Von der Geburt des Herrn Jesu steht geschrieben: „Als die Zeit erfüllet war, sandte Gott Seinen Sohn“ (Gal 4,4). Mit diesen Worten leitet Paulus seinen Bericht über Christi Kommen auf die Erde ein und bringt damit zum Ausdruck, daß dieser Termin von Gott im voraus genau festgelegt war. Mit dem gleichen Wort könnte man den Bericht über Isaaks Geburt einleiten. Auch hier lag eine Terminfestsetzung durch Gott vor, und wenn vor des Herrn Geburt viele Israeliten auf die Ankunft des verheißenen Messias warteten (vgl. Lk 2,25.38), so warteten auf Isaaks Geburt vor allem seine Eltern sehnlichst. Das lange Warten wird den Eltern sehr schwer gefallen sein, zumal nach Menschenweise ‑die Verwirklichung ihrer Hoffnung nicht mehr zu erwarten war. Tatsächlich lassen die einleitenden Worte auf ein besonderes Handeln Gottes schließen (Vs. 1). Dazu paßt es auch, daß Paulus in Röm 4,18 ff. den Glauben Abrahams rühmt, der „nicht auf seinen Leib sah, auch nicht auf den erstorbenen Leib der Sara". So bildet Isaaks Geburt einen Vorschatten auf Christi Menschwerdung, die ganz ohne den Willen eines Mannes durch das Wunder des Heiligen Geistes geschehen ist. Isaaks Geburt ist also auch ein Wunder, eine göttliche Heimsuchung, ein Zeichen der Treue Gottes, der Sein Versprechen erfüllt, denn „Gott kann nicht lügen“ (Tit 1,2). Er ist das ja und das Amen (2Kor 1,20). Gott handelt mit uns als mit Seinen geliebten Kindern, vertrauen wir nur mehr Seinen Verheißungen.
Isaaks Geburt. Durch Glauben erhielt Sara Kraft, Isaak zu empfangen (Heb 11,11). Isaaks Geburt war:
a) Ein Zeichen der unendlichen Treue Gottes, die auch nicht durch die Untreue und die Zweifel der Menschen ins Wanken kam,
b) Ursache größter Freude im Haus Abrahams.
Wir können uns nur dann die Freude der Mutter so recht vorstellen, wenn wir versuchen, uns in ihre jahrzehntelange Glaubensprobe hineinzuversetzen. Wir können uns auch kaum die überaus dankbare Freude Abrahams vorstellen, dessen unbeirrbarer Glaube zuletzt doch noch reich belohnt wurde. Lob Gottes wird beide Eltern erfüllt haben wie nie zuvor. Jetzt galt Saras neuer Name „Fürstin“ mit vollem Recht, der Sohn war da, aus dessen Samen dereinst Könige hervorgehen sollten. Gewiß hat auch der große Haushalt Abrahams, der Hunderte von Menschen zählte, mit großer Freude und Begeisterung an diesem freudigen Ereignis teilgenommen. Alle freuten sich mit ihnen, wie etwa später die ganze Umgebung der Eltern Johannes des Täufers sich mitfreuten über dessen Geburt (Lk 1,58). So ist es immer, wenn sich Gott in Seiner Liebe, Gnade und Macht offenbart.
Die Geburt Isaaks war aber ein Stein des Anstoßes für Hagar und ihren Sohn Ismael. Nachdem der lang erwartete Erbe geboren war, war es mit Hagars Regiment vorüber, sie war wiederum zur Magd degradiert worden. Hagar wußte zugleich, daß die Hoffnung auf das reiche Erbe dahin war, denn „der Sohn der Magd sollte nicht erben mit dem Sohne der Freien“ (Gal 4,30). Auch der 14jährige Ismael wird durch diese Geburt recht enttäuscht gewesen sein. Bis dahin wird ihn der große Haushalt Abrahams als den Erben betrachtet und geehrt haben, nun aber mußte er erkennen, daß er auch nur ein Knecht war, der Sohn einer Magd. Plötzlich sieht er sich als enterbt und entrechtet und wird sogar zum Spötter des wahren Erben (Vs. 9). Doch wer hätte in seiner Lage den Wechsel der Dinge nicht ebenso empfunden?
Der Name Isaaks bedeutet „er lacht“ oder „man lacht“. Auch in der Namengebung sehen wir wiederum Abrahams Gehorsam. Als er die Verheißung eines Sohnes durch Sara erhielt, gebot Gott, daß er ihn Isaak nennen solle (Kap. 17,19), und das führte er auch aus. Man kann dieses Lachen mehrfach deuten. Es kam Sara lächerlich vor, daß sie im hohen Alter noch sollte Mutterfreuden erleben. Auch Abraham lachte damals (Kap. 17,17), als er die Verheißung Isaaks empfing. Aber als dann nach so langer Zeit endlich aus der Verheißung wunderbare Wirklichkeit geworden war, da wird Abrahams „Mund voll Lachens und seine Zunge voll Rühmens“ gewesen sein (Ps 126,2.3). Isaak ist der zweite Name der Schrift, der lange vor seiner Geburt genannt worden ist. Wir haben in der Schrift sieben Männer, deren Namen vor ihrer Geburt festgelegt worden sind. Ismael (Kap. 16,11), Isaak (Kap. 17,19), Salomo, Josia (1Kön 13,2), Johannes der Täufer (Lk 1,13) und als siebenter der Herr, des Namen über alle Namen ist, der Name Jesus (Mt 1,21; Lk 1,31).
Ein Gehorsamsakt Abrahams (Vs. 4). Entsprechend dem göttlichen Befehl vollzog Abraham an dem Knäblein im Alter von acht Tagen die Beschneidung und erfüllte damit die Bedingung, unter welcher Gott mit ihm den Bund geschlossen und besiegelt hat. So wurde Isaak das zweite Glied in der Reihe derer, aus deren Samen dereinst der König der Könige, der Herr aller Herren hervorgehen sollte: Jesus Christus!
Abraham date wohl an die schmerzliche Handlung, die er an seinem Kinde vollziehen mußte, aber der Befehl Gottes ging ihm über die Liebe zum Kinde, es mußte das Zeichen des Bundes erhalten. Durch nichts erfreuen wir unseren Gott so sehr als durch sofortigen Glaubensgehorsam, und wenn er mit noch so großen Nöten und Schmerzen verbunden ist.
Ein großes Familienfest (Vs. 8). Isaak wurde entwöhnt, und das war nach damaliger Sitte Anlaß zu einem großen Fest. Es war eine erste Stufe in dem Wachsen und Zunehmen eines Menschenkindes. Diese Etappe soll uns erinnern an das Wachstum, das Gott in dem Leben eines jeden Gläubigen sucht, das Er vermißt, wenn Er es nicht findet, und über dessen Fehlern er betrübt ist (Heb 5,12). Kinder der Verheißung sollen wachsen (Lk 1,80; 2,40). Aus Gott Geborene sollen zunehmen, sie werden von der Milde zur festen Speise entwöhnt (1Pet 2,2; Kol 2,19). Eine schöne Illustration des Wachstums finden wir beim kleinen Samuel. Jahr für Jahr brachte ihm seine Mutter ein neues Kleid. Warum wohl? Der Knabe wuchs. Wir wollen auch so wachsen, daß man uns Jahr für Jahr wie in einem neuen Kleide sieht, weil wir dem alten entwachsen sind.