Schriften von Georg R. Brinke
Die Weltreiche im Lichte der Prophetie
Dan 1,9-16 - Göttliche LeitungDan 1,9-16 - Göttliche Leitung
Dem Entschluß Daniels „nichts von der Tafelkost des Königs zu genießen, noch von seinem Wein zu trinken“, stellten sich ungeahnte Hindernisse in den Weg. Ja, selbst sein Leben stand auf dem Spiel, wenn er in Babylon wie vorher in Jerusalem ein Nasiräer Gottes sein wollte (4. Mose 6). Schwer war seine Lage in jeder Hinsicht. Was anders konnte der gottesfürchtige Daniel tun, als beten und kindlich seinem Gott vertrauen, dessen Wort er unter allen Umständen gehorchen wollte. Was machen wir Kinder Gottes in schweren Lagen? Der Glaube Daniels und seiner drei Freunde war stärker als des Königs Gebot. Salomo sagt:
Das Herz des Königs ist in Gottes Hand. Das wußte
auch die kleine Beterschar am Hofe Nebukadnezars. Diese vier Jünglinge
hatten es zunächst nicht mit dem König, sondern mit dem obersten
Kämmerer, dem sie unterstellt waren, zu tun; an den Daniel auch sein
Gesuch richtete. Sicher gab er die nötige Begründung seiner Bitte an,
nämlich das Wort Gottes zu erfüllen (1. Mose 9,4; 3. Mose 11,4; 22,8;
5. Mose 14,3, 10). Aus Vers 9 geht hervor, daß sie zuvor ernsthaft über
die Sache gebetet hatten. „ Und Gott gab Daniel Gnade und Barmherzigkeit
vor dem Obersten der Kämmerer.“ Es erging Daniel ähnlich wie früher
Josef im Hause des Potiphar. Dort lesen wir, daß der Herr mit Josef war
und alles was er tat, gelang ihm (1. Mose 39,3, 21), so daß Potiphar
ihn über sein ganzes Haus setzte. Auch bei Daniel wird sich Ähnliches
zugetragen haben. Der Oberste wird gesehen haben, wie offenkundig Gott
mit diesen frommen Jünglingen war. Er wird auch den Unterschied zwischen
ihnen und den andern, die ihm zur Erziehung anvertraut waren, bald
gemerkt haben. Sie konnten sich ohne Murren belehren lassen, einen
unverdienten Tadel ohne Widerrebe einstecken. Sie zeigten auch keinerlei
Unzufriedenheit ihrer Gefangenschaf t wegen, sondern offenbarten
vielmehr etwas von dem Geiste eines Paulus, der sich im Gefängnis einen
„Gefangenen Christi Jesu“ (nicht Neros) nannte. Bei ihnen wird es auch
kein Sichüberheben über andere Jünglinge gegeben haben, obwohl sie
zehnmal klüger waren, als diese. Wahre Gottseligkeit macht bescheiden,
demütig, rücksichtsvoll und höflich. Sie gaben also keinerlei Anstoß,
äußerten keine Drohungen, noch führten sie grobe und unanständige
Sprache. Menschen, so geartet, gewinnen stets den vollen Respekt und die
Zuneigung aller. Kein Wunder, daß die Schrift Daniel ein hohes Lob
spendet, ihn den „Vielgeliebten“ nennt, ja, ihn wegen seiner
Gerechtigkeit neben einen Noah, Hiob und Samuel stellt (
Liebevolles Entgegenkommen. Gott bewegte das Herz des Kämmerers (1. Mose 39,21; Esra 7,27-28; Neh 1,11; 2,4). Die vier Jünglinge hatten durch ihr gottseliges Leben längst das Herz des Kämmerers gewonnen. Das werden sie auch an seinem Verhalten zu ihnen gemerkt haben. So schien ihm unmöglich, ihnen ihre Bitte abzuschlagen, obwohl er dabei sein Leben riskierte. Er fühlte, daß er ihrem Glaubensleben kein Hindernis in den Weg legen durfte. Nur zu gern wollte er den Jünglingen einen Dienst erweisen. Dem gegenüber aber stand der Strenge Befehl des Königs, dem das Leben seiner Mitmenschen nicht teuer war, besonders dann nicht, wenn sie es wagten, ihm zu widersprechen. Zedekia und seine Edlen hatte er hinrichten lassen. Das wußten auch Daniel und seine Freunde. Der Kämmerer dachte an die Verantwortung, die er übernommen hatte und an die schweren Folgen für ihn selbst, sollten die Jünglinge bei Gemüse und Wasser magerer und bleicher sein als ihre Kameraden. Was sollte er auch machen? Daniel half ihm jedoch aus der Schwierigkeit:
Durch Glauben. Daniel und seine Freunde kannten ihren Gott aus der Schrift und aus reicher persönlicher Erfahrung. Sie schlugen eine Probezeit von zehn Tagen vor. Sollte in dieser Zeit ihr Aussehen gelitten haben, so wollten sie auf keinen Fall den Kämmerer in eine kritische Lage bringen. Und doch, wenn es notwendig geworden wäre „nein“ zu sagen, so hätten sie das selbst vor dem König getan, wie es später in Kapitel 3 der Fall war. Daniel und seine Genossen kannten die Verheißung, daß Gott ihr Brot und Wasser segnen werde (2. Mose 23,25; Spr 10,22). Auch steht geschrieben, daß der Mensch nicht vom Brot allein lebt (5. Mose 8,3). Durch Glaubensproben stieg Daniels Laufbahn aufwärts, anfangend in der Enthaltsamkeit, bis hin zu jener großen Tat, als er durch den Glauben der Löwen Rachen verstopfte, oder gestützt auf die Verheißung Jeremias, die Rückkehr seiner Brüder aus der Gefangenschaft erflehte. Durch nichts fühlt Gott sich so geehrt, als durch den kindlichen Glauben der Seinen.
Nach zehn Tagen. Der Kämmerer des Königs ging auf Daniels Vorschlag ein und ordnete diesen vier Jünglingen Gemüsekost an. Zu seinem großen Erstaunen entdeckte er, daß ihr Befinden besser war als das der andern Jünglinge, welche die Tafelkost des Königs genossen. Daniel und seine Freunde konnten nun ungehindert ihrem Gott und nach Seinem Wort leben. Das war der erste Glaubenssieg in Babylon. Wie werden sie diesen Sieg auf ihren Knien mit Lob und Dank gefeiert haben! Wir sehen, saß es dem Nachfolger Christi nicht ohne weiteres in den Schoß fällt, Gott zu leben, sondern daß es durch schwere Proben und Hindernisse von seiten Satans geht. Wenn Satan unsere Bekehrung nicht verhindern kann, so möchte er doch wenigstens unser Zeugnis für den Herrn zunichte machen, unser Heiligungsleben untergraben und Bastarde heranbilden, die heute den Babyloniern gefallen und morgen Gott leben möchten. Doch der Herr sagt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!“