Schriften von Georg R. Brinke
Die Weltreiche im Lichte der Prophetie
Dan 2,41-43 - Das letzte WeltreichDan 2,41-43 - Das letzte Weltreich
Das zweite Kapitel umfaßt alle folgenden Gesichte des Propheten Daniel und bildet die Grundlage aller weiteren Prophezeiungen dieses Buches. Es ist darum unerläßlich, daß wir uns gleich zu Beginn nochmals gründlich mit der Endphase der Weltreiche beschäftigen. Die ersten vier Weltreiche können wir ohne fehlzugehen als hinter uns liegende Geschichte betrachten. Ja, selbst ohne die Bibel in Anspruch zu nehmen, finden wir aus Chroniken der Weltgeschichte reichen Aufschluß über die ersten vier Weltreiche. Anders dagegen verhält es sich mit der unerfüllten Weissagung Daniels. So interessiert uns aus Nebukadnezars Traum der unterste Teil der geschauten Statue am meisten, und zwar deshalb, weil er die Zeit des Endes beleuchtet, der wir zweifellos sehr nahe sind. Mehr denn je richten sich die Blicke der Bibelleser mit Recht auf das Buch des Propheten Daniel; und unruhige Zeiten, wie die gegenwärtige, reizen viele, sich anhand dieser Prophezeiungen zu orientieren. Eins möchten wir immer wieder dick, unterstreichen, daß es sich im Buche Daniel nicht um die Gemeinde, den Leib Christi, handelt, noch um die Zeit, während welcher die Gemeinde auf Erden ist, sondern um das Volk Israel und die Nationen. Erst dann, wenn das Volk Israel wiederum im Lande Palästina, als selbständige Nation mit eigener Regierung, wohnen wird, werden sich die Dinge erfüllen, die Daniel in den Füßen und den zehn Zehen von Eisen und Ton sieht. Der Ratschluß Gottes mit der Erde steht in engem Zusammenhang mit Israel und der Völkerwelt, weil Gott das Volk Israel als Haupt der Nationen erwählt hat (5. Mose 28,13).
Der unterste Teil der Statue ist in jedem Fall der Wichtigste. Er wird als teils von Eisen und teils von Ton beschrieben und stellt das letzte Weltreich, unter heidnischer Weltherrschaft dar. Es unterscheidet sich also wesentlich dadurch von den vorangegangenen Reichen, daß es aus „zwei“ verschiedenen Bestandteilen besteht, während jedes der andern Weltreiche aus nur „einer“ Sorte Metall bestand. Es wird darum ein „geteiltes“ Reich genannt.
Doch was bedeuten Ton und Eisen? Die allgemeine Auffassung über dieses Reich von Eisen und Ton geht dahin, daß man unter dem Eisen das „wiedererstandene römische Reich“" und unter dem Ton die knetbare Masse der Völker, die „Demokratien“, sieht. Doch hierzu sei eingewandt, daß sowohl Daniel als auch Johannes, die Endzeit als stärkste „Autokratie“ sehen, daß sich also alles dem Willen eines Mannes fügen muß, der nach Willkür herrschen wird. In den Versen 41‑43 werden Eisen und Ton beschrieben. Eisen ist jener harte Bestandteil, der vor allem das vierte Weltreich, Rom, charakterisiert, dessen Herrscher Autokraten, Alleinherrscher, waren. Die eiserne Disziplin und der starke Militarismus Roms werden auch im Reich, das durch die Füße und die zehn Zehen dargestellt ist, fortbestehen. Und was der Ton bedeutet, sagt uns Jer 18,1-6. Der Ton ist das Haus Israel. Wir hörten bereits, daß sich zur Zeit der Herrschaft des Tieres, Israel als Nation wieder im Lande Palästina befinden wird. Israel, das dann Zeitweise von Nachbarvölkern bedrängt sein wird, wird seine Zuflucht beim Tier, Gottes größtem Gegner, anstatt bei Gott selbst suchen, und mit dem Tier einen Bund schließen, den aber Jesaja einen Bund mit dem „Tode“ und dem „Scheol“ nennt (Jes 28,15 ff.). Das Bündnis, das Israel (der Ton), mit dem Tier (dem Eisen), schließen wird, wird nicht von Dauer sein; denn Ton und Eisen verbinden sich nicht. Israel sollte nach Gottes Gedanken ein abgesondertes Volk sein. Das Unternehmen wird also nicht nur mißlingen, sondern zu schwersten Auseinandersetzungen führen. Und würde der Herr nicht selbst durch Michael, den Fürsten Israels, in den Kampf eingreifen, so würde das Eisen den Ton völlig zermalmen; so aber wird der gottselige Teil Israels gerettet werden. Doch Einzelheiten darüber werden wir in den weiteren Kapiteln lernen. Jemand möchte die Frage stellen, wenn am Ende der Stein (Christus) das ganze Gebilde von (Gold, Silber, Erz, Eisen und Ton zermalmen wird, was geschieht dann mit dem Ton, mit Israel, das doch gerettet werden soll? In Sach 13,8 lesen wir, daß zwei Teile Israels, jene habsüchtigen Geldjuden, vor der Aufrichtung des Reiches vernichtet werden. Es ist also nur der gottlose Teil Israels, der den Bund mit dem Tier gemacht hat, der dann sein Ende finden wird, nicht aber diejenigen Juden, die in ihrer Not zu Gott schreien und aus der Trübsal gerettet werden.
