Gabriel heißt „die Macht Gottes“, und dieser Name zeigt, mit was für einer Engelsgröße wir es zu hin haben. In Off 8,2 werden sieben Engel genannt, die vor Gott stehen, und Gabriel bezeichnet sich selbst als einen dieser sieben Engel. Als Zacharias das Wort Gabriels anzweifelte, sagte Gabriel: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht.“ Gabriel ist ein sehr hoher Diener Gottes und hier ist er in seiner Stellung allen Gottesdienern ein leuchtendes Vorbild. Sie sollen, wie er, vor Gott stehen. Vor Gott Stehende erhalten spezielle Aufträge von ihrem Gott und sind mit besonderer Macht ausgerüstet.
Die Herrlichkeit dieses Engels. In Daniel 10,4 ff. wird eine Beschreibung über Gabriel gegeben. Alles, was über ihn gesagt wird, ist sehr belehrend und wäre eine Abhandlung für sich. Daniel beschreibt sein Kleid, seinen goldenen Gürtel, seinen Leib gleich dem goldgelben Edelstein Chrysolith und die strahlenden Augen, ferner seine Arme und Füße wie leuchtendes Erz und den Laut seiner Worte wie die Stimme einer Menge. Kein Wunder, dass Daniel erschrak und seine Genossen vor Furcht flohen. Daniel selbst zitterte und erblasste vor ihm. Wenn Gottes Diener schon so groß und herrlich sind, was muss erst unser Gott selbst sein, und in welche Worte könnten wir Seine Herrlichkeitsumgebung kleiden? Und wenn eine Königin vom Reich Arabien Salomos Diener bewunderte, wie groß muss erst dann das Staunen sein, einen so mächtigen Diener wie Gabriel zu sehen.
Die Aufträge Gabriels. Zu drei verschiedenen Malen wird Gabriel genannt. Er wurde zu Daniel, Zacharias und Maria gesandt. Diese drei Dienste wollen wir getrennt behandeln.
Gabriel vor Daniel (Dan 8,16; 9,21). Daniel hatte
große Gesichte Gottes über sein Volk erhalten. Sie beunruhigten und
ängstigten ihn sehr, und er erflehte Licht über sie im Gebet (
1 . Antwort z u geben. Gott hört die Gebete Seiner Kinder und in manchen Fällen hat Er Engeln die Ausführung der Erhörung übergeben. So schickte Gott den Gabriel zu Zacharias mit der Erhörung seiner Gebete. Ein Engel musste Kornelius die Antwort bringen; ein anderer das Gefängnis auf die Fürbitte der Gemeinde hin öffnen (Apg 12), und ein Engel durfte sogar den Herrn in Gethsemane stärken.
2. Aufklärung zu übermitteln. Gabriel, der vor Gott steht, ist mit Gottes Wegen vertraut und zeigte Daniel:
Israels überaus trübe Zukunft, auf die später der Herr Jesus in Mt 24 Bezug nahm. Gabriel wies auf den kommenden Antichristen und sein schreckliches Auftreten hin, worüber Daniel sehr erschrak.
Gabriel sprach ferner vom Kommen des Messias, und dass Er weggetan und nichts haben werde.
3. Ermunterung zu bringen. Gabriel nannte Daniel den „Vielgeliebten Gottes“ und richtete diesen zerschlagenen Diener auf. Je und je hat Gott Seine Diener aufgerichtet selbst bis in unsere Zeit. Er ist bei ihnen alle Tage.
Gabriel vor Zacharias. Eine neue große Epoche brach an. Der Messias sollte erscheinen, doch Ihm ging Johannes voraus, und um dieses Ereignis anzuzeigen, erschien Gabriel. In den dunkelsten Zeiten hatte Gott stets vereinzelte treue Kinder und das waren in jenen Tagen Zacharias und Elisabeth. Zacharias heißt „der Herr gedenkt“ und Elisabeth bedeutet „Der Gott des Eides“. In den zwei Namen erblicken wir Wunderbares, nämlich, dass Gott Seines Eides an die Väter gedachte. Zur Zeit des Abendopfers, als Zacharias am goldenen Altar stand, sah er plötzlich durch die Weihrauchwolke hindurch Gabriel zur Rechten des Altars stehen. Zacharias erschrak sehr, doch sollte er die Freudenbotschaft vernehmen, dass seine Gebete erhört seien, und Elisabeth einen Sohn empfangen werde. Gabriel beschreibt das Kind, das der Herr Jesus später den „Größten von Weibern Geborenen“ nannte, in allen Einzelheiten (Mt 11,11). Selbst den Namen des Kindes nannte Gabriel (Übrigens ist Johannes einer der sieben Männer der Schrift, deren Namen vor ihrer Geburt genannt wurden. Es sind: Ismael, Isaak, Salomo, Josias, Cyrus, Johannes und Jesus.). Zacharias zweifelte Gabriels Worte an und wurde stumm! Wenn aber Zacharias eines einzigen Zweifels wegen schon so heimgesucht wurde, wie müssten dann alle verstummen, die Gottes Wort ohne göttlichen Auftrag, und ohne daran zu glauben, verkündigen!
Gabriel bei Maria. Gabriel war weiter bevorzugt, Christi Geburt anzuzeigen. Wie wird er gestaunt haben, dass sich der Sohn unter die Engel erniedrigte! Gott sandte Gabriel nach dem verachteten Nazareth zu einer einfachen, demütigen Jungfrau und verkündigte ihr, dass sie Gnade bei Gott gefunden habe. So ist also Maria nicht, wie Rom lehrt, „eine Mutter“, sondern eine „Tochter“ der Gnade. Nicht eine „Geberin“, sondern eine „Empfängerin“' der Gnade. Gabriel sagte ihr, dass sie die Auserlesene sei, an der sich Jes 7,14 erfüllen werde. Er gab Maria eine einzigartige Beschreibung über den ganzen Werdegang des von ihr zu gebärenden Sohnes. Auch betonte er, dass Er groß sein werde, und doch begann Er in einer Krippe und endete am Kreuze. Seine unübertroffene Größe offenbarte sich jedoch erst mit Seiner Auferstehung, derzufolge viele an den Herrn glaubten; denn einmal ist Er mehr als fünfhundert Brüdern erschienen, die Seine Zeugen wurden. Zuletzt war es Seine Himmelfahrt, die Seine Größe offenbarte. Doch erst bei Seinem Erscheinen in Herrlichkeit wird Seine feierliche Erhabenheit allen enthüllt werden.
Wo immer wir also Gabriel begegnen, erscheint er uns als eine besondere Größe, als ein Engel, der vor Gott steht und stets zu jedem Auftrag bereit ist.