Wenn immer die Rede vom Jenseits ist, so denken die Menschen nur an die zwei großen Gegensätze „Himmel und Hölle“, sie übersehen aber die Unterschiede, die die Schrift diesbezüglich macht. Wie es Verschiedenheiten in bezug auf den Himmel gibt, denn die Schrift redet von drei Himmeln, und Paulus wurde entrückt bis in den dritten Himmel, bis in das Paradies Gottes, so gibt es auch Unterschiede in bezug auf die Orte der Unseligen. Zu Beginn sei gesagt, dass der Mensch über sein einstiges Los in der Ewigkeit hier zu entscheiden hat. Schon hier kann der Mensch die volle Gewissheit haben, wo er die Ewigkeit zubringen wird. Bei Grabreden erfüllte oft große Freude mein Herz im Blick auf die Verstorbenen, weil ich sicher war, sie am Tage Christi wieder zu sehen. Anderseits durchdrang mich tiefe Wehmut, wenn ich an das Jenseits gewisser Verstorbener dachte, die bis zuletzt Jesus ablehnten, der allein der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.
Die Vielseitigkeit des Jenseits. Der Ausdruck „Jenseits“ bedeutet im volkstümlichen Begriff Himmel und Hölle. Es ist aber nicht, wie viele meinen, nur ein einziger Ort. Die Bibel redet in Verbindung mit dem Jenseits von Abrahams Schoß, Paradies, Scheol oder griechisch Hades, Tartarus, Abgrund und Feuersee. Wir wollen nun versuchen, uns mit den verschiedenen Orten des Jenseits kurz zu befassen. Beginnen wir mit der lichten Seite des Jenseits.
Abrahams Schoß. Diesen Ausdruck finden wir nur in Lk 16 in der Geschichte des reichen Mannes und des armen Lazarus. Dort sehen wir den armen Mann getröstet von Abraham. Beide, der reiche Mann und Lazarus, sind durch eine unüberbrückbare Kluft voneinander getrennt, aber beide sind in einem bewussten Zustand; denn die Schrift kennt keinen Seelenschlaf. Jeder alttestamentliche Heilige ging in Abrahams Schoß und jeder gottlos Verstorbene ging in jenen Teil des Totenreiches, wo sich der reiche Mann befindet, in den Scheol oder Hades. Nebenbei gesagt, zeigt der Herr die Unmöglichkeit, das Los der Unseligen zu verändern. Satan versuchte stets, diese Tatsache zu mildern und durch „Lehrer des Wortes“ Wege zu finden, verstorbene Verlorene aus dem Verderben zu retten. Doch das sind die Lehren der Dämonen und nicht die der Schrift. Wenn aber die Schrift sagt, „sie können nicht zu uns herüberkommen“, so bleibt es dabei. An der von seiten der Menschen gutgemeinten Milderung der Qualen der Gottlosen hat Satan seine hellste Freude. Es ist nicht abzustreiten, dass Scharen von Menschen gerade durch die ernste Verkündigung des Schreckens Gottes das Heil in Christo suchen. Darum lasst uns in aller Treue zur Schrift auch diesen Ernst verkündigen.
Das Paradies. „Abrahams Schoß“ und „Paradies“
scheinen ein und dasselbe zu sein. Und man sagt, Abrahams Schoß stelle
bildlich den Ort des Trostes und der Ruhe der Gläubigen dar, das
Paradies aber den Ort der Schönheit. Der Schächer ging gleichen Tages da
er starb, in das Paradies. Das hatte ihm der Herr verheißen (
Das neutestamentliche Paradies droben scheint ein anderer Ort zu sein. Von dein Paradies droben oder dem dritten Himmel, wie es Paulus auch nennt, bekam der Apostel schon während er noch hienieden weilte, etwas zu schmecken. Er bezeugt, dass er bis in das Paradies Gottes entrückt wurde. Den Vorgang selbst konnte er nicht beschreiben, ob er im Leibe oder außerhalb seines Leibes war? Manche Schriftausleger nehmen an, dass dieses Entrücktsein stattfand, als Paulus in Lystra gesteinigt wurde. Die Bewohner von Lystra beabsichtigten den Apostel zu Tode zu steinigen, und als er bewusstlos am Boden lag, schleppten sie ihn zur Stadt hinaus wie einen Toten. Feinde hatten seinen Leib schändlich zugerichtet, aber der Herr ehrte Seinen Knecht damit, dass Er seinen Geist in die Herrlichkeit entrückte. Er war wie Johannes im Geiste und sah dort unbeschreiblich Herrliches und hörte unaussprechliche Worte. Der Herr wollte Seinen Diener, der noch viel Schweres vor sich hatte, damit ermuntern, dass Er ihm die kommende Herrlichkeit zeigte. Später kamen die mutigen Jünger, wahrscheinlich um den gesteinigten Leib des Paulus, der dort regungslos lag, zu beerdigen. Aber was geschah? Plötzlich kehrte sein Geist in ihn zurück. Paulus stand auf seinen Füßen und begleitete die Jünger in seine Gaststätte. Dass das ein Wunder Gottes war, ist offenbar, weil Paulus am nächsten Tag nicht im Bett lag, sondern seine Missionsreise fortsetzte. Andere wären lange pflegebedürftig gewesen, Paulus aber ging, wie wenn nichts geschehen wäre, an seine Arbeit. So steht der Herr über allen Bosheiten der Feinde, Seine Kinder aber ermuntert Er reichlich.