Untersuchen wir nun noch näher, welches das letzte Weltreich, resp. sein Zentrum sein wird. Wir stellen die Frage:
Lehrt die Schrift, daß das letzte Reich das wiederhergestellte „römische“ Reich sein wird? Wir sahen bereits bei der Betrachtung des vierten Weltreiches, daß es gilt, vorsichtig zu sein, weil die Schrift dem vierten Reich keinen Namen gibt. Aber ein Reich wie das römische ablehnen, wie das, manche Ausleger tun, in dem die gewaltigsten Dinge der Geschichte Israels sich abgespielt haben, wäre bestimmt verkehrt, doch zu glauben, daß das römische Reich wieder hergestellt werden wird, entbehrt auch der Schriftbegründung. Rom hat in den beiden Beinen des Standbildes seinen Teil; die Füße und Zehen aber bilden ein Reich, ein Staatengebilde für sich. Man hat sich so daran gewöhnt, von einem wiedererstandenen römischen Reich zu reden (auch der Schreiber während langer Zeit), daß man schwer hat, eine liebgewordene Anschauung fahren zu lassen. Viele Weissagungsfreunde halten rein traditionell das wiederhergestellte römische Reich im Blickfeld, unterlassen es aber, die Schrift genauer zu untersuchen. Doch:
Wo liegt der Fehler? In Off 17,8 steht geschrieben: „Das Tier, welches du sahest, war und ist nicht, und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen.“ Da man nach der üblichen Anschauung in Off 17 und 18 das wiederhergestellte römische Reich sieht, so hat man besonders mit Off 17,8 die Wiederherstellung des römischen Reiches begründen wollen. In dieser Stelle hat man es nach meiner Erkenntnis unterlassen, zwischen „Reich“ und „Person“ zu unterscheiden. Das dort genannte Tier ist eine Person und nicht ein Reich, was noch besonders aus den Versen 10‑11 hervorgeht. Ein Reich geht nicht in den Abgrund, noch kommt es aus demselben wieder herauf, wohl aber eine Person. Gott wird offenbar am Ende dieses Zeitalters Satan gestatten, eine Person, die einmal gelebt und regiert hat, aus dem Abgrunde heraufzubringen und sie wird das Tier in Off 13 sein, der letzte Weltherrscher, den Johannes schon in Off 6 als den Reiter auf weißem Pferd beschreibt, den kommenden scheinbaren Weltenbeglücker (Off 13,2-10; Dan 8,24; 11,37-39). Außerdem hat man Off 17,9 wie uns scheint, recht ungenau betrachtet. Dort lesen wir: „Die sieben Köpfe sind sieben Berge.“ Mit den sieben Bergen aber sind wohl kaum die sieben Erdhügel Roms gemeint, sondern sieben Könige. Johannes bedient sich hier, wie oft, der symbolischen Sprache. Aus Jer 51,25 ersehen wir, daß Babylon im Bilde ein „Berg“ genannt wird und in Dan 2,35 wird das Königreich Jesu Christi mit einem „großen Berg“ verglichen. Mit welchem Recht man gerade Rom, das in bei Schrift nicht mit Namen genannt wird, zum Weltzentrum macht, dagegen Babylon, das des öfteren mit Namen erwähnt wird, glattweg nur symbolisiert, muß dem nachdenklichen Bibelleser merkwürdig erscheinen. Wenn wir heute „Bern“ sagen, so meinen wir nicht „Zürich“ und wenn die Schrift „Babylon“ sagt, so meint sie gewiß nicht „Rom“.
