In meinem vorangehenden Buch „Abraham, der Freund Gottes“ beschäftigten wir uns mit dem Leben des Erzvaters und Glaubenshelden Abraham und streiften zum Teil auch die Geschichte seines Sohnes Isaak. In der vor uns liegenden Arbeit wollen wir uns mit dem Leben Jakobs befassen. Wir wollen auch hier nur die wichtigsten Episoden vor unserm Auge abrollen lassen. Unser erster Abschnitt soll einen Überblick bieten. Gewisse Wiederholungen sind angesichts der engen Verflechtung mit dem Leben seines Vaters Isaak unvermeidlich.
Die Eltern Jakobs sind uns aus dem Lebensbild Abrahams bereits gut bekannt: Isaak, der Sohn Abrahams, und Rebekka, die Tochter Bethuels, eine Nachkommin Sems.
Isaak war 40 Jahre alt, als er heiratete. Zwanzig Jahre hindurch blieb die Ehe kinderlos. Obwohl Isaak die Verheißung kannte, nach der er Vater einer großen Nation werden sollte, mußte er erfahren, daß der verheißene Segen nicht auf natürlichem Wege geschenkt wurde, sondern auf dem Wege des Glaubens, genau wie bei seinem Vater Abraham. Rebekka mußte denselben Leidensweg gehen wie ihre Schwiegermutter Sara. Heiße Segenswünsche wurden ihr beim Abschied aus dem Elternhause mitgegeben: „Und sie segneten Rebekka und sprachen zu ihr: Du, unsere Schwester, werde zu tausendmal Zehntausenden, und dein Same besitze das Tor seiner Feinde“ (1. Mose 24,60). Doch ihrer schweren Prüfung, der Unfruchtbarkeit, bedurfte sie genau so nötig wie ihre Schwiegermutter Sara. Bei Isaaks Brüdern: bei Ismael und den Kindern der Ketura, des zweiten Weibes Abrahams, wimmelte es geradezu von Kindern. Der Erbe der Verheißung aber ging auf Jahrzehnte hinaus leer aus. Es ging durch Harren und Trübsale. Wo aber findet sich ein Ausweg aus solchen Nöten?
Wir lesen: „Isaak betete“ (1. Mose 25, 21). Sein Glaube bezüglich eines Erben war stärker als der seines Vaters Abraham, der sich der Hagar, der Magd Sarais, bediente, um einen Sohn zu zeugen. Isaak hatte sein Weib Rebekka auf dem Weg des Glaubens erhalten und at gleiche Weise sollte ihm nun der Sohn geschenkt werden. Isaak betet für sein Weib: darin ist er allen Ehemännern ein Vorbild (l. Petr. 3, 7). In vielen christlichen Ehen ist das leider nicht so. Ehemann, der du dieses liesest, folge dem Beispiel Isaaks, und dein Haus wird gesegnet sein. Das Glaubensgebet soll unsere Zuflucht sein und ist bis heute der einzige Ausweg aus allerlei Nöten und besonders auch aus der Not der Unfruchtbarkeit.
Die Erhörung: Isaak „betete im Glauben und zweifelte nicht“ (Jak 1,6). Zu bedauern ist nur, daß er erst nach zwanzig Jahren seine Zu flucht zum ernstlichen Gebet für sein Weib nahm. Dieses schwere Versäumnis haben wir uns wohl schon alle zuschulden kommen lassen. Groß ist die Zahl der Gläubigen, die leider fast zu spät ihre geistliche Unfruchtbarkeit erkennen und dann zu Gott schreien.
Neue Schwierigkeiten. Auf das ernste Gebet des Glaubens hin fand die so lange andauernde Unfruchtbarkeit ein Ende. Die Trübsal der Rebekka wurde bald durch eine neue Glaubensprobe abgelöst (Vers 22), wohl durch besondere Nöte während ihrer Schwangerschaft. Fruchtbarkeit sowohl leiblicher als auch geistlicher Art wird oft von schweren Nöten überschattet. Möglicherweise stand Rebekkas Leben auf den Spiel. Ganz ähnlich geht es im Glaubensleben. Wir flehen um tiefere Segnungen, und gerade dann erfahren wir den harten Widerstand Satans. Ehe Gotteskinder fruchtbar werden, geht alles recht ruhig zu, sobald aber der Heilige Geist durch uns Sein Werk ausrichten möchte, beginnt der harte Kampf (Gal 5,17). Unser Kampf ist ja nicht wider Fleisch und Blut, sondern gegen Satan, Sünde und Fleisch (Eph 6,12)
Der Ausweg aus der neuen Not. Rebekka ging hin, den Herrn zu befragen (Vers 22). Von alters her ging man zum Seher (1Sam 9,9). Da Abraham noch lebte und von Gott selbst ein Prophet genannt wird (Kap. 20, 7), so mag sie zu ihm gegangen sein. Die göttliche Antwort lautete, daß zwei verschiedene Nationen aus Rebekka hervorgehen werden, die sich feindlich gegenüber stehen. Auch im geistlichen Leben erfahren wir es beständig, wie zwei Mächte in uns kämpfen: die beiden größten Gegensätze in uns: Geist und Fleisch. Aber seien wir getrost (Jos 1,6-9): alle, die wie Rebekka damit zum Herrn gehen, erfahren Ihn und Seine Hilfe.
Ein großer Tag. Wie einst im Hause Abrahams die Geburt Isaaks festlich begangen wurde, so war es sicherlich auch hier, als die beiden Knaben Esau und Jakob geboren waren. Als man ihnen nun ihre Namen gab, hat man sich offenbar an das gehalten, was bei der Geburt aufgefallen war. Der Erstgeborene wurde „Esau“ genannt, das heißt „der Haarige“. Er war „rötlich“ zur Welt gekommen und am ganzen Körper mit Haaren bedeckt ‑ „wie mit einem härenen Mantel“ ‑ wie das Wild, dem er später nachjagte, denn er wurde ein großer Jäger. Der Name seines Bruders war „Jakob“, das heißt „Fersenhalter“, denn er hatte bei der Geburt die Fersen seines Bruders ergriffen, als wollte er sich mit dieser allerersten Regung schon nach dem Erstgeburtsrecht des Esau ausstrecken. Erst später (Kap. 27, 36) legte Esau diesem Namen seines Bruders die üble Bedeutung „Überlister“ bei und trifft damit eine den Jakob kennzeichnende charakterliche Eigenart, die nicht umsonst hier erwähnt wind.