Die zehnte aller Plagen, die Gott über den hartnäckigen König Pharao und sein Volk senden mußte, war die schwerste und traf den König selbst aufs empfindlichste. Er ließ nun Israel nicht nur ziehen, sondern trieb es eiligst aus dem Lande. Er erkannte den Wahnsinn, wider Gott zu streiten, und merkte, daß es nur seinen und seines Volkes Ruin bedeute. Wir bitten unsere Leser, 2. Mose 11 und 12 zu lesen, so erübrigt sich eine längere Beschreibung.
Bei dem Bericht über die zehnte Plage und das Passahlamm müssen wir ein wenig verweilen, weil sie voll sinnbildlicher Bedeutung sind. Das Passahlamm ist nach 1Kor 5,7 und Jes 53,7 ein Vorbild auf unsern Herrn, das Lamm Gottes, das der Welt Sünde hinweg trägt (Joh 1,29).
Worin bestand das zehnte Gerichtswunder, und was bewirkte es? Der Herr ließ durch Mose Sein Volk wissen, daß Er am 10. des ersten Monats alle Erstgeburt in Ägyptenland schlagen werde von Menschen und Vieh. Vom Erstgeborenen des Pharao bis zum Erstgeborenen der geringsten Sklavin. Bei ganz Israel aber werde Gott eine Ausnahme machen. Gott verdammt nie Menschen, die an das kostbare Blut glauben und es anwenden, denn „es ist nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesus sind“ (Röm 8,1). Die Geschichte des Passahlammes ist einer der herrlichsten und klarsten Hinweise auf unser Passahlamm Christus, für uns geschlachtet. Die Reihenfolge der Ereignisse ist, kurz skizziert, die folgende:
Das göttliche Todesurteil. Kap. 12,12. „Um Mitternacht will Ich durch Agyptenland gehen, und alle Erstgeburt im Lande soll sterben.“ Das tief erschütternde Gerichtsurteil lag zunächst auf allen im ganzen Lande, ob Agypter oder Israeliten. Gott kennt keinen Unterschied und darf auch keinen machen, denn „alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollten“ (Röm. 3,23). Die Todesfurcht lag gewiß schwer auf allen. Alle bangten, bebten und zitterten im Blick auf die kommende schwere Nacht.
Das göttliche Gnadenangebot. Vers 5. Wie das Todesurteil alle Erstgeburt ohne Ausnahme traf, so galt aber auch Gottes Gnadenangebot allen im Lande. Alle, die dem Gnadenangebot Gottes Glauben schenkten, gingen zur Herde und griffen zum Lamm als ihrem Stellvertreter im Gericht. Einer mußte sterben, entweder der Erstgeborene für die eigene und die Sündenschuld der Seinen, oder das einjährige Lamm. Das Lamm mußte ohne Fehl sein. Nur ein solches konnte annähernd ein Vorbild auf Jesus, das Lamm Gottes, sein (1Pet 1,19; Heb 9,14; Mal 1,14). Das Lamm als Stellvertreter für den Sünder war bereits vor Grundlegung der Welt in Gottes Heilsplan vorgesehen (Off 13,8). In 1. Mose 3,21 sehen wir, wie Gott selbst derjenige war, der zur Rettung der Menschen und zur Deckung ihrer Sünden das erste Blut vergossen hat. Für die Schuld des Sünders muß Blut fließen. Gott ersah Sich ein Lamm, wie später bei der Opferung Isaaks (1. Mose 22,8.13). Denselben Gedanken sehen wir in dem Opfer Abels (1. Mose 4,4). Alle geschlachteten Lämmer weisen auf das eine Lamm, auf das Lamm Gottes, hin.
Das Lamm ist das Bild der Stellvertretung. Vers 3. Jeder Erstgeborene in Ägypten benötigte einen Stellvertreter im Gericht Gottes, sollte nicht ihn selbst der tödliche Schlag treffen. Was dem Israeliten das Passahlamm bedeutete, das ist uns heute das Lamm Gottes. Nur wer das Lamm Gottes im Glauben erkoren hat. kommt nicht in das Gericht (Joh 3,36; 5,24). Jesus, das Lamm Gottes, starb an unserer Statt (1Pet 1,18.19), es wurde „für uns zur Sünde gemacht“(2. Kor. 5,21). Das Lamm ist das Bild der Unschuld, der Unfehlbarkeit, der Widerspruchslosigkeit, das verstummt vor seinem Scherer. Es ist ein treffliches Vorbild auf Christus, das Lamm Gottes.
Die Anwendung des Blutes des Lammes. Vers 7. Der Hausvater nahm das Blut und bestrich die beiden Türpfosten und den oberen Balken damit. Die einzige Sicherheit vor dem Tode lag in der rechten Anwendung des Blutes. Der Herr sagte: „Wenn Ich das Blut an euren Häusern sehe, so werde Ich an euch vorübergehen, und es wird keine Plage zum Verderben unter euch sein" (Vers 13). Gott blickte also nicht auf den schuldigen Sünder, sondern auf das Blut (Ps 130,3.4; Heb 9,11 ff.). Im Blut allein ist Sühnung für unsere Sünde. Im Blut Christi ist dem Gesetz, der Gerechtigkeit Gottes Genüge getan. Zugleich aber ist im Blut Gottes unermeßliche Liebe und Gnade geoffenbart (Joh 3,16), so daß der, an dem Gott das Blut sieht, volle Freiheit hat, Gott zu nahen (Heb. 10,19). Leser, sieht Gott bei dir das Blut? Wenn Gott es sieht, dann bist du so sicher im Gericht wie der durch das Blut gerettete Erstgeborene in Ägyptenland vor dem Würgengel.
