Schriften von Georg R. Brinke
1Mo 19,12-22 - Wie ein Brand aus dem Feuer gerettet1Mo 19,12-22 - Wie ein Brand aus dem Feuer gerettet
Das ist das zweite Mal, daß Lot aus großer Gefahr gerettet worden ist. Das erste Mal war Abraham das Werkzeug in Gottes Hand, als er die feindlichen Könige besiegte und die Sodomiter samt der Beute rettete (Kap. 14). Dieses Mal sind es die beiden Engel, die Lot vor der Wut der Kanaaniter schützten, also vor den Menschen, die er sogar seine „Brüder“ nannte. Das Sprichwort lautet: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich will dir sagen, wer du bist.“ Nun ist Lot wieder allein mit den Engeln, während die mit Blindheit geschlagenen Sodomiter mühsam ihren Heimweg zum letzten Male antreten. Lot mußte nun leider zu spät erkennen, wohin er durch die Trennung von Abraham gekommen war. Trennung von Mitgläubigen ist stets vom Übel, es sei denn der Sünde oder falscher Lehre wegen.
Eine sehr ernste Belehrung. „Und die Männer (Engel) sprachen zu Lot: Wen du noch hier hast, einen Eidam und deine Söhne und deine Töchter, und wen irgend du in der Stadt hast, führe hinaus aus diesem Orte, denn wir wollen diesen Ort verderben, weil ihr Geschrei zu groß geworden ist vor Jehova; und Jehova hat uns gesandt, die Stadt zu verderben.“ Lot mochte sich kaum recht erholt haben von den Strapazen und dem Schrecken der Schlacht der Könige. Nun stand er vor einer noch furchtbareren Katastrophe, die innerhalb weniger Stunden hereinbrechen würde. Wie die Engel Lot nicht im Zweifel ließen über das, was bald kommen sollte, so sollen auch wir unsere Mitmenschen auf ihre schwere Zukunft hinweisen (Apg 20,26.27). Denken wir an Petrus, wie ernsthaft er zu seinen Zuhörern sprach: „Und mit vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie, indem er sagte: Laßt euch retten von diesem verkehrten Geschlecht (Apg 2,40)!“ Reden wir als Botschafter Christi auch so deutlich und eindringlich zu unseren Mitmenschen über ihr Seelenheil?
Ein unfruchtbares Zeugnis. Das erleben wir leider bei Lot. Er war weder seiner Familie noch seiner Umgebung ein Zeugnis im Gegensatz zu Abraham, dem nach der Seite hin Gott selbst das beste Zeugnis ausstellte (Kap. 18,19). Dasselbe hören wir auch über Noah, dessen ganze Familie gerettet wurde (1. Mose 7,7). Aus Vers 12 lernen wir, wie der Herr selbst um die Rettung unserer Angehörigen bekümmert ist. Das haben wir auch bei Abraham gesehen, der unablässig für Sodom betete. Über Lots Lippen dagegen ging kein Wort der Fürbitte für die Sodomiter. Lot hatte auch kein Bedenken, seine Töchter unbekehrten Männern als Ehefrauen zu geben. Abraham dagegen ließ Elieser sogar schwören, daß er seinem Sohne Isaak keine Kanaaniterin zum Weibe gebe. Es kam bei Lot so, wie es in solchen Fällen kommen muß: Die Schwiegersöhne nahmen ihren Schwiegervater nicht ernst. Unentschiedenheit war zu allen Zeiten mehr oder weniger die große Familiennot bis in unsere Tage hinein. Eltern versäumen es, ihre Kinder durch ihr eigenes Vorbild zu belehren, und vernachlässigen die nötige Zucht. Hätte sich Lot nur früher in ernster Weise um das Seelenheil seiner Familie gekümmert, dann wären sie nicht im Gericht mit den Sodomitern umgekommen. Nun aber war es zu spät.
