Schriften von Georg R. Brinke
Die Weltreiche im Lichte der Prophetie
Dan 11,5-20 - Große zukünftige EreignisseDan 11,5-20 - Große zukünftige Ereignisse
Im vorhergehenden brachten mir eine Darstellung der Verse 5 ff. im Lichte erfüllter Weissagung von H. Schädel. Wir glauben aber, daß wir es schon vom 5. Vers ab auch mit unerfüllter Weissagung zu tun haben. Nach unserer Überzeugung gehören die Verse 5-45 und Kapitel 12 zum Geschehen der Endzeit. Die von Vers 5 an geschilderten Kriege leiten die siebzigste Woche ein und bilden gleichsam die Vorgeschichte des kleinen Horns. Die verschiedenen Kriege, in ihren Einzelheiten geschildert, werben den Gläubigen der Endzeit beim Lesen des Buches Daniel besondere Wegleitung sein. Sie werden dann erkennen, in welchem Zeitabschnitt sie sich befinden. Das können wir heute nicht. In ereignisreichen Zeiten, wie den gegenwärtigen, tauchen gern allerlei Propheten auf, die meinen, in jedem neuen Kriege, der ausbricht, eine Erfüllung der Weissagungen Daniels zu sehen. Immer wieder sei darauf hingewiesen, daß die Weissagungen Daniels, resp. die Erfüllung derselben, es mit dem Volke Israel als Nation im Lande Palästina zu tun haben. Kriege, die also vorher stattfinden, ehe Israel im Lande Palästina wohnt, haben nichts mit dem Buch Daniel zu tun. Die Weissagungen Daniels offenbaren das Schicksal Israels unter den Völkern besonders während der Endzeit.
Der große Sprung ins Weite. Damit meinen wir ein Wegblicken von den Nachfolgestaaten Alexanders des Großen, hin zur Endzeit, zum letzten Weltherrscher. Das Hauptinteresse Daniels und sein ernstes beten um Licht waren in Verbindung mit der siebzigsten Woche. So mögen sich die Gesichte von Vers 5 an zum Teil wie vorerfüllt haben, denn die Weltgeschichte ist vielfach eine Wiederholung früherer Geschehnisse. In Kürze und doch eingehend werden in den Versen 5-20 die politischen und militärischen Ereignisse, die dem Antichristus den Weg bahnen, geschildert, und von Vers 21 ab sehen wir dann seine furchtbare Laufbahn.
Kommende Ereignisse. So möchten wir den Inhalt der
vor uns liegenden Verse nennen. Optimisten, die meinen, der gegenwärtige
furchtbare Krieg sei der letzte, irren schwer. Oft wurde dieser Gedanke
nach dem Weltkrieg 1914-1918 behauptet. Bei Millionen lautete die Parole
„Nie wieder Krieg“. Aber Schriftkenner schauten tiefer; die Weissagungen
der Schrift waren ihnen glaubwürdiger als die leeren Versprechungen
großer Staatsmänner. ‑ Der vielgepriesene Völkerbund sollte die Garantie
gegen den Ausbruch neuer Kriege sein, aber das Fundament kam ins Wanken,
es war auf Sand gebaut - ohne befragen der Gedanken Gottes über Israel
und den Nationen. Wir brauchen kaum daran zu erinnern, daß neben dem
Völkerbund die Rüstungsindustrie auf hohen Touren lief, bis die
schreckliche Katastrophe im Jahre 1939 neu über die armen Völker
hereinbrach. Und wie damals die Hoffnung der Völker auf einen dauernden
Frieden schwer getäuscht wurde, so wird es auch in Zukunft sein. Wir
kennen den Gang der Dinge und die zunehmende Ratlosigkeit der Nationen
aus der Schrift. Die Weissagungen über kommende Kriege in
Unser Text redet von zwei Gegnern, die sich wiederholt bekämpfen. Es sind dies: der König des Südens und der König des Nordens. Süden und Norden von Palästina aus gesehen. Da kamen zunächst Ägypten und Assyrien in Frage. Welche Ausdehnung diese Länder in Zukunft nehmen werden, sah der Prophet noch nicht.
Dem König des Nordens begegnen wir zu wiederholten Malen in der
Schrift (Jes 10,24-27; 31,8; Mich 5,5-6; Nahum 1,1-15;
Der König des Südens, der Herrscher über Ägypten, ist mächtiger als der König des Nordens. Und obwohl sich diese beiden Könige hart bekämpfen, so werden doch Schwierigkeiten, die durch eine andere Macht entstehen, sogar zu einem Bündnis zwischen Syrien und Ägypten führen, welches Bündnis durch eine Fürstenehe noch bekräftigt wird. Das Bündnis aber wird nur von kurzer Dauer sein. Bald darauf kommt es zwischen den beiden Reichen wieder zu einem Waffengang. Der Ausgang wird die Niederlage des Königs des Südens sein. Juden, die hier die Abtrünnigen genannt werden, scheinen irgendwie einzugreifen, um sich Freiheit zu verschaffen, werden aber mit in die Niederlage hineingerissen. Es muß Israel sein, um das es sich hier handelt; denn der Bote nennt sie Daniels VoIk (Vers 14). Der Sieg des Königs des Nordens wird uneingeschränkt sein und mit ihm gerät Palästina unter die Herrschaft des Königs des Nordens, der in das Land der Zierde (Palästina) eindringt. Nach diesen Siegen wendet sich der König des Nordens gegen Westen hin, kehrt aber erfolglos zu seinen Festungen zurück und findet auf dem Rückzug den Tod (Vers 19). Die verschiedenen gewaltigen Kriege werden sich in kurzer Zeit folgen, denn von Vers 5 ab haben wir es mit ein und derselben Person zu tun. An Stelle des gefallenen Königs wird ein anderer gekrönt. Durch neue Steuern versucht er, die erschöpften Staatskassen zu füllen, um weitere Kriege zu ermöglichen. Aber wegen der Bedrückung wird er in kurzer Zeit von denen, die seine Tafelkost essen, umgebracht werden.
Vers 21 beginnt: „Und an seiner Statt wird ein Verachteter aufstehen.“ Wer ist dieser Verachtete? Kein anderer als der Antichrist, das kleine Horn, und mit dieser Person, die so oft in verschiedener Weise von Daniel gesehen und sonst in der heiligen Schrift genannt wird, wollen mir uns etwas eingehender im nächsten Abschnitt beschäftigen. Die Verse 5-20 haben wir absichtlich nur kurz gestreift, weil diese Geschichte in unserer Zeit kaum jemand zu lösen vermag. Sie sind wohl deshalb in Gottes Wort festgehalten, um den bedrängten Heiligen k o m m e n d e r Tage Licht zu geben.
Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß wir es in dieser letzten Vision mit dem ausgesprochenen Ende des Zeitalters der Nationen zu tun haben und nicht allein mit den vielen Nachfolgestaaten des Reiches Alexanders (Kapitel 10, 14). Heute fragen mir uns, warum die Schrift bei so unwesentlichen Einzelheiten der für uns alten Geschichte stehen bleibt, zudem in den Versen 5-35 nur Streitigkeiten unter den kleinen Königen zu finden sind. Da nun alle Schrift von Gott eingegeben und nützlich ist zur Belehrung (2Tim 3,16), so werden auch diese Verse, als Vorläufer der endgeschichtlichen Ereignisse, zur rechten Zeit völlig verstanden werden.