Welches wird das letzte Weltreich sein? Es ist beachtenswert, wie manchmal in der Schrift Anfang und Ende sich die Hand reichen. Wir denken z. B. an den Anfang und an das Ende der Bibel, da beide Male der paradiesische Zustand, der Mensch in völliger Harmonie mit Gott, gesehen wird. Am Anfang und am Ende finden wir den Baum des Lebens. Ähnlich dürfte es sich mit den Weltreichen verhalten. Babel war bekanntlich das erste Weltreich mit der Stadt Babel als Zentrum. Hier begegnen wir den mächtigen Flüssen Euphrat und Tigris, die vom Ararat in die Ebene Sinear fließen, von jenem Berge, auf dem die Arche stand und der Gegend, in der die Wiege der Menschheit sich befand. Hier wurde der Mensch geschaffen und hier unterlag er auch bei List Satans. Hier hatte sozusagen Satan während langer Zeit sein Hauptquartier und in dieser Gegend wird er es nochmals aufschlagen. Hier begann die Völkergeschichte. Kusch, der Sohn Hams, zeugte Nimrod, der ein gewaltiger Jäger und Begründer des ersten Weltreichs war, welches er „Bab El“ d. i. Pforte Gottes, nannte. In 1. Mose, 11, 9 aber wird Bab E1 der rechte Name „ Verwirrung“ gegeben. Nimrod war ein gewaltiger Jäger genannt, ein auf der Mauer liegender (1. Mose 10,8-10). Andere übersetzen: ein mächtiger Empörer vor Gott. Mächtig in Sünde und Auflehnung gegen Gott. Nimrod lag auf der Lauer, Menschen zu jagen, sie Gott zu entführen, weg von jeder Anbetung, wie Sem sie pflegte. Sein Name wurde darum sprichwörtlich für jeden Empörer.
Nach 1. Mose 11 wird Babel als Zentrum der Verwirrung dargestellt. Hier wollte die Menschheit sich einen Namen machen: „Wohlan, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht und machen wir uns einen Namen“ (1. Mose 11,4). Doch, der im Himmel thront lacht, und spottet ihrer (Psalm 2,4). Er zerstörte ihr Werk, verwirrte ihre Sprache und zerstreute sie über die ganze Erde. Hier, in der Ebene Sinear, zeigte sich also die erste große Solidaritätskundgebung der Menschheit, die Auflehnung gegen Gott, das „Sich-selbst-zum-Gott-erheben“, genau wie es am Ende in weit höherem Maße sein wird. Zielleicht hat das Bild, das Nebukadnezar erstellen ließ, in derselben Ebene gestanden? Und dieses einstige Babel, sowohl aus Nimrods wie auch aus späterer Zeit, wird nochmals das große Weltzentrum werden. Babel war der Ausgangspunkt der Weltreiche und aller menschlichen Macht und Größe, und Babel wird auch den Schlußpunkt der Weltreiche bilden. Nach Babylon und dessen unermeßlichen Reichtümern haben seither viele Herrscher ausgeschaut. Auch Napoleon gedachte von Babel aus die Welt zu regieren, und manche Herrscher der Gegenwart schielen nach jenen außergewöhnlich reichen und fruchtbaren Gegenden. Hier liegen die wertvollsten Getreidefelder und Ölquellen. Millionen von Menschen ist dort ein reiches Auskommen gesichert. Der kommende Weltherrscher, der einst dort regieren wird, wird daher sehr reich sein. Dort nähern sich Europa, Asien und Afrika, so ist also jene Gegend die große Schlüsselstellung und das Zentrum von Ost und West. Die einstige babylonische Herrlichkeit ist verblichen, bald aber wird sie zu neuer und größer Herrlichkeit erstehen.