Lot zögert immer noch. Die Warnung der Engel war so ernst, daß für irgendein Zögern kein Grund bestand. Doch sagt uns Vers 16: „Da er aber verzog . . .“ Konnte Lot selbst sich noch nicht trennen von Hab und Gut, oder waren es Frau und Töchter, die ihn noch aufhielten? Wir wissen es nicht. In Gottes Auftrag griffen die Engel selbst ein und ergriffen ihn und die Seinen bei der Hand. Nebenbei gesagt: vier Hände, und in jeder Hand eine Seele. Wie vielsagend und nachahmenswert. Bis in unsere Zeit werden gewisse Menschen geradezu nur gewaltmäßig gerettet (Sach. 3,2; Lk 14,23). Wir wollen unsere Mitmenschen überreden wie Paulus (2. Kor. 5,11), für sie beten wie Abraham in Kap. 18, über sie weinen wie unser Herr (Lk 19,41), und der Herr wird sie erretten.
Eine vierfache Anweisung (Vs. 17). Nachdem die Engel Lot und die Seinen herausgeführt hatten, gaben sie Lot weitere Anweisungen.
1. Rette dich, d. h. entfliehe dem kommenden Zorn!
2. Sieh nicht hinter dich! Lots Weib beachtete dieses Gebot nicht, so wurde sie zur Salzsäule. Sehne dich nicht zurück nach den Fleischtöpfen Ägyptens.
3. Bleibe nicht stehen! Halte es mit Elieser, der sagte: „Haltet mich nicht auf" (Phil 3,13.14; 1Kor 9,24).
4. Rette dich auf den Berg (Mt 24,16). Wir werden erinnert an den Hügel Golgatha, wo die alleinige Rettung für alle Menschen winkt. Lot gehorchte wieder einmal nicht, sondern erwählte sich Zoar, wo er schweren Schaden litt. Auf dem Berge hätte er wohl kaum Alkohol gefunden, um sich so zu berauschen und nachher so tief zu fallen.
Lots Einwände. Es fällt vielen Mensen immer wieder schwer, widerspruchslos den Weg zu gehen, den Gott vorschreibt. So erging es Lot in dieser entscheidungsvollen Gerichtsstunde. Lot antwortete dem Engel: „Ich kann nicht!“ Ehrlicher wäre es gewesen, wenn er gesagt hätte: „Ich will nicht!“ Redner Glaube sagt wie Paulus: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Lot wollte wiederum nicht den Weg der Absonderung gehen wie Abraham. Zoar gehörte ja noch zum Bereich Sodoms. Zoar bedeutet: etwas Kleines. Den groben Sünden kann man noch eher entsagen, nur nicht den kleineren (Kol 3,8-15). Die kleinen Füchse verderben den Weinberg. Ein kleiner Splitter verursacht große Schmerzen. Ein kleiner Stein im Schuh hindert den Lauf. Kleine Sünden beeinträchtigen den Herzensfrieden.
Sodom gibt uns ein doppeltes Zukunftsbild. Lot wurde aus Sodom gerettet, ehe die Stadt in Flammen aufging. Ebenso, so glauben wir, wird der Herr Seine Gemeinde aus dieser Welt herausnehmen, ehe die große Trübsal mit ihren Gerichten über diese Erde kommen wird. Die bloße Namenchristenheit weiß nicht, was bald über sie hereinbrechen wird, sie ist blind wie Lots Angehörige. Helfen wir ihnen, die Augen zu öffnen, denn dazu sind wir berufen (Apg 26,18).
Sodoms Untergang ist zugleich ein Vorbild auf das Endgericht. In 2. Petrus 3,12 lesen wir, daß am Ende die Elemente vor Hitze schmelzen werden. Was bei dem Gericht zu Lots Zeiten im kleinen geschah (Off 7,3; Hes 9,4), wird im großen im Endgericht über die ganze Erde kommen. Die Gottlosen wollen sich nicht warnen lassen (1. Mose 6,3) und gehen dem furchtbarsten Gericht entgegen.
Deshalb die Mahnungen: „Habt nicht lieb die Welt . . .“ (1Joh 2,15) und „Gehet aus von ihnen und rühret Unreines nicht an...“ (Jes 52,11; 1Kor 6,17).