Schriften von Georg R. Brinke
1Mo 14,13-16 - Abram als Kriegsmann1Mo 14,13-16 - Abram als Kriegsmann
Bisher wird uns Abram als ein Mann des Friedens, des Nachgebens, selbst unter Opfern, als ein Mann der Versöhnlichkeit geschildert. Nun aber lernen wir ihn von einer ganz anderen Seite kennen. Abram hatte erst gelernt, sein eigenes Ich zu überwinden, und wer sich wie Abram im Gehorsam gegen Gott und in Seiner Kraft selbst besiegt, wird auch ein Überwinder anderer werden. Das hatte Lot nie gelernt, und so geriet er noch in leibliche Gefangenschaft. Die Verbindung zur Kraftquelle, dem Altar, war durch seine Habsucht unterbrochen. Nun erlebte er die Folgen in sehr schmerzlicher Weise. Leser, bist du ein Überwinder des eigenen Ichs oder ein Überwundener?
Ein Unglücksbote. Vielleicht war es Lot gelungen, einen seiner Leute zur Flurfit zu überreden und Abram um Hilfe zu bitten. So tauchte plötzlich bei Abram ein Entronnener als Bote Lots auf. Der Schrecken auf seinem Angesicht ließ Abram Schlimmes vermuten. In der Not kann man die Gläubigen gut gebrauchen, sonst entledigt man sich ihrer gern, stellt sie in die Eilte wie Belsazar den Daniel (Dan 5,11). Kommt aber Not, so holt man sie gern hervor. In Nöten, Katastrophen, Krankheiten oder an Sterbebetten ist plötzlich der sonst so unbequeme Fromme willkommen.
Beachtenswert ist Abrams Aufenthaltsort. Er weilte in Hebron unter der Therebinte Mamres, also am Ort der Kraft und Fettigkeit. Die symbolische Bedeutung dieses Namens ist uns bereits bekannt. Neu hinzu kommen nun noch die Namen seiner Verbündeten „Aner“, d. h. Wasserfall, und „Eskol“, d. h. Traube. Wenn Christen geistlicherweise in Hebron unter der Therebinte Mamres wohnen, dann fließen Ströme lebendigen Wassers von ihnen, und sie sind voll Freude, denn der Wein (Traube von Eskol) ist in der Schrift das Bild der Freude (Ps 104,15). Das sind Voraussetzungen des Siegeslebens.
Abrams neuer Name. Hier wird Abram zum ersten Male der „Hebräer“ genannt, d. h. der von der anderen Seite, der Ausländer. Abram war bekanntlich aus Ur, jenseits des Euphrats, also von der anderen Seite gekommen, der Abgesonderte, der sich des Glaubens wegen nicht mit der übrigen Welt vermischt hatte. Hier wird uns im Symbol der große Wechsel im Leben des Gläubigen vor Augen geführt, der aus der Finsternis ins Licht und aus der Gewalt Satans in Gottes Obhut entflohen ist. Wie jene Kanaaniter wußten, daß Abram von der anderen Seite war, also auf der Seite Gottes, so und nicht anders soll die heutige Welt den Gläubigen einschätzen. Lot hatte das Vorrecht, ein Abgesonderter Gottes zu sein, aufgegeben und wie Demas sich wiederum zur Welt gewandt. Er war deshalb nicht nur kraftlos geworden, sondern auch in ihr Verderben geraten. Dagegen sind Leute wie Abram, die auf seiten Gottes stehen, Kraftmenschen, sie dienen Gott und nicht der Welt (Phil 3,3).
Abrams Kriegsvorbereitungen. Abram soll uns hier als Vorbild im Glaubenskampf dienen. Der in Hebron Wohnende ist stets kampfbereit. Viele werden schnell überrumpelt, wenn plötzlich ungünstige Nachrichten an sie herankommen, hingegen nie, die in Hebron wohnen, sie widerstehen und behalten den Sieg (Eph 6,10-18). Abram mobilisierte eiligst seine 318 kriegsgeübten Männer. Paulus schreibt seinem erprobten Mitkämpfer Timotheus‑ „Übe dich in der Gottseligkeit, und der Herr sagt: „Wachet und betet.“ Gotteskämpfer in dieser Stellung sind unbezwingbar, sie widerstehen dem Teufel, und er flieht von ihnen (Jak 4,7). Kommen Nöte über sie, so versagen sie nicht, sondern freuen sich im Herrn und in Seiner Stärke und versetzen, wie Abram, die Welt in Staunen.