Aus dieser Gegend des Götzendienstes holte sich Gott einen Mann
„Abraham“" (Josua 24,2). Durch ihn und seinen Samen sollten alle Völker
der Erde gesegnet werden. In Abrahams Tagen war Amraphel König von
Sinear (Babel). Mit der Berufung Israels trat Babel in den Hintergrund,
bis Gott auch Israel, seines immerwährenden Götzendienstes wegen, für
eine Zeitlang auf die Seite stellen mußte und die Weltherrschaft
Nebukadnezar resp. den Nationen übergab, mit Babel als Weltzentrum.
Babel blieb auch Weltzentrum in den folgenden Weltreichen. Meder und
Perser machten die Stadt zu ihrem Sitz und Alexander der Große hatte
noch größere Pläne mit der Stadt vor, die er aber seines frühen Todes
wegen nicht ausführen konnte. Die Zeit naht, da der letzte große
Weltherrscher, auch ein „König der Könige“, aufstehen wird, größer und
mächtiger als Nebukadnezar es war. Er wird zehn Könige in seinem Gefolge
haben, allerdings mit dem großen Unterschied, daß Nebukadnezar sein
Reich von Gott erhielt und sogar „Knecht Jehovas“ genannt wird (
Ist nicht das geweissagte Ende über Babel längst
erfüllt? Sind nicht Stellen wie Jes 13,45;
Dann aber kommt der Herr noch lange nicht. Wenn eine große Stadt, die dazu das Weltzentrum sein wird, erbaut werden soll, dann muß die Wiederkunft Christi in weiter Ferne liegen. Im ersten Augenblick erscheint es so; nicht aber, wenn wir das Wort befragen. Erinnern wir uns nochmals daran, daß die Voraussetzung zur Erfüllung dieser Weissagung die ist, daß Israel als Nation im Lande ist. Das wird erst nach der Entrückung der Gemeinde der Fall sein. Die Entrückung kann also demnach jeden Tag stattfinden. Auch die von manchen angenommene These, als sei zwischen der Entrückung und dem Erscheinen Christi in Herrlichkeit nur eine Zeitperiode von sieben Jahren, stimmt nicht. Sieben Jahre wird der Antichrist regieren, aber wieviel Zeit dazwischen liegt, weiß niemand. Es wird also reichlich Zeit geben, um ein neues großes Weltzentrum zu erstellen. Die vielen, in Ruinen liegenden Großstädte bei Gegenwart, werden ohne Zweifel bald zu neuer Blüte erstehen und schöner sein als ehedem. So wird auch in kürzester Zeit eine Stadt, wie Babylon, erstehen. Der Wiederaufbau Babels ist auch in Sach 5,1-11 geweissagt. Die dort genannte Gottlosigkeit entspricht der großen Hure in Off 17. Der Prophet sieht ein Epha Hohlmaß für Getreide) in welchem ein Weib sitzt. Er sieht ferner, wie das Epha mit dem Weibe ins Land Sinear, b. i. Babel, gebracht wird, um ihr ein Haus zu bauen. Das ist übrigens eine Weissagung, die längst nach den Gerichten über Babylon gesprochen worden ist, Jedoch noch nicht erfüllt wurde, sie zeigt also klar den Wiederaufbau. Vor hundert Jahren hätte man den Wiederaufbau, einer so mächtigen Stadt, in so kurzer Zeit für unmöglich gehalten, bei der heutigen modernen Technik aber ist es kein Wunder mehr. Das letzte Jahrhundert war reicher an Erfindungen, als alle früheren zusammen. Dazu kommt noch das Wichtigste. Der kommende Weltherrscher, der Übermensch, wird eine nie gekannte Intelligenz entfalten. Und wenn der gewöhnliche Mensch von heute schon so Großartiges leistet, was erst wird der vollbringen, der mit aller Machtvollkommenheit Satans ausgerüstet sein wird! Er wird das große Weltwunder Babel schaffen. Von Babel aus werden sich die Fäden über die ganze Welt ziehen, es wird das große politische, religiöse und wirtschaftliche Zentrum der Welt sein.