Die herrliche Befreiung. Der Herr hatte sagen lassen, daß überall, wo Er das Blut sehe, der Würgengel vorbei gehen werde. Warum? In jenen Häusern war der Tod bereits eingekehrt, das Lamm war gestorben an Stelle des Erstgeborenen, und darum ging dieser frei aus. Der Würgengel suchte nur die Häuser heim, an denen das Blut fehlte. Der Sünder, der an das Blut glaubt, ist rein von aller Sünde (1Joh 1,7), er kennt keine Todesfurcht mehr (Heb. 2,15), im Gegenteil, er freut sich, wie Paulus, bei Christo zu sein (Phil. 1,21,23).
Das Blut befreite in jener Nacht den Erstgeborenen aus dem Volk Israel nicht nur von dem Tode, sondern er wurde zugleich befreit aus der furchtbaren Sklaverei Pharaos. Viele Gotteskinder lernen leider nur die eine Seite der Wirkung des Blutes kennen, die Vergebung ihrer Sünde, nicht aber die Befreiung von der Macht der Sünde. Der Erstgeborene erfuhr mit einem Schlage beides. Viele vergessen die Wahrheit, daß sie mit Christo gestorben und auferstanden sind (Gal. 2,20). Das Gotteskind ist befreit von allen Leidenschaften und muß fortan nicht mehr ein Knecht der Sünde sein, es ist freigemacht vom Gesetz der Sünde und lebt nun Gott. Der Herr hatte Pharao sagen lassen, daß Sein Volk Ihm dienen solle in der Wüste, dafür hatte Gott es befreit. In gleicher Weise, wie du an die Vergebung durch das teure Blut glaubst, darfst du genau so damit rechnen, daß du frei bist von jeder Sünde und Gebundenheit.
Das Lamm wurde Israel zur Nahrung gegeben. Wir sahen, daß das Blut des Lammes dem Volke zur Rettung und Befreiung gegeben war, aber nun lernen wir noch, daß ihm das Fleisch des Lammes zur Nahrung dienen sollte. Das Lamm selbst mußte am Feuer gebraten und von den Hausgenossen gegessen werden; es diente also zu ihrer Stärkung auf dem Wege, den sie noch in der gleichen Nacht antraten. Christus vergoß nicht nur Sein Blut, sondern gab Sich ganz für uns hin. Sagt doch der Herr: „Wer Mein Fleisch isset und trinket Mein Blut, hat ewiges Leben“ (Joh. 6,54).
Die Einzelheiten des Abschnittes sind so wichtig und kostbar, daß wir sie nicht übersehen dürfen, obwohl es unser eigentliches Vorhaben ist, die Stiftshütte zu betrachten. Denken wir daran, wie das Lamm am Feuer gebraten wurde, was gewiß ein Hinweis auf das Lamm Gottes im Feuer der Leiden ist. Ferner mußte das Lamm mit bitteren Kräutern gegessen werden, die auf die Bitterkeit des Todes Christi hinweisen sollen.
Werfen wir noch einen flüchtigen Blick darauf, wie die Israeliten das Lamm aßen. In jener Nacht zogen sie aus, aßen also das Lamm als Pilger, stehend und marschbereit. Das Heil in Christi Blut macht uns zu Pilgern und Fremdlingen (1Pet 2,11). Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern wir suchen die zukünftige (Heb. 13,14). Ferner mußte Israel das Lamm mit ungesäuertem Brot essen. Aller Sauerteig mußte zuvor ausgefegt werden. Der Sauerteig ist in der Schrift ein Bild der Sünde, des Bösen. Gottes Volk ist ein heiliges Volk und fegt allen Sauerteig, d. h. alle erkannte Sünde, aus (1Kor 5,7.8). Israel aß das Lamm in Eile, es wartete auf den Augenblick, da Gott den Befehl zum Auszug gab. So geht es dem Volk Gottes von heute: es ist ausgezogen aus dem Ägypten dieser Welt und geht dem kommenden Herrn, dem Land der Verheißung, entgegen. Als von Welt und Sünde Abgesonderte eilen wir Ihm, unserer Wolken- und Feuersäule, nach und rufen: „Komme bald, Herr Jesus!“
Was geschah mit den Ägyptern? Sie glaubten nicht Gott und Seinem Wort. Es steht geschrieben: „Wer aber nicht glaubt, der soll verdammt werden“ (Mk 16,16). In derselben Nacht, da Israels Erstgeborene gerettet wurden, starb alle Erstgeburt in Ägypten. Der Schrecken, der beim Erwachen über das Volk kam, ist nicht zu beschreiben. In allen Häusern, an deren Türen das Blut fehlte, hatte der Würgengel alle Erstgeburt dahingerafft. Da war kein Haus, da nicht ein Toter war. Noch nie zuvor war in Ägyptens Geschichte solch ein Geschrei gehört worden als in jener Nacht. Auch sie hätten können gerettet werden, wenn sie dem Worte Gottes geglaubt und zum Blut des Lammes ihre Zuflucht genommen hätten. Ähnlich wird es dereinst sein, wenn Gottes Volk ausziehen und ins himmlische Kanaan einziehen wird, Freude und Wonne wird es erfüllen, aber Weinen und Heulen wird bei denen sein, die dann dem kommenden Gericht entgegengehen. Leser, hast du das reinigende Blut an deinem Herzen erfahren? Nur so kannst du an dem kommenden großen Auszug teilnehmen.