Abrams Bundesgenossen. Das waren Aner und Eskol. Ihnen sandte Abram sofort Botschaft, damit sie mit ihm in den Kampf zögen. Wie wertvoll sind Kampfgenossen in Zeiten satanischer Angriffe, z. B. wenn es gilt, mitzukämpfen am Evangelium (Phil 1,27), oder zu helfen, das Netz zu ziehen oder für Schwerkranke zu beten. Paulus erwähnt solche Kämpfer in Röm 16,1-3; Phil 4,3; Kol 4,12, und schätzt ihren Dienst hoch ein. Gehörst du auch zu diesen Mitkämpfern? (Phil 1,27b).
Abrams Beweggrund zum Angriff. Der Gerechte ist stark wie ein junger Löwe (Spr 28,1).
Abram war weise wie später Gideon. Er teilte seine Kämpfer ein und griff von verschiedenen Seiten zugleich an (Ri 7,16).
Er war angriffsbereit. Die Siegerkönige wälzten sich im Siegestaumel wie jene, die Ziklag besiegt hatten (1Sam 30,16; 1Kön 20,16). Abram überfiel sie unerwartet und schlug sie vernichtend. So plötzlich, wie sie in ihrer Sicherheit das Verderben ereilte, so wird es am Ende dieses Zeitalters sein (1Thes 5,3). Es ist immer gefährlich, sich nach Siegen sicher zu fühlen; dann ergeht es uns wie den Israeliten nach dem Sieg über Jericho, als sie bald nachher vor Ai geschlagen wurden (Josua 8; Lk 22,33).
Abrams Eingriff war das größte Wagnis, das man sich nur denken kann, aber es war ein Glaubensakt, und Glaubenden sind alle Dinge möglich. Durch den Glauben haben sie Königreiche bezwungen (Heb 11,33). Zugleich aber strahlt uns hier heiße Bruderliebe entgegen. Liebe vergibt nicht nur alles angetane Leid, sondern sie vergißt es und sucht des andern Wohl. Da Abram von Gott gewiß beauftragt war, den Kampf aufzunehmen, war er sich auch des Sieges gewiß wie später ein Jonathan (1Sam 14,6). Wahrer Glaube blickt nicht auf die mächtigen Gegner, sondern auf den Herrn, der die Seinen in den Kampf geschickt hat, auf den Allmächtigen, der mit ihnen ist.
Abrams großer Sieg. Für Glaubensmänner so reiner Herzensgesinnung streitet Gott (2. Mose 14,14; 2Chr 20,17). Abram schlug die Feinde und gab Gott allein die Ehre (Vers 22; 2. Mose 17,15.16; 1Sam 7,10-12). Der Hirte wurde ein Held.
Der siegreiche Heimkehrer. Abram wird an der Spitze seines kleinen, aber siegreichen Heeres geritten sein und neben ihm Lot, dessentwegen er den Feldzug unternommen hatte (Vs. 16). Aber was wird es erst sein, wenn dereinst die Gefangenen Zions heimkehren werden aus aller Welt, wenn Israel mit seinem Christus in das Friedensreich einziehen vird? Einen Hinweis gibt uns Ps 126. Wer aber denkt hier nicht an unseren Herrn, der „die Gefangenschaft gefangen geführt hat“ und als weit größerer Sieger droben eingezogen ist mit unvergleichlich größerer Beute (Eph 4,8). Und was wird es sein, wenn wir mit Ihm heimkehren werden auf weißen Pferden, da unser Herr alle Feinde zerschmettern wird (Offbg. 19,11 ff).
Willkommen daheim. Der König von Sodom und die mit ihm Befreiten bejubelten den großen Kriegsheld Abram. Der König von Sodom zieht Abram entgegen, offenbar ihm zu danken. Abram hatte ja nicht allein Lot, sondern auch alle Sodomiter gerettet. Hätte eigentlich nicht Lot der erste sein sollen, der Abram dankt? Doch von ihm hören wir kein Wort. Möglicherweise mag er sich geschämt haben, und das mit Recht. Auch Abram sagt nichts zu Lot, noch macht er ihm Vorwürfe. So durfte der abgesonderte Abram der Welt zum Segen sein. Menschen, die wie Lot auf beiden Seiten hinken, kann Gott niemals brauchen. Sind auch wir wie Abram Abgesonderte von der Welt? Wenn ja, dann kann der Herr auch uns im großen Kampf brauchen. Und am Tage Christi werden auch wir wie einst Abram mit vielen Gewonnenen, die wir dem Feinde entrissen haben, heimkehren. Dann werden auch wir sagen düren: Ich und die Kinder, die du mir gegeben hast.