In Off 7 sahen wir jene hervorragende Märtyrerschar aus allen Völkern vor dem Throne Gottes. Sie haben während der großen Drangsal ihr Leben um Jesu willen gelassen. Nun darf Johannes schon wieder etwas Seltenes sehen. Was denn? Eine Schar von 144 000 aus Israel, die das neue Lied mit Harfenbegleitung auf dem Berge Zion singen. Auch diese Schar von Erlösten wollen wir kurz betrachten, uns an ihrer unaussprechlichen Freude ergötzen und daran denken, was unser harrt, wenn der Herr kommt und uns zu sich ins Vaterhaus nimmt.
Ein erhabener Anblick. Dreierlei fesselt den Leser: Das Lamm, die große Schar und der Berg Zion. Diese Vision hat es mit der Erscheinung Christi in Herrlichkeit zu tun. In Kapitel 7 wurden diese Überwinder versiegelt, so dass sie während der grausamen Herrschaft des Antichristen nicht beschädigt wurden (Off 9,4). Sie wurden bewahrt im Gerichtsfeuer wie die Männer im Feuerofen (Dan 3). Hier stehen sie nun geehrt vor dem Lamme, dem sie durch alles hindurch folgten. Es lohnt sich, dem Lamm zu folgen, denn wir werden es sehen (1Joh 3,2).
Eine wichtige Frage. Wer sind diese? So fragte der Älteste den Apostel, als er die unzählbare Schar sah, und so dürfen wir uns auch hier fragen. Natürlich ist dabei nicht an Gläubige der Jetztzeit zu denken. Krasse Irrlehren, wie die Neuapostolische Gemeinde, erfrechen sich zu sagen, dass sie die 144 000 seien. Niemals! Diese 144 000 sind keine anderen als der treue Überrest aus Israel, die nicht, wie Israel als Gesamtheit, einen Bund mit dem Antichristen machen, sondern als Gottes treue Zeugenschar während der dunkelsten Zeit ihrer langen Geschichte ‑ aus der Drangsal Jakobs gerettet werden (Jer 30,7). In Off 7 wird ihre Versiegelung erwähnt, hier aber das Siegel selbst, nämlich, dass sie den Namen des Vaters und des Sohnes tragen. Frei und offen vor allen erbitterten Feinden Christi bekannten sie ihre Zugehörigkeit zum Herrn, und hier werden sie in besonderer Weise geehrt.
Ihr herrlicher Aufenthaltsort. Sie stehen auf dem Berge Zion. Sie sind, wie der Apostel in Heb 12,22 sagt, gekommen zum Berge Zion, zur Stadt des lebendigen Gottes. Zion ist das Gegenstück zu Sinai, dem Gesetz. Sie sind aus Gnaden gerettet; denn aus Gesetzeswerken wird kein Fleisch selig. Wie oft wird in den Psalmen dieses Zion besungen, jene Stadt Davids. Diese Überwinder aber sind zu dem Zion gekommen, wo nicht David, sondern der Sohn Davids, der König der Könige, regiert. Und mit dem Dichter singen auch wir: „O Zion, du herrliches Zion, du Stadt, die der Herr hat erbaut. Ich hab' deine goldenen Zinnen und leuchtenden Tore geschaut.“
Ihre schöne Beschäftigung. Sie singen ein neues Lied. Es ist das Lied der Erlösung, das nur Erlöste und keine anderen singen können. Als Israel in Gefangenschaft war, hingen sie ihre Harfen an die Weiden. Die Babvlonier baten Sie, eins von Zions Liedern zu singen, aber sie antworteten: „Wie können wir ein Lied Zions singen auf fremder Erde!" Wir lesen auch von keinem Gesang, während Israel in Ägypten war. Im Gegenteil. Der Herr sagt: „Ich habe ihr ,Geschrei’ gehört.“ Als sie aber ausgezogen waren, da ertönte der bekannte Schwanengesang (2. Mose 15) Johannes vermag den großartigen Gesang der 144 000 kaum zu beschreiben. Er sagt, dass das Getön wie von Harfenklängen war, und gleichzeitig sei mächtig wie das Rollen eines Donners und das Rauschen vieler Wasser. Es war so unendlich klangvoll, dass Johannes kein besserer Vergleich zur Verfügung stand. Die Harfe ist das oft erwähnte Instrument. Wir begegnen ihr schon auf der ersten Erde. Sie gehörte schon zur Kapelle Luzifers, als er noch der schirmende Cherub Gottes war (Hes 28,13). Niemand vermag sich die himmlischen Klänge auszudenken, die wir dereinst hören werden. So vermochte auch Johannes diese 144 000 köpfige Harfenkapelle mit ihren herrlichen Gesang nicht zu beschreiben. Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört, das hat Gott den Seinen bereitet. Wir wollen aber nicht bis dereinst warten, dem Herrn Loblieder zu singen, vielmehr Ihn schon hier inmitten von Prüfungen erfreuen, wie einst Paulos und Silas es getan haben (Apg 16).
Ihre siebenfachen Eigenschaften:
Ihr freies, mutiges Bekenntnis vor Gegnern tragen sie den Namen des Vaters an ihren Stirnen und zwar während größter Verfolgung. Sie verstecken also ihr Bekenntnis nicht wie viele in unseren Tagen.
Ihr bereits genanntes Lobsingen (Vers 2-3).
Ihre Absonderung. Sie sind von der Erde Erkaufte. Sie sind wohl noch in aber nicht mehr von der Welt. Sie gehören nur noch dem Lamme an, das sie durch Sein Blut Gott erkauft hat.
Ihre makellose Reinheit (Vers 4). Sie haben sich nicht mit Weibern befleckt. Schändliche Weiber, wie Isebel und Babylon, die Mutter aller Huren, werden genannt. Gleich wie Weiber dem Volke Gottes öfters zur Versuchung wurden, wie z. B. die Töchter der Moabiter dem Volke Israel (4. Mose 25) oder Delila dem Simson (Ri 16) und ihnen große Niederlagen brachten, so werden falsche Lehren der Endzeit Gottes Volk versuchen. Die 144 000 aber widerstanden den Versuchungen, sie verunreinigten sich nicht.
Ihre große Treue. Sie folgen allein dem Lamme nach und stehen in innigstem Umgang und Wandel mit ihm.
Ihre besondere Ehre. Sie sind die Erstlingsfrüchte aus Israel. Nach ihnen wird ganz Israel gerettet werden (Röm 11,26).
Ihre Wahrheitsliebe. Sie widerstehen den Lügen des Antichristen und des falschen Propheten ganz gewaltig. Leser, finden sich in unserer Jesusnachfolge diese herrlichen Züge auch?