Werfen wir noch zwei flüchtige Blicke auf dieses kommende Weltzentrum. a) Vom menschlichen Auge gesehen. Babylon wird das Begehrenswerteste und Sehenswerteste für den Menschen jener Tage sein. Man lese dazu die wunderbare Beschreibung der Stadt in Off 18. Sie wird den Gipfelpunkt alles menschlichen Könnens und Wissens darstellen. Babylon wird für den Genußmenschen ein wahres Paradies bedeuten. In bezug auf diese Stadt wird man gewiß auch ausrufen: „Wer ist dem Tiere gleich“; denn Babylon wird die große Hure genannt und die Braut des Antichristen sein, wie das himmlische Jerusalem die Braut des Lammes sein wird. Hier werden Handel und Industrie blühen wie kaum zuvor, dann wird nicht mehr Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sein, sondern Babylon. Die in Off 18,22 genannte berauschende Musik wird viele Hörer der ganzen Welt veranlassen, ihr Radiogerät (heute Fernseher) auf Babel einzustellen. Wir hörten bereits, daß die Stadt mit einer Hure verglichen ist, die gewöhnlich in üppigster Aufmachung daherkommt. Sie ist mit Scharlach gekleidet, übergoldet und mit Perlen geschmückt, sie trägt also das Kostbarste, was die Welt zu bieten vermag. Und doch, was ist diese Stadt im Vergleich zum himmlischen Jerusalem, das uns in Off 21 beschrieben wird. b) Mit dem Auge Gottes gesehen. Der Engel zeigt Johannes die Stadt Babel, wie Gott sie sieht, so daß sich der Apostel stark verwundert. Von der göttlichen Perspektive aus gesehen, erhalten wir allerdings ein ganz anderes Bild, nämlich das einer abscheulichen Hure. Wir haben hier nicht Raum, die Hure zu beschreiben, weil es schließlich nicht unser Gegenstand ist, heben aber nur hervor, daß siebenerlei über sie ausgesagt wird und daß sie der Inbegriff aller menschlichen Verkommenheit, alles Götzendienstes, alles Gotteshasses und aller Lästerungen, ja, die Behausung aller unreinen Geister ist. Es werden wiederum die Tage Noahs sein, auf die der Herr Bezug nimmt. Die, zu siebenfacher Herrlichkeit, wiederhergestellte Stadt wird die Hure genannt, die alle Völker mit dem Wein ihrer Hurerei trunken machen wird. Der Mensch sieht in dieser Stadt nur Rühmenswertes, der Eingeweihte aber schaut, wie Johannes, hinter die Kulissen und erblickt die Anbeter des Drachen und sieht die Tiefen Satans. Zu sagen, wie das manche Schriftausleger schreiben, daß die römische Kirche dieses hier beschriebene Weib sei, ist ein Irrtum. Nicht etwa, daß mir die Abgötterei und Hurerei Roms gutheißen möchten, im Gegenteil, denn von Rom aus fließt einer der trübsten Ströme durch die ganze Welt. Das ist übrigens nicht nur wahr vom Katholizismus, sondern betrifft leider auch den Protestantismus mit seiner alles verderbenden Bibelkritik, deren sich die großen Theologen des Protestantismus schuldig gemacht, und den gebührenden Lohn zu erwarten haben. Die Schrift zeigt uns also klar, daß weder Rom als Reich, noch die römische Kirche als System es sein können was über Babylon gesagt wird, sondern daß es eine Stadt sein wird, wie sie schon einmal an den Gestaden des Euphrats gestanden hat.
Das Gericht über Babel. Das kommende letzte große
Weltreich wird die kürzeste Lebensdauer aller geweissagten Reiche haben.
In Off 16,17-19 haben wir die Ankündigung des Gerichtes über dieses
Reich, und in Off 18 und 19 die Vollstreckung desselben. Die Stadt
Babel selbst wird durch ein großes Erbbeben in einer Stunde
verschwinden. Gott hat verheißen, Babylon in Seinem Zorn nicht zu
vergessen (Hes 38,20; Jes 2,19 bis 21; Hag 2,21-22). Ein Engel
sagt, daß Babylon wie ein Mühlstein ins Meer geworfen wird (
Babel, das über Jerusalem triumphierte und es nochmals in den Staub legen wird, wird sich also nicht für immer brüsten und Herrin der Welt sein können, sondern das verheißene und wohlverdiente Gericht empfangen. Das tief gedemütigte Jerusalem aber wird sich mächtiglich aus Seinen Ruinen erheben und das große geistliche und geistige Weltzentrum der ganzen Erbe werden.