Als der Herr mit Philippus und Nathanael sprach, sagte Er unter anderem zu ihnen: „Von nun an werdet ihr den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen“ (Joh 1,51). Wie damals Jakob im Traum die Leiter sah, die bis an den Himmel reichte, und Engel Gottes an ihr auf- und niederstiegen, so sehen wir Engel auf dem wahren Israel (Jesus) während Seines Erdenlebens auf- und niedersteigen (1. Mose 28,12). Die Engel sind durch und für Jesus geschaffen. Sie umgaben ihn und dienten Ihm. Halten wir einen kleinen Überblick über das Leben des Herrn nach der Seite hin.
Die großartige Einleitung. Diese finden wir in der Anzeige des Vorläufers Johannes durch den Engel Gabriel. Gott unterbrach das lange Schweigen von etwa 400 Jahren. Derselbe Engel Gabriel, der nahezu 600 Jahre früher mit Daniel über Christi Geburt sprach, wurde nun zu Zacharias und Elisabeth geschickt, um ihnen die Geburt Johannes des Täufers, des großen Wegbereiters des Herrn, anzuzeigen. Welch einen tiefen Eindruck diese Engelerscheinung auf Zacharias und Israel machte, sagt uns Lukas in seinem ersten Kapitel.
Die Tätigkeit der Engel vor Christi Geburt. Wiederum war es Gabriel, der das Vorrecht hatte, zu einer einfachen Jungfrau zu gehen, um ihr die übernatürliche Empfängnis eines Sohnes zu verkündigen. Lukas berichtet ausführlich über die Unterredung Gabriels mit Maria, und von ihrer großen Ergebenheit und Geneigtheit, auf diesem Wege die Mutter des Herrn zu werden. Sie sagt: „Mir geschehe, wie du gesagt hast“; und der Engel schied von ihr. Maria wusste genau, was diese Ankündigung für nachteilige Folgen für sie haben werde. Man wird sie als eine Unzüchtige ansehen und ausstoßen. Und richtig, Josef, ihr Verlobter, wollte sie aus diesem Grunde heimlich entlassen. Er vermutete Untreue und konnte ihren Erfahrungen und Versicherungen nicht glauben. Nebenbei sei nur gesagt, dass alle, die, wie Maria, bereit sind, den Herrn in sich aufzunehmen, damit rechnen müssen, Schmach und Verfolgung zu tragen. Und dabei stoßen wir auf den zweiten Engel in der Vorgeschichte, nämlich auf jenen, der nachts mit Josef im Traum sprach und ihm befahl, Maria nicht zu entlassen, wie er beabsichtigt hatte, weil das von ihr Empfangene vom Heiligen Geist gewirkt und Gottes Sohn ist. Josef bekam noch viele Einzelheiten zu hören, u. a. dass der Geborene die Erfüllung der langersehnten Verheißung sei und Sein Name „Emmanuel“ heißen werde. Die Folge dieser Engelsbotschaft ist uns bekannt. Josef nahm Maria auf diesen göttlichen Befehl hin zum Weibe (Mt 1,19 ff.). Willig trug Josef mit seinem jungen Weibe die Schmach Christi. Er, der einfache Zimmermann, sollte zu solchen Ehren auserkoren sein, Vaterstelle des Retters und Königs seines Volkes anzunehmen. Wer kann sich ausdenken, wie überwältigt Josef aus seinem Schlafe erwacht sein wird, nachdem er im Traum durch einen Engel solche Weisung erhalten hatte. Wird er nicht ähnlich wie einst ein Jakob in Bethel ausgerufen haben: „Dieser Gott soll mein Gott sein!“
Die Engel bei der Geburt Christi. Noch nie ist eine Geburt auf solche Weise angezeigt worden. Ein Engel des Herrn verkündigte den Hirten das Ereignis (Lk 2). Die Herrlichkeit Gottes erleuchtete jene dunkle Nacht und umstrahlte die furchtsamen Hirten. So eindrucksvoll und bestimmt waren die Worte des Engels, dass die Hirten, ohne zu zweifeln, von Erstaunen und Bewunderung erfüllt eilends hingingen, um den angekündigten Heiland zu sehen. Hatte denn sonst niemand die Stimme des Engels vernommen, niemand anders die himmlischen Heerscharen gesehen? Konnte Gott sich sonst niemanden offenbaren? Offenbarte der Herr sich zuerst den Hirten im Hinblick auf Sein Hirtenamt, weil Er der Erzhirte der Schafe sein werde. Wie unbegreiflich muss es den Engeln vorgekommen sein, dass ganz Jerusalem kein Interesse an diesem neugeborenen König hatte. Ja, schon bei der Geburt des Herrn sehen wir etwas von jener späteren Verwerfung: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“
In Verbindung mit Christi Geburt begegnen wir nochmals einem Engel, wenn nicht gar zweien. Kaum war das Große geschehen, der König Israels war geboren, und schon wollte Herodes Ihn umbringen. Diesen Plan machte Gott durch einen Engelseingriff zunichte. Ein Engel erschien dem Josef im Traum mit dem Auftrage, Maria und das Kindlein zu sich zu nehmen und bis auf weitere Weisung nach Ägypten zu fliehen (Mt 2,13).
Josef gehorchte der Stimme des Engels und floh nach Ägypten. In Mt 2,19 begegnen wir einer zweiten Engelerscheinung in Verbindung mit Jesu Kindheit. Ein Engel muss Josef Nachricht bringen, dass Herodes gestorben und somit der Weg offen sei, in die Heimat zurückzukehren.
Möglicherweise war es auch ein Engel, der die Weisen aus dem Morgenlande vor Herodes warnte (Mt 2,12).
Die Engel nach Christi Versuchung. Listig trat der einstige Engelsfürst Satan mit schweren Versuchungen an den Sohn Gottes heran, um ihn zu Fall zu bringen (Mt 4). Satan mag gedacht haben, diesen zweiten Adam ebensoschnell in Übertretung führen zu können wie einst den ersten. Wir wissen aber, dass alle drei Versuche glatt fehlschlugen. Wie hätte auch der Sohn Gottes sündigen können! Gott kann doch nicht sündigen. Geschlagen musste Satan abziehen. Der erste Versuch der alten Schlange, den Herrn als Kindlein zu töten, hatte fehlgeschlagen; nun musste Satan noch die größere Niederlage erleben. Aber kaum hatte der Herr über Satan gesiegt, so traten Engel heran und dienten Ihm (Mt 4,11; Mk 1. 13). Was der besondere Engelsdienst war, wissen wir nicht. Wenn aber Engel dem Herrn nach diesem großen Sieg dienten, so muss der Kampf nicht unbedeutend gewesen sein. Letzten Endes hat der Herr uns zugute gekämpft und Satan überwunden, deshalb wollen wir Ihm dienen und Mitkämpfer am Evangelium sein.