Werfen wir nun einige Blicke auf verschiedene verherrlichte Scharen, die Johannes sah. Wir betrachten zuerst die Märtyrer aus der großen Trübsalszeit vor Gottes Thron, von denen auch der Herr in Mt 24 geredet hat. Zwar haben alle Gläubigen mehr oder weniger Trübsale, und sie sind sogar ein Teil ihrer Berufung (2Thes 1,5). Man denke an die vielen Glaubenshelden aus Heb 11 oder an die Gemeinde zu Smyrna (Off 2,8-11).
Eine wunderbare Vision. Die großen Herrlichkeitsvisionen, die Johannes sehen durfte, wogen seine Verbannung um Jesu willen reichlich auf. Schon in Off 1, dann in Kap. 4 und 5 schaute er in den Himmel und sah unaussprechlich Herrliches. Und nun sieht er eine neue unzählbare Schar: die Überwinder aus der großen Trübsal vor dem Throne Gottes. Atemlos wird sie Johannes bestaunt haben und einer der Ältesten kam ihm mit der Frage zu Hilfe:
Wer sind diese? Johannes wusste es nicht; wurde aber bald über diese geschmückte Schar belehrt.
Sie ist nicht die Gemeinde. Wäre es der Leib Christi gewesen, so hätte sie der Apostel erkannt. Zudem hatte Johannes die verherrlichte Gemeinde bereits in Off 4 und 5 gesehen. Sie ist es also nicht, sonst müsste ja die ganze Gemeinde durch die große Drangsal. Das aber ist unmöglich, weil ihr weitaus größter Teil dann bereits entschlafen ist. Außerdem unterscheidet sich die Gemeinde von dieser Schar dadurch, dass erstere goldene Kronen trägt, auf Thronen sitzt und Harfen in ihren Händen hat. Diese Trübsalsheiligen dagegen, die sich erst nach der Entrückung bekehrten, stehen nur vor dem Thron, tragen weiße Gewänder und haben Palmen in ihren Händen.
Diese große Schar kommt aus allen Völkern. Man darf sie wohl die einst törichten Jungfrauen nennen, die aber durch die schreckliche Ernüchterung (dass sie nicht an der Entrückung teilnahmen) nachträglich zur Bekehrung gelangten. Hingegen werden die, die das Evangelium gehört, aber ihm nicht geglaubt haben, dem Betrug des Antichristen anheimfallen (2Thes 2,8-10).
Ihre bewundernswerte neue Stellung. Eben standen sie noch in grausamsten Leiden ‑ nun aber sind sie von ihren Drangsalen befreit und stehen vor dem Throne Gottes. Welch ein Gegensatz! So wird der Herr alle ehren, die hienieden Seine Schmach getragen haben.
Johannes bewundert ihre Schönheit. Sie tragen weiße. Kleider, Hochzeitsgewänder. Ihre Schönheit verdanken sie dem Blut des Lammes. Die Kleider waschen ist unsere Sache (Off 22,14). Das weiße Kleid zeugt auch von Sieg über die Sünde.
Sie gehen als Sieger einher. Die Palme ist das Zeichen des Sieges, des Friedens und der Freude. Man denke an das Laubhüttenfest, das gerade dieses Merkmal trug (3. Mose 23,40). Nun hat der Herr über diesen Erlösten Sein Zelt errichtet, und sie jubeln unter Palmen in ewiger Freude.
Groß ist auch ihr Ruhm (Vers 10‑12). Sie schreiben ihre Freude allein Gott und dem Lamme zu. Ihr herrlicher Siegesgesang bringt die ganze Engelwelt, die Ältesten und die Lebewesen in Bewegung, denn alle fallen nieder und beten Gott an. Nach Vers 12 brechen sie in ein siebenfaches Lob aus.
Ihre siebenfache Vergeltung (Vers 16, 17). Worin besteht sie?
Sie hungern nicht mehr; denn viele starben an Hunger.
Sie dürsten nicht mehr, viele aus ihnen verschmachteten.
Sie leiden keine Trübsalshitze mehr wie ehedem.
Sie kennen auch keine Glut mehr, sondern sind geborgen unter dem Zelt, das der Herr über ihnen errichtet hat.
Er weidet sie auf grünen Auen und erfrischt ihre Seele.
Das Lamm führt sie zu den Quellen des Lebenswassers.
Er trocknet ihre Tränen, die sie während der unsagbaren Trübsal so reichlich vergossen hatten. Ja, groß ist ihr Lohn, und wie reich wird doch der göttliche Trost aller Leidenden sein! Unter viel Schmerz und Tränen wurden sie Seinetwegen gepeinigt und getötet, dann aber wird Er sie trösten. Das darf eine große Ermunterung für diejenigen sein, die durch besondere Trübsale gehen müssen. Sie bekennen mit Paulus: „Ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit“ (Röm 8,18). Das Wort gibt uns wohl deshalb so herrliche Blicke in die kommende Herrlichkeit, damit wir in Leiden mutiger ausharren.
Wie sind diese Gläubigen vor diesen Thron gelangt? Der Text selbst beantwortet die Frage.
Nicht durch Trübsal. Viele meinen, den Himmel als Lohn ihrer erduldeten Trübsale zu erhalten. Niemals! Der Trübsale wegen kommt keiner in den Himmel. Im Gegenteil, oft rufen sie die Sünde ins Gedächtnis (l. Mose 44, 16; 1Kön 17,18; Lk 16,25).
Nicht durch Leiden. Leiden sind nicht selten Gottes Mittel, Menschen zu sich zu führen. Wir erinnern an die vielen Leidenden, die in Jesu Tagen Rettung bei Ihm suchten (Mt 8, z. 6; 9, 18. 20. 30). Aber wodurch kamen sie vor Gottes Thron?
Durch Waschung. Sie haben ihre Kleider helle gemacht. Von Natur tragen wir ausnahmslos schmutzige Kleider, für den Himmel aber benötigen wir reine Gewänder. Nur sie passen in den Hochzeitssaal (Mt 22,11). Nur reine Menschen kommen in den Himmel (Off 21,27; 22,14) und schauen Gott (Mt 5,8). Von Sünden Gewaschene werden glückselig genannt (Off 22,14).
Durch das Blut des Lammes. Das Blut redet vom Opfer Christi. Nur Sein Blut vermochte diese Schar und dich und mich untadelig vor Gottes Thron zu stellen (Heb 9,22; 10,22; 1Joh 1,9). Wie tief auch der Schaden sein mag, Jesu Blut macht alles gut.