Schriften von Georg R. Brinke
2. Mose 30,17-21 - Das eherne Waschbecken2. Mose 30,17-21 - Das eherne Waschbecken
Das Waschbecken, auch Handfaß genannt, ist das zweite Gerät im Vorhof. Es stand in gerader Linie auf dem Wege ins Heiligtum. Es muß ein großes rundes Gefäß gewesen sein, aber irgendwelche Größenangaben besitzen wir nicht. Das Waschbecken des Salomonischen Tempels faßte z. B. 3000 Bath (ein Bath = 36,44 Liter) (2Chr 4,5). Hierin wurden die Priester, ehe sie eingekleidet wurden, gebadet, das erklärt auch seine Größe. Unten muß eine Öffnung gewesen sein, damit das Wasser zur Fußwaschung herausfließen konnte. Der eherne Altar war, wie wir uns erinnern, ein Hinweis auf das Kreuz Christi. Die symbolische Bedeutung des Waschbeckens führt einen Schritt weiter, es weist hin auf aas Wirken des Heiligen Feistes im Gläubigen, auf die Reinigung durch das Wort. Das Becken war gefüllt mit Wasser, ein Bild für das Wort Gottes.
Das Material des Beckens (2. Mose 38,8). Es hatte eine ganz eigenartige Herkunft. Es bestand aus den Spiegeln der Frauen, die sie hergegeben hatten zum freiwilligen Opfer. Das wird für manche Frau nicht so einfach gewesen sein, denn gerade Frauen benützen gern den Spiegel, nicht nur zur Pflege des Äußeren, sondern oft auch, um ihre Schönheit zu bewundern. Diese Spiegel waren nicht, wie heute, aus Glas - das kannte man damals noch nicht -, sondern waren aus glänzendem, poliertem Kupfer hergestellt. Man kann sich auf zweierlei Art betrachten: im eigenen Spiegel der Selbstgefälligkeit oder im Spiegel des Wortes Gottes. Letzteres tat der Psalmist, der sagte: „Erforsche mich, erfahre mich, prüfe mich" (Ps 139,23). Wer sich im Lichte des Wortes betrachtet, sagt gar bald wie Jesaja: „Wehe mir, denn ich bin unrein" (Jes. 6,5), oder wie Hiob: „Ich verabscheue mich selbst“ (Hiob 42,6). Gläubige mit dieser Erkenntnis sind dankbar für das eherne Waschbecken. Hier vergeht aller Stolz, alle vermeintliche Schönheit oder Erhabenheit über andere. Hier hört alles fleischliche Rühmen vom Freisein von innewohnender Sünde auf. Hier bekennt man vielmehr demütig mit Paulus: „In mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes“ (Röm 7,18).
Vielen ergeht es wie jener afrikanischen Häuptlingsfrau, die von einem Missionar einen Spiegel erhielt. Sie hatte nie zuvor in einen solchen hineingesehen. Die Frau hatte ein häßliches Angesicht, hatte aber bisher gemeint, als Königin die Schönste zu sein. Als sie sich nun im Spiegel betrachtete, fragte sie den Missionar, wer wohl die häßliche Frau sei, die ihr aus dem Spiegel entgegenblickte. Der Missionar sagte ihr, daß sie es selbst sei. Da warf sie den Spiegel entrüstet zu Boden, so daß er zerbrach. Heutzutage handeln viele Gläubige ebenso töricht wie jene Frau, sie ärgern sich über das Spiegelbild, das ihnen in den Ermahnungen des Wortes vorgehalten wird. Sie meinen z. B., der Prediger habe es nur auf sie abgesehen. So oder ähnlich reden viele, anstatt in der Stille in den Spiegel des Wortes Gottes zu schauen und die rechten Folgerungen zu ziehen. In diesen Spiegel schaute Nikodemus und erkannte dabei, daß er von neuem geboren werden müsse (Joh 3,7.50; 19,39). Ebenso handelte die Samariterin, die in diesem Spiegel ihre Sünde erkannte und umkehrte; sie sah nicht nur ihre Häßlichkeit, sondern sie ließ sich reinigen von ihren Sünden (Joh 4).
Wer wusch sich in diesem Becken? Die Priester. Waren sie nicht zuvor gebadet worden, waren sie nicht schon rein: Als der Herr den Jüngern die Füße wusch, weigerte sich Petrus; der Herr aber sagte zu ihm: „Wenn Ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit Mir“ (Joh 13,8).
In Vers 10 sagt dann der Herr weiter: „Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße“(vergl. 1Joh 1,7-10).
Beachten wir zunächst zweierlei Reinigungen, die die Schrift lehrt.
Die Reinigung durch das Blut. Sie erfolgte, wie wir bereits sahen, am ehernen Altar. Dort floß das Blut der Sühne, und der Sünder ging gerechtfertigt heim. Dort erfuhr er Vergebung seiner Sünde (Eph 1,7).
Wir sahen, daß diese Reinigung so gründlich geschah, daß selbst die Asche der Opfertiere hinweggeschafft wurde. Damit sollte also völlige Vergebung versinnbildlicht werden. Das Blut macht rein von aller Sünde. Am ehernen Altar wurde der Israelit gerecht gesprochen, weil seine Sünde auf das Lamm gelegt ward, das an seiner Stelle den Tod erlitt. Nun war nichts Verdammliches mehr an ihm (Röm 8,1). Gott sah seine Sünde nicht mehr, sie ruhte auf dem Lamm, und das Lamm war tot, mithin war der Sünder mitgestorben (vergl. Röm 6,6 ff.). Das ist die Waschung durch das Blut, die uns gerecht macht vor Gott. Nimm es im Glauben an, und du singst mit Paulus im Röm 5,1: „Wir haben Frieden mit Gott." Die Reinigung durch das Blut ist die Vorbedingung zur Seligkeit, zum Frieden mit Gott. Die Reinigung mit Wasser führt zur Gemeinschaft.
Die Reinigung durch das Wasser. Wir lesen dazu Eph 5,25-27. In Vers 25 wird uns gesagt, daß der Herr Sich für die Gemeinde dahingegeben hat, indem Er für sie gestorben ist; das ist die Reinigung durch das Blut. In Vers 26 aber heißt es: „Auf daß Er sie heiligte, und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort.“ Im nächsten Vers wird dann über den Zweck dieses Waschens gesagt: „auf daß Er sie (die Gemeinde) Sich Selbst darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern daß sie heilig sei und unsträflich.“ Im Zusammenhang mit dem Waschbecken bedeutet dies also: bereit zum Eintritt in das Heiligtum, um Gemeinschaft mit Gott an Seinem Tisch zu genießen. Eine zweite Stelle haben wir in Tit 3,4-7; dort ist ebenfalls die Rede von dem Bad der Wiedergeburt. Der Herr selbst sagt: „geboren aus Wasser und Geist“ (Joh 3,5); Wasser das Bild des Wortes. Auf der Wanderung durch den Wüstensand wurden die Füße selbst bei größter Vorsicht staubig, darum die befohlene Waschung. Werden nicht auch unsere Füße staubig auf unserer Wanderung durch diese Welt, etwa durch ein unfreundliches Wort oder arge Gedanken? Bedürfen wir da nicht auch der Waschung durch das Wort?
In Heb 10,22 sind der eherne Altar und das Waschbecken zusammengefaßt. Der Apostel schreibt: „die Herzen besprengt“, das Blut wurde also gesprengt, und dann erfolgte die Waschung am Leibe mit reinem Wasser, d. h. die Reinigung durch das Wort. Beide sind nötig, um einzugehen in das Heiligtum, daß wir nicht sterben. Wenn wir uns selbst richten, so werden wir nicht gerichtet (1Kor 11,31).
Wie geht wohl diese Reinigung durch das Wort praktisch vor sich? Ehe der Priester am Morgen ins Heiligtum ging, kam er an das Waschbecken. Unser Waschbecken ist das Wort. Wir schlagen es auf und lesen es in aller Morgenfrühe vor dem Herrn. Plötzlich straft es uns in unserm Gewissen. So lese ich: „Wir sind schuldig, die Brüder zu lieben, zu lieben nicht in Worten, sondern in der Tat und in der Wahrheit“ (1Joh 3,18). Mein Gewissen sagt mir: das hast du unterlassen! Oder ich lese von ungeistlichem, losem Geschwätz (1Tim 6,20). Das Wort aber sagt mir: so etwas soll nicht aus meinem Munde gehen. So straft und ermahnt mich das Wort. Oder die Geldliebe oder Weltliebe will mich packen, da lese ich: „Die Welt vergeht mit ihrer Lust“ (1Joh 2,17). So überführt mich auch dieses Wort. Was soll ich tun? Ich gehe zum Waschbecken, damit ich wieder gereinigt und befähigt werde zur Gemeinschaft mit Gott.
Solcher Dienst zur Reinigung geschieht auch vielfach in der Bibelstunde, wenn das gehörte Wort uns straft und demütigt. Darum hält wohl Satan so viele Gläubige von der Wortverkündigung ab. Auch mit dieser Vernachlässigung sollten viele nach Heb 10,25 zum Waschbecken kommen und sich von solchen Versäumnissen reinigen lassen. Das Waschbecken stellt unsere praktische Heiligung dar. „Ohne Heiligung wird niemand den Herrn schauen“ (Heb 12,14). Ohne das Waschbecken zur Waschung benützt zu haben, durfte kein Priester ins Heiligtum eingehen. Paulus sagt in 2Kor 7,1: „Dieweil wir nun solche Verheißung haben, meine Liebsten, so lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes.“
Warum unterscheidet sich das Waschbecken so stark von den andern Gegenständen in der Stiftshütte? In den andern Gegenständen finden wir auch Holz, so am ehernen Altar, der aus Akazienholz und Erz bestand. Das Waschbecken ist nicht ein Symbol des Herrn, sondern des Heiligen Geistes und dessen Wirken im Gläubigen. Der Heilige Geist ist nicht zugleich Gott und Mensch wie der Herr Jesus, darum besteht das Becken auch nur aus einem Material. Es wird auch weder Form noch Maß angegeben wie bei den andern Gegenständen. Ist das Zufall oder eine Unterlassung? Keins von beiden. Hier gilt das Wort in Joh 3,8: „Der Wind (der Heilige Geist) weht, wohin er will.“ Man kann ihn nicht messen, noch in eine Form pressen.
Betrachten wir noch die Fülle des Beckens. Wie groß das Becken der Stiftshütte war, wissen wir nicht, aber das Becken des Salomonischen Tempels faßte 3000 Bath. Dieses Becken war nicht, wie wir schon hörten, mit Blut, sondern mit Wasser gefüllt. Am ehernen Altar floß das Blut, hier das Wasser. Nach Sach 12,10 gilt es erst den zu erkennen, den sie durchstochen haben, hernach wird der Born des Heils geöffnet (Sach 13,1). in Jes 12 lesen wir vom Zorn, der sich gewendet hat, er lag auf Jesus; nachher ist die Rede vom „Wasserschöpfen mit Freuden aus dem Heilsbrunnen“ (Vers 3).
Bereit zum Dienst und zur Gemeinschaft. Der Priester ging aus zwei Gründen ins Heiligtum: um zu dienen und um Gemeinschaft am Schaubrottisch zu genießen. Da war zuvor die Reinigung am Becken nötig. Wir essen ja auch nicht unser Brot mit unreinen Händen. Menschen, die dem Herrn dienen wollen, müssen rein sein. David wollte wiederum dem Herrn dienen, daß sich die Sünder bekehren, aber zuvor betete er: „Wasche mich, daß ich schneeweiß werde“ (Ps 51,4.15). Reinheit des Herzens bedeutet Seligkeit und ist erforderlich zum Dienst und zur Gemeinschaft mit Gott (Mt 5,8). „Reiniget euch, die ihr die Geräte des Herrn traget“ (Jes 52,11).
Erwähnen wir kurz noch einige Punkte.
Wie oft mußte die Reinigung am Becken geübt werden? Täglich! Halte also täglich Selbstgericht (vergl. Spr.
23,17).
Bedenke, was geschah, wenn der Priester die Reinigung vernachlässigte, er mußte sterben! (2. Mose 30,19-21). Sind nicht viele Gotteskinder innerlich gestorben und unfähig geworden zum Dienst und zur Gemeinschaft, weil sie sich nicht reinigen? „Du hast den Namen, daß du lebst, aber du bist tot“ (Off 3,1). Waschen ist also die höchste Notwendigkeit. „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (l. Joh 1,8).
Das Becken lehrt ferner, daß die, die Gott zum Dienste nahen wollten, es nur nach vollzogener Reinigung konnten (Ps 24,3-5; 26,6). Niemand kann Gott dienen, der nicht in persönlicher Heiligung steht. Das bedingt, daß wir uns beständig vom Wort durchleuchten und reinigen lassen.
Das Becken mußte immer wieder frisch mit Wasser gefüllt werden. Doch woher kam das Wasser in der Wüste? Vom geschlagenen Felsen (2. Mose 17,6). Dieser ist im Lichte des neuen Bundes Christus (1Kor 10,4).
Denken wir noch an eine ganz wichtige Beobachtung des Johannes. Er bezeugte, daß, als der Herr starb, Blut und Wasser aus Seiner Seite floß (Joh 19,34). Ist das nicht gerade das, was uns die Stiftshütte lehrt? Erst floß das Blut auf dem Altar und nachher das Wasser aus dem Becken.
Interessant ist auch, daß beim Becken weder ein Gewicht noch auch Stäbe angegeben sind, die zum Transport nötig waren. So darf man wohl annehmen, daß das Becken mit zu den Dingen gehört, die nicht bis aufs letzte enthüllt sind. Gewiß wird mancher Bibelleser noch andere Kostbarkeiten gerade auch in Verbindung mit dem Becken in der Schrift entdecken.