Die Erwählung ist wiederholte Male in der Schrift erwähnt und bildet einen wesentlichen Bestandteil des Vorsatzes Gottes. Sie ist eine Sache des Wohlgefallens und Willens Gottes und von Gott vor Grundlegung der Welt festgesetzt (Eph 1,4.5). Es führt aber auf Abwege, wenn die Anhänger der unbedingten Prädestination (Zuvorbestimmung), gestützt auf Röm 8,29.30 lehren, dass einige Menschen zur Seligkeit und andere zur Verdammnis bestimmt seien. Das ist kalte Philosophie und widerspricht dem Schriftganzen, vor allem aber dem Schriftwort: „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde“ (1Tim 2,4). Die wichtige Frage, ob Gott gewisse Menschen zum Leben und andere zur Verdammnis bestimmt hat, hat Gottes Volk zu allen Zeiten beschäftigt. Und, wie man in anderen Wahrheiten leider extrem geworden ist, so auch in der Frage der Erwählungslehre. Dazu hat der dunkle Theologe „Satan“, der die Schrift gut kennt und bei jeder Gelegenheit versucht, Gott Ungerechtigkeit vorzuwerfen, Kapital daraus geschlagen. So flüstert Satan dem Menschen durch falsche, einseitige Belehrung zu, dass es nutzlos sei, sich bekehren zu wollen, wenn Gott ihn nicht zum ewigen Leben bestimmt habe. Bei der Erwählung handelt es sich genau genommen um Seligwerden, um Stellung und Aufgabe. So steht die Gemeinde als Erstlingsfrucht des Todes und der Auferstehung Christi als Zeugin und Priestervolk Gottes in dieser Welt auf dem Schauplatz der Sünde und des Todes und zwar nach der ewigen Gnadenwahl Gottes. Alles, was sie besitzt, (auch der Einzelne) besitzt sie nach Gottes Gnadenwahl und nicht aus Verdienst. Die Schrift lehrt einerseits die göttliche Erwählung und anderseits spricht sie vom freien Willensentschluss des Menschen. Wir wollen kurz versuchen, die zwei Gegenstände zu unterscheiden.
Wen Gott erwählt. Gott erwählt verlorene Menschen. Der natürliche Zustand des Menschen ist in den ersten Kapiteln des Römerbriefes deutlich beschrieben. Er ist geradezu hoffnungslos, aber Gottes Liebe grenzenlos, indem Er für alle Verlorenen Seinen geliebten Sohn dahingegeben hat. An diese Verlorenen tritt Gott in Gnaden heran, rettet und bestimmt sie für Seine Zwecke.
Was heilst erwählen? Es heißt herausnehmen! Gott nimmt sich etliche für Seine besonderen Absichten heraus. Er erwählte:
Körperschaften. Gott erwählte sich Israel (Jes 45,4),
beginnend in der Person des Abraham und bestimmte dieses Geschlecht zum
Segen aller Völker. Und, wenn dem Töpfer das erste Gefäß missraten ist,
so wird ihm das folgende gelingen und zwar aus demselben Ton (
Die Gemeinde (Apg 20,28b). Gott erwählt sich in diesem Zeitalter die Gemeinde, Seinen Leib, um durch sie die mannigfaltige Weisheit Gottes kundzutun( Eph 3,10).
Einzelpersonen (1Pet 1,2). Ganz plötzlich nimmt Gott da und dort Menschen aus der Welt für seine besonderen Zwecke heraus. Man denke an die zwölf Apostel, die Jesus bei verschiedenen Gelegenheiten zum Apostelamt rief, oder an Saulus, den Er sich erwählte, um der Apostel der Nationen zu werden. Und es ist gar kein Zweifel daran, dass der Herr auch dich und mich zur Sohnschaft bestimmt hat, und zwar vor Grundlegung der Welt, und unsere Namen ins Lebensbuch eingeschrieben hat (Phil 4,3; Off 3,5). Wir sind Sein Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, auf dass wir in ihnen wandeln sollen (Eph 2,10).
Die Vö1ker. Obwohl sie bis heute noch in Blindheit dahingehen, so ist doch der Tag nahe, da auch sie in den Vordergrund der Gedanken Gottes rücken werden, nämlich im Millenniumszeitalter.
Wann hat uns Gott erwählt? Israel erwählte Er vor etwa 4000 Jahren in der Person des Abraham. Die Gemeinde aber vor Grundlegung der Welt (Eph 1,3). Das ist für uns ein unfassbares Geheimnis, das kein Schriftgelehrter lösen wird. Schon vom ersten Blatt der Bibel ab finden wir Gottes unausforschliche Erwählung. So erwählte Gott den jüngeren Abel vor dem älteren Rain; einen Sem neben Ham und Japhet, einen Abraham neben Nahor und einen hinterlistigen Jakob vor einem scheinbar edleren Esau. Aber obwohl Gott Abel erwählte, ging er nicht an Kain vorüber. Und wenn Gott einen Jakob liebte, dagegen Esau hasste, so ist das ganz begreiflich, denn Jakob suchte das Erstgeburtsrecht und den damit verbundenen Segen, welchen Esau verachtete.
Wie geschieht diese Erwählung? Nach Vorkenntnis Gottes (1Pet 1,2), und ganz aus Gnaden. Es ist also von vornherein jegliches Verdienst ausgeschlossen (Röm 9,2; 11,5.6). Die göttliche Erwählung ist folglich ein souveräner Gnadenakt Gottes, indem Er sich Sünder aus der Menschheit herausnimmt und sie für Seine besonderen Zwecke bestimmt.
Wozu Gott erwählt. Gewiss zur Seligkeit, aber nicht allein nur dazu (2Thes 2,13). Er hat uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft (Eph 1,5). Er hat uns zu Seinem Dienst erwählt und ganz bestimmte Verantwortung auf uns gelegt (Joh 15,16). Gott erwählte z. B. den Abraham nicht nur für sich selbst, sondern, dass durch ihn alle Geschlechter der Erde gesegnet würden.