. Sie befanden sich an den vier Ecken und sind ein Bild der Kraft. Am goldenen Altar begegnen wir der Kraft des Gebets im Namen Jesu. Durch die wundervolle Geschlossenheit der goldenen Bretter zu einem Ganzen tritt uns das Versammeltsein im Namen Jesu, das Wesen des Leibes Christi, entgegen. Vereintes Gebet oder Gebet im Kämmerlein gesprochen wirkt bis an die Enden der Erde. Durch das Gebet treiben wir Mission an den entferntesten Orten. Vom Gebet gehen unüberwindliche Kräfte aus, das lehren uns die Hörner.
Die Gebete, die vor dem goldenen Altar dargebracht werden, fallen nicht auf die Erde, wenn es auch manchmal so scheint, als fänden sie keine Erhörung. Zacharias, der am goldenen Altar das Räucherwerk des Gebets darbrachte, wartete lange auf Erhörung, aber eines Tages brachte sie ihm der Engel Gabriel mit den Worten: Deine Gebete sind erhört“ (Lk 1,13).
Die grundsätzliche Bedeutung des goldenen Altars. Dieser Altar wird auch Rauchopferaltar genannt. Auf ihm wurden keine blutigen Opfer dargebracht, nur die Hörner wurden mit dem Blut besprengt, das am ehernen Altar geflossen war. Hier erfolgte also ein Erinnern an den Tod, der draußen im Vorhof erlitten worden war. So ist unser Herr vom ehernen Altar, dem Kreuz, her in den Himmel eingegangen mit Seinem eigenen Blut. An diesem Altar erkennen wir den Herrn in doppelter Gestalt:
Als unsern Hohenpriester. Der Hohepriester nahm von den Kohlen des ehernen Altars und ebenso von dem Blut und ging mit beiden ins Heiligtum, um dort als Opfernder und Bittender für das Volk vor Gott zu erscheinen. Auf seiner Brust trug er das goldene Brustschild mit den Namen der zwölf Stämme. Nun entzündete er den Weihrauch, der einen köstlichen Geruch verbreitete, der zu Gott emporstieg. Hier also vertrat der Hohepriester Israel vor seinem Gott, und das gleiche tut unser Herr Jesus droben für uns in der Herrlichkeit. Er trägt auch
uns in Seiner großen Liebe auf Seinem Herzen und vertritt uns vor dem Vater. Das bisher so kratzbürstige Israel aber, das nach aufrichtiger Buße am ehernen Altar mit Gott versöhnt ist, darf nun auf Grund dieser Sühne in seinem Hohenpriester vor Gott erscheinen und wird dort als Edelstein angesehen. In Edelsteine waren die Namen der zwölf Geschlechter eingraviert. In Maleachi 3,17 übersetzt die Englische Bibel mit „Juwelen“ dasselbe Wort, für das Luther das Wort „Eigentum“ braucht. Also Gottes Juwelen oder Edelsteine werden wir genannt, und das dank des teuren, kostbaren Blutes Christi. Unendlich viel herrliche Gedanken findet hier das forschende Gotteskind, um sich seiner Stellung vor Gott zu erfreuen.
Aaron trug ferner zwei kunstvoll hergestellte Schulterstücke auf seinen Schultern. Auf diesen waren je sechs Namen der Stämme Israels eingraviert, und so erschien er mit dem Volke, das er symbolisch trug, vor Gott. Mit dem Psalmisten dürfen wir sagen: „Tag für Tag trägt Er unsere Last, der Gott unseres Heils“ (Ps 68,19). Ein schönes Bild hiervon haben wir auch im Gleichnis vom verlorenen Schaf: Der gute Hirte nimmt, nachdem Er es gefunden hat, es auf Seine Schulter und trägt es heim. Daraus ersehen wir, wo wir, die Geretteten, uns befinden auf der starken Schulter unseres Herrn. So handelt unser Herr an uns.
Als unseren Fürsprecher (1Joh 2,1). Wann brauchen wir einen Fürsprecher? Wenn wir verklagt werden. Satan ist der Verkläger der Brüder (Off 12,10). Er hat gewiß gleich nach dem Sündenfall mit großer Genugtuung Adam und Eva verklagt. Satan bedeutet in der Übersetzung Ankläger. Er verklagte auch Hiob (Kap. 1,6-12), den Hohenpriester Josua (Sach 3,1), und bis jetzt tut er dieses schmutzige Werk. Brüder, Mitgläubige verklagen ist eine verächtliche Sache, ein Nachahmen der Handlungsweise Satans. Wenn Satan uns vor Gott verklagt, tritt der Herr als Fürsprecher für uns ein. Wer will uns nun verdammen, wenn Er uns rechtfertigt (Röm 8,33.34) und allezeit für uns vor Gott erscheint (Heb 7,25)? Wenn uns nach Fehltritten das Herz weh tut, wie einem Petrus nach der Verleugnung, woher kommt das? Es ist die Auswirkung dessen, was der Herr dem Petrus sagte: „Ich habe für dich gebetet“ (Lk 22,32). Der Herr ist in den Himmel gegangen, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu gewähren (Apg 5,31).
Wann stand Aaron am goldenen Altar? Morgens und abends. Während am ehernen Altar der Schrei der Opfertiere gehört wurde, die zum Morgen- und Abendopfer gebracht wurden, stieg im Heiligtum der Wohlgeruch zu Gott empor. Christi Opfer wird „ein lieblicher Geruch“ genannt (Eph 5,1). Die Kohlen auf dem goldenen Altar brannten beständig, und so steigt der liebliche Geruch des Opfers Christi, Seine Fürbitte, für uns beständig zu Gott empor (2. Mose 30,7.8). Das Leben im Heiligtum wurzelt im täglichen Brand- und Ganzopfer. Leider erkennen das nur wenige. Das Feuer auf dem Altar ist bei vielen erloschen, das ist die Ursache der Kraftlosigkeit in ihrem Gebet. Beachtenswert ist auch, daß das Öl des Leuchters und die Kohlen auf dem goldenen Altar zugleich angezündet wurden. Sagt uns das nicht, daß da, wo viel Gebet ist, auch viel Licht, Licht über das Wort, Licht auf dem Wege geschenkt wird?
Für wen trat Aaron ein? Für Gottes Volk. Das durfte er mit Recht, denn es war fortan ein heiliges, mit Gott versöhntes Volk. Das Blut war sozusagen die Quittung dafür, daß die Schuld beglichen war. Unser Hoherpriester ist droben an dem Ort, dessen Abbild die Stiftshütte war: vor Gott selbst. Er, der unser Leben, unsere Nöte und Versuchungen kennt, der gleich uns versucht wurde in allem (Heb 4,15), kann so recht für uns eintreten. Ein Reicher kann unmöglich mit dem Elend des Armen fühlen, aber ein Armer kann es um so besser. Unser Herr war arm, hilflos, verfolgt und verachtet. Alle diese Nöte bringt Er nun als der, der Mitleid mit uns hat, vor unsern Gott. Ein herrliches Bild der Tätigkeit unseres Hohenpriesters haben wir in Joh 17. Dort spricht Er sieben Bitten für die Seinen aus. Er sagt unter anderem: „Ich bitte für sie (Vers 6), .., nicht für die Welt“ (Vers 9). Also für uns tritt Er ein. Für die Welt dürfen wir, die Geretteten, eintreten, wie Paulus in 1Tim 2,1 schreibt: „für alle Menschen.“
Denken wir nach über die Folgen der Fürbitte Aarons. Wir sahen im Geiste, wie er mit dem Blut und den glühenden Kohlen hineinging ins Heiligtum, um für das Volk vor Gott zu erscheinen, während das Volk draußen wartete, bis er wieder herauskam. Das heilige Auge Gottes sieht auf Grund des Opfers kein Unrecht mehr an Seinem Volk (4. Mose 23,21-24; Eph. 5,27). Wenn das schon die Wirkung war des vergossenen Blutes von Böcken und Stieren, wieviel mehr muß das der Fall sein durch das unendlich köstlichere Blut Jesu! Zwischen Gott und uns steht nicht mehr die Sünde, sondern der vielgeliebte Sohn. Aaron kam aus dem Heiligtum zurück mit dem herrlichen reichen Segen (4. Mose 6,24): „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse Sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr hebe Sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“
Unvergleichlich größer ist nun der Segen, der uns von unserm Hohenpriester zufließt, von dem Paulus schreibt: „... gesegnet mit allerlei geistlichen Segnungen in himmlischen Gütern“ (Eph 1,3). Mit segnenden Händen schied der Herr von den Seinen (Lk 24,50), und diese segnenden Hände erhebt Er allezeit droben für uns. Die Wolke, die Ihn aufnahm, regnet auch heute noch beständig Segnungen auf uns herab.
Am goldenen Altar bringt der Herr auch unsere Gebete dar. In goldenen Schalen bietet Er sie Gott dar. Hier wird der kostbarste Dienst getan. Im Gebet werden die Gottesknechte berufen (Apg 13,1-2); da wird gesegnete Mission getrieben. Hier erflehen Eltern Gottes Gnade für ihre Kinder, und der Herr selbst unterstützt ihre Gebete vor Seinem Vater.