Schriften von Georg R. Brinke
1. Mose 29,31 - 30,24 - M E N S C H L I C H E S TUN UND G Ö T T L I C H E S EINGREIFEN1. Mose 29,31 - 30,24 - M E N S C H L I C H E S TUN UND G Ö T T L I C H E S EINGREIFEN
Im vorhergehenden Kapitel mußten wir uns mit dem betrügerischen Laban beschäftigen und vor allem ihn als den Urheber der Vielweiberei im Leben Jakobs kennenlernen. Aber in all den trüben Ereignissen dürfen wir Gottes Erziehungsabsichten mit Jakob erkennen, den Er zum Israel Gottes umgestalten will. Jakob muß nun weitere sieben Jahre um Rahel dienen, was gewiß nicht in seinem ursprünglichen Plan lag. Das Gotteskind, das sich nicht durch das Wort Gottes erziehen läßt, muß Gott durch harte Maßnahmen zurecht bringen. Jakob war von Gott zu einem Segenskanal erkoren worden und als solcher mußte er geheiligt und gereinigt werden. Gott will durch würdige Werkzeuge verkündigt werden (Eph 5,27). Er wendet auch heute alles an, um uns ohne Flecken und ohne Runzeln darzustellen. Der Herr wirkt auch am Einzelnen, wie Paulus es dort von der ganzen Gemeinde sagt. Er heiligt und reinigt sie. Dasselbe bezweckte Gott auch mit der ganzen Familie Jakobs.
Rahels Ungeduld. Rahel war sehr schön von Angesicht und Lea war es nicht. So hatte Rahel stets den Vorrang vor ihrer Schwester. Doch was nützte ihr das, da sie unfruchtbar war. Schönheit und Unfruchtbarkeit oder Häßlichkeit und Fruchtbarkeit treffen wir öfters im Leben der Menschen vereinigt. Hinter der äußeren Schönheit verbirgt sich oft viel Unschönes. Herausgeputzte Salondamen haben selten etwas Positives für den Herrn geleistet, oft viel weniger als eine Putzfrau. Gott nennt oft das schön, was Menschen häßlich nennen, und umgekehrt. Rahel mußte trotz ihrer Schönheit in aller Demut ihre Unfruchtbarkeit beklagen und tragen. Sie betrachtete sie als Ungnade bei Gott (Vers 6-8). Grundverschieden ist das Verhalten zwischen Jakob und Rahel einerseits und dem seiner Eltern Isaak und Rebekka andererseits. Rebekka war auch unfruchtbar, beide wurden aber trotz langen Wartens nicht ungeduldig wie Rahel, sondern sie beteten und wurden erhört (1. Mose 25,21). Warum verhielt sich Rahel nicht nach diesem Vorbild oder wie später eine Hanna (1Sam 1)? Welch große und reine Freude hätte Rahel erlebt, wenn sie, wie ihre Schwiegermutter, den Glaubensweg gegangen wäre. Auch Jakob vergaß, daß Kinder eine Gabe Gottes sind (Ps 127,3).
Trübe Folgen ungöttlich geführter Ehen. Wege, die nicht nach Gottes Gedanken sind, können kaum von Gott gesegnet sein. Schon früher wiesen wir darauf hin, daß Gottes ursprünglicher Gedanke und eindeutiger Wille die Einehe ist. Im Haus Abrahams gab es dieserhalb ernsten Familienstreit. Jakob hat daraus leider nicht gelernt, und so blieben auch ihm notvolle Erlebnisse nicht erspart. Obwohl Lea und Rahel Schwestern waren, lebten sie in Eifersucht und Streit (Vers 1). Blicken wir nie scheel auf diejenigen, die Gott anscheinend mehr segnet als uns selbst!
Fleischliche Vorschläge. Als Rahel sah, daß sie unfruchtbar blieb, machte sie ihrem Manne denselben Vorschlag, den einst Sara Abraham gemacht hatte, nämlich, ihre Magd Bilha zum Weibe zu nehmen. Nur zu gern sind oft selbst die Auserwählten Gottes bereit, fleischlichen Ratschlägen zu folgen, weil sie bequemer sind und meistens ohne Kampf abgehen. Jakob ging also auf Rahels Rat ein. Das wurde eine unglückliche Einheit, und das böse Beispiel fand sogar Nachahmung bei Lea, die ihre Magd Silpa Jakob zum Weibe gab. Die beiden Frauen hatten freilich wenig Rühmliches im Elternhause gesehen und so spiegelte sich Labans gottwidriges Verhalten im Leben seiner Töchter wider.
Kämpfe Gottes. Rahel sagt: „Ich habe Kämpfe Gottes gekämpft“ (Elberf. Übers. Vers 8). Sie hat indessen gelernt und spricht hier eine tiefe Wahrheit aus. Haben wir nur Geduld mit denen, die heute noch fleischlich gesinnt sind, der Herr kommt auch mit ihnen zu Seiner Zeit zum Ziel. Kämpfe zeugen von den Härten des Lebens. Frucht wächst nicht von selbst, sie will erarbeitet sein (2Tim 2,6). Rahels Fruchtbarkeit steht in Verbindung mit den Kämpfen Gottes. Sie hat also in ihrer Schmach mit Gott gerungen und ist erhört worden. Der Glaubenskampf ist der einzige Weg zum Sieg, und wir sollen uns nur geistlicher Waffen bedienen. Die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen (2Kor 10,4). Ein eindrucksvolles Beispiel gibt uns hierfür Paulus (1Kor 9,26.27). Er ging als Sieger aus seinen Kämpfen hervor (2Tim 4,8). Und zuletzt gibt es einen großen Lohn (Off 21,7).
Gnädige Erhörung (Vers 22-24). Gott gedachte an Rahel. Das war die Folge ihrer Gotteskämpfe, ihres Ringens mit Gott. Diesen Ausspruch (Vers 23) tat Rahel nicht etwa bei der Geburt des Sohnes ihrer Magd, denn dort gab es nur einen fleischlichen Weg. Jetzt aber schenkte ihr Gott als Lohn ihres Ringens mit Ihm eine geradezu herrliche Frucht: den Josef, der später selbst ein Fruchtbaum genannt wird (Kap. 49,22). In Josef schenkte Gott der Rahel einen der bedeutendsten Männer der Schrift, eines der lehrreichsten Vorbilder auf Christus hin. Dieser von Gott erkämpfte Mann wurde selbst ein großer Kämpfer und Sieger, ja sogar der Retter seines Volkes und der damaligen Völkerwelt. Alles, was Gotteskinder im Glauben erkämpfen, führt zur Freude, zu Lob und Dank. Wer vermag den Festtag zu beschreiben, als Rahel den Josef gebar, obwohl sie noch nicht ahnte, wen Gott damit durch sie der Welt geschenkt hatte! Lernen wir Kämpfe Gottes kämpfen, und wir werden wie Rahel fruchtbar sein und der Welt neue Menschen schenken.