Die wunderbare und mächtige Offenbarung der Herrlichkeit Gottes blieb bei Abram nicht ohne Auswirkung. Er war nicht nur „Hörer", sondern auch „Täter des Wortes“ (Jak 1,22). Der göttliche Befehl mußte verwirklicht werden; denn nur auf völligem Glaubensgehorsam ruht der Segen des Herrn. Dieser war Abram nicht für Ur, sondern für das ferne Land Kanaan verheißen. Da galt es also, sich nicht mit Fleisch und Blut zu besprechen (Gal 1,1,16). Angehörige mögen ihn zurückgehalten haben wie späterhin Elieser, der aber sagte: „Haltet mich nicht auf" (1. Mose 24,56), Abram gehorchte und zog aus. Das wird in der Stadt ein Aufsehen gegeben haben, als er wohl auf Kamelsrücken auszog und alles zurückließ. Die einen schüttelten den Kopf, die anderen bedauerten ihn. Und wie ist es heute? Oft werden Menschen vom Evangelium erfaßt, sie erkennen, daß sie ihren bisherigen Weg aufgeben müssen. Erfährt es aber die nächste Umgebung, dann geht es nach Mt 10,39 „Des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein“, und viele lassen sich aufhalten.
Und wie ist es bei dir: Hat man deinen Auszug sichtlich wahrgenommen oder hast du damit nur halbe Arbeit getan, nur einen „Zweidrittelgehorsam“ bewiesen?
Abram zog aus und wußte nicht wohin, aber er wußte, mit wem er zog, und das durfte ihm genügen (2Tim 1,12).
Abrams Zweidrittelgehorsam. Aus Kapitel 11,31 entnehmen wir, daß Abram dem göttlichen Befehl nicht im vollen Umfange gerecht wurde. Wohl hatte er sein Vaterland verlassen, seine Freundschaften aufgegeben, aber dem Befehl „Gehe aus deines Vaters Hause" hatte er nicht ganz entsprochen. Sein Vater Tharah und sein Neffe Lot zogen mit, und sie haben vielleicht veranlaßt, daß sie nicht bis Kanaan kamen, sondern in Haran halt machten und „daselbst wohnten“. Der verheißene Segen galt aber nicht für Haran, sondern für Kanaan. Erst nach Tharahs Tod wurde Abram frei, weiter zu ziehen (Mt 10,37). Aus der späteren Geschichte werden wir erkennen, welch ein „Klotz am Bein“ Lot und die Seinen für Abram waren. So zeigt der schöne Anfang doch einen Mangel. Lernen wir daraus, daß Gott in Seiner Weisheit und Liebe die scharfen Trennungslinien auch für uns zieht, wenn es gilt, Einflüsse auszuschalten, die uns auf dem Wege in Seiner Nachfolge aufzuhalten vermögen. Zweidrittelgehorsam genügt nicht.
Unter falscher Führung. Von Ur bis Haran hatte, wie aus 1. Mose 11,31 hervorgeht, Tharah die Führung. Der Befehl, auszuziehen, war aber nicht an seinen Vater, sondern an Abram ergangen. Abram jedoch war nun geradezu ausgeschaltet, und dadurch verlor er viele kostbare Jahre. Der Verwandtschaft gegenüber sind wir oft am nachgiebigsten. Wie hinderlich, ja sogar gefährlich ist es, wenn sich der gläubige Teil von Ungläubigen in Sachen des Glaubens bestimmen läßt. Solchen ergeht es wie Abram, der lange Zeit ohne göttliche Offenbarung blieb.
Steckengeblieben. Die Karawane kam nach Haran, dort machte sie halt und blieb volle 15 Jahre. Unter anderer als göttlicher Führung wird man stets gehindert. Viele, die berufen wurden, haben wohl den groben Dingen entsagt, dulden aber die kleinen Füchse. Bezeichnend ist, daß sie gerade in Haran blieben, dort trennten sich die Karawanenstraßen. Haran liegt im Rande der Wüste, die es zu durchreisen galt. Der Mensch sträubt sich von Natur, die Wüste zu durchwandern, denn sie ist das Bild der Entbehrungen und Nöte. Hier wird der Vater Tharah, der doch auch schon recht alt war, Halt geboten haben. Als Sohn wollte Abram ihm nicht widersprechen, und so verblieben sie in Haran. Hier ging es also nach väterlicher Weise. Wir müssen aber Gott mehr gehorchen als den Menschen. Scheinbare Jesusnachfolger müssen wir stets ernster nehmen als offene Gegner. Menschen, die langsam vor uns herlaufen, hindern uns mehr am Vorwärtskommen als diejenigen, die uns entgegenkommen. Mögen alle Steckengebliebenen in sich gehen und dem Tharah, d. h. Zögerer, den Abschied geben; selbst wenn es die Eltern sind, die uns zögern lassen (Phil 3,7-10).
Durch den Tod getrennt. Eben sahen wir Abram wie ein auf Grund gelaufenes Schiff nutzlos daliegen. Oft mag er an den Befehl Gottes gedacht haben, aber Tharah hielt zurück. Da griff Gott durch den Tod Tharahs ein, und Abram wurde frei, weiter zu ziehen. Auch wir haben erkannt, daß wir durch Christi Tod befreite und vom alten Leben getrennte Menschen sind. Hier stehen Fleisch und Geist im Kampfe gegeneinander. Viele brauchen mehr als 15 Tahre Zwischenaufenthalt wie Abram in Haran, und wieder andere sterben sogar wie Israel in der Wüste. Der Herr aber, der das stille Sehnen Abrams, weiterzuziehen, sah, befreite ihn und vollendete in ihm das angefangene